Autohändler aus Schwaigern will Carsharing anbieten
Der Kraichgau und das Zabergäu sollen an vier Standorten einen Carsharing-Punkt bekommen

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof soll den Bad Rappenauer Bürgern künftig wieder ein Carsharing-Auto zur Verfügung stehen. Einen materiellen Schlüssel bekommt man zwar nicht, doch der Wagen lässt sich mit Kundenkarte oder App öffnen. Symbolfoto: Falk-Stéphane Dezort
Von Falk-Stéphane Dezort und Tim Kegel
Bad Rappenau/Eppingen/Sinsheim. Der Trend weg vom eigenen Auto, hin zum fahrbaren Untersatz auf Zeit, zeigt sich vor allem in den Großstädten. Nun sollen auch der Kraichgau und das Zabergäu an vier Standorten einen Carsharing-Punkt bekommen.
"Wir wollen die Region unterstützen", sagt Florian Bölz vom gleichnamigen Autohaus aus Schwaigern auf Nachfrage der RNZ. Für ihn sei Carsharing praktisch und eine ideale Sache. Menschen, die kein eigenes Auto haben, könnten sich so schnell eins leihen und damit zum Einkaufen fahren oder einen Tagestrip unternehmen. Während Brackenheim, Bad Rappenau und Sinsheim bereits grünes Licht für das Vorhaben gegeben haben, wartet der Autohändler noch auf eine Entscheidung aus Eppingen. Dort sei man noch ganz am Anfang und das Thema werde intern beraten. Außerdem müsse man erst nach geeigneten Standorten suchen, erklärt Marcel Gencgel, Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus.
Hintergrund
Hintergrund Und so funktioniert's!
Florian Bölz arbeitet mit dem deutschlandweiten Carsharing-Netzwerk Flinkster von der Deutschen Bahn zusammen. Kunden müssen sich zunächst dort registrieren. Anschließend kann das Leihauto übers Internet gebucht und
Hintergrund Und so funktioniert's!
Florian Bölz arbeitet mit dem deutschlandweiten Carsharing-Netzwerk Flinkster von der Deutschen Bahn zusammen. Kunden müssen sich zunächst dort registrieren. Anschließend kann das Leihauto übers Internet gebucht und mit einer Kundenkarte oder per App auf dem Handy entsperrt werden. Der Autohändler rechnet damit, dass eine Anmeldung über ihn unter zehn Euro kosten wird - eine Registrierung bei Flinkster direkt kostet ohne Bahncard einmalig 29 Euro. Auch bei den Nutzungsgebühren will der Unternehmer unten ansetzen. "Wir machen das nicht wegen des Geldes", meint Bölz. "Es wird ein Nullgeschäft." Der Tagestarif (zwischen 8 und 22 Uhr) liege bei 2,30 Euro pro Stunde, in der Nacht (22 bis 8 Uhr) kosten 60 Minuten 1,50 Euro. Hinzu kommt eine Kilometerpauschale von 19 Cent. (fsd)
Dass in Bad Rappenau so ein Angebot nach nur kurzer Zeit mangels Interesse eingestellt wurde, schreckt den Unternehmer nicht ab. "Wir haben einen großen Trumpf - das ist der Faktor Zeit. Wir bieten das Angebot minimum ein Jahr an und schauen dann, wie es angenommen wird. Vielleicht muss man den Standort ändern", erklärt Bölz. "Wir trauen uns das zu." In Bad Rappenau will er sich auf Veranstaltungen präsentieren und sein Projekt vorstellen.
Der Carsharing-Idee gegenüber "sehr offen" zeigte sich auch der Sinsheimer Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Nach Gesprächen mit Bölz will Albrecht die Planung am kommenden Montag im Gemeinderat bekannt geben. "Es ist für uns kostenlos, es gibt kein finanzielles Risiko, also sollten wir das machen." Am Bahnhof von Sinsheim werde derzeit ein passender Stellplatz ermittelt. Ein Hemmnis für effektives Carsharing sieht Albrecht in der Flächengemeinde Sinsheim und der großen Entfernung einzelner Ortsteile zur Kernstadt, weshalb es "bislang eine gewisse Skepsis" gegeben habe. Albrecht weiter: "Schlägt es ein, dann haben wir den Beweis. Lohnt es sich nicht, dann haben wir ihn auch."
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Aktuell baut der Autohändler die Fahrzeuge um. Im August können sie bereitgestellt werden. Wann sie aber auch in den Städten zur Verfügung stehen, das hänge von den Kommunen ab. So müssen die Parkplätze noch umgewidmet werden. In Bad Rappenau soll das Leihauto direkt am Bahnhof unter einer Linde stehen, erklärte Ordnungsamtsleiter Roland Deutschmann im Technischen Ausschuss. "Der Unternehmer hat den Platz für gut befunden." Darüber hinaus hat die Verwaltung Bölz mitgeteilt, dass sie bei Bedarf auf das Carsharing-Auto zurückgreift, erklärt OB Sebastian Frei.
An den Bahnhof müssen die Autos nach der Benutzung auch zurückgebracht werden. "Eventuell wird es so kommen, dass die Wagen auch im Umkreis abgestellt werden dürfen. Wir müssen sehen, ob wir das wollen."
Sollten die Autos mit Navigationsgeräten, Rückfahrkameras und weiteren technischen Feinheiten gut angenommen werden, kann sich Bölz vorstellen, die Flotte um weitere Autos und auch einen Transporter zu erweitern. "Wir lassen uns überraschen", sagt der Autohändler. Aktionen und Angebote sind bereits in Planung. So steht für Neubürger eine Kundenkarte zum halben Preis im Raum. "Da müssen wir noch Gespräche führen."



