Waldbrand im Schwetzinger Hardt

Hat eine Glasscherbe das Feuer ausgelöst?

Feuerwehr reagierte schnell und dämmte Flammen ein – Brandgefahr steigt wieder

05.07.2018 UPDATE: 06.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Rückblick 2003: Drei Hektar Wald standen im "Rekord-sommer" in Flammen. Foto: Lenhardt

Von Sebastian Blum

Schwetzingen. Am Dienstag sprach der Leiter des Forstbezirks Rheintal-Bergstraße, Sebastian Eick, noch eine Warnung für den gesamten Rhein-Neckar-Kreis aus: "Die letzten Niederschläge in der Region, die tatsächlich auf dem Waldboden ankamen, liegen bereits über vier Wochen zurück."

Extrem hohes Brandrisiko bestehe vor allem in den Kiefernwäldern zwischen Mannheim und Altlußheim. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) konstatierte höchste Waldbrandgefahr. Bereits einen Tag später war es dann passiert: In der Schwetzinger Hardt hat es gebrannt.

Wie das Kreisforstamt bestätigt, hat ein Jäger am Mittwochvormittag eine Rauchsäule in einem abgelegenen Waldstück gesehen und sofort Feuerwehr und Polizei informiert. "Der schnellen Reaktion der Wehrleute ist es zu verdanken, dass sich der Brand nicht ausgebreitet hat", sagte Forstamtsleiter Dieter Münch gegenüber der RNZ.

Hintergrund

Oftersheim/Schwetzingen. (zg/sbl) Wegen der nach wie vor hohen Waldbrandgefahr in der Region durch das trockene Wetter hat die Oftersheimer Verwaltung nochmals Informationen für die Bevölkerung zusammengefasst. Zusätzlich stellt der Deutsche Wetterdienst von März bis Oktober

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Oftersheim/Schwetzingen. (zg/sbl) Wegen der nach wie vor hohen Waldbrandgefahr in der Region durch das trockene Wetter hat die Oftersheimer Verwaltung nochmals Informationen für die Bevölkerung zusammengefasst. Zusätzlich stellt der Deutsche Wetterdienst von März bis Oktober täglich aktualisierte Gefahrenprognosen für Waldbrände im Internet bereit. Anhand eines Indexes werden rund 500 Orte in einer Deutschlandkarte klassifiziert. Dabei gelten für Waldbrandgefährdungen die Stufen Grün (1), Gelb (2), Orange (3), Rot (4) und Lila (5).

Da der Mensch - ob absichtlich oder unabsichtlich - eine Vielzahl der Waldbrände verursacht, erinnert das Ordnungsamt an die wichtigsten Verhaltensregeln in der Hardt:

Offenes Feuer darf nicht im Wald und in Waldnähe gelegt werden.

Ein grundsätzliches Rauchverbot im Wald gilt in der Zeit vom 1. März bis 31. Oktober.

Zigarettenreste dürfen nicht aus dem Auto geworfen werden.

Autos dürfen bei Ausflügen in die Natur nur auf ausgewiesenen Parkplätzen geparkt werden. Grasflächen können sich durch heiße Katalysatoren entzünden.

Waldeinfahrten sind stets freizuhalten, denn sie sind wichtige Rettungswege. Park- und Halteverbote sind unbedingt zu beachten.

Ein schwarzes Flammensymbol weist Orte aus, an denen Feuerstellen erlaubt sind. Das Feuer sollte immer beaufsichtigt und vor dem Verlassen sorgfältig gelöscht werden.

Grillen im Wald auf mitgebrachten Gartengrillgeräten ist nicht gestattet.

Brände und Rauchentwicklungen sowie Unfälle sofort über Notruf 112 melden. Sofern keine Eigengefährdung entsteht, sollen Entstehungsbrände durch eigene Löschversuche an der Ausbreitung gehindert werden.

Nach dem Strafgesetzbuch ist die fahrlässige und vorsätzliche Brandstiftung allgemein und das Herbeiführen einer Brandgefahr für den Wald durch Rauchen, offenes Feuer und das Wegwerfen von glimmenden Gegenständen strafbar. Auch in den Vereinsanlagen sowie Kleingärten in Waldnähe ist besondere Vorsicht geboten. Möglichst sollte dort bei Höchsttemperaturen auf Grillen im Außenbereich und auf offenen Feuerstellen verzichtet werden. Offenes Feuer ist auch aus den genannten Gründen derzeit an der Feuerstelle der Grillhütte Oftersheim nicht möglich. Sie wurde vorübergehend geschlossen.

Zur Erinnerung: Im August 2003 ist es im Hardtwald zu einem verheerenden Waldbrand gekommen, der nur durch ein Großaufgebot der Feuerwehren des Umkreises erfolgreich bekämpft werden konnte. Damals ging der Brand von den Eisenbahnschienen aus, wie der Leiter des Kreisforstamts, Dieter Münch, berichtet. Die Bremse einer Eisenbahn war in den Gleisen festgesessen, es kam zum Funkenflug. Die angrenzende Böschung geriet in Brand. Vielen Bürgern aus der Region ist dieser Brand noch in Erinnerung, weil es sich nicht um ein Bodenfeuer wie am Mittwochvormittag, sondern um einen Kronenbrand handelte. Vom Feuer betroffen waren etwa drei Hektar Wald.

Info: Informationen zum Index für Waldbrandgefahr gibt es beim Deutschen Wetterdienst im Internet unter www.dwd.de.

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Es seien nur 0,2 Hektar betroffen, was in etwa einer Fläche von 50 auf 50 Metern entspricht. Die Schwetzinger Feuerwehr hatte die Einsatzleitung, die Hockenheimer Kameraden rückten mit elf Mann zu Hilfe.

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Das Feuer war rasch gelöscht. Doch der Oftersheimer Forstrevierleiter Andreas Kolb hat etwas beobachtet, wie Dieter Münch berichtet: "Obwohl sich das Feuer abseits der Waldwege mitten in den Kiefernbeständen entwickelte, gab es an der Stelle wohl ein Lager, wo sich Menschen aufhielten."

Kolb habe Glasscherben gefunden. "Ich formuliere mal vorsichtig: Da könnte es einen ursächlichen Zusammenhang geben", so Münch. Andreas Kolb konnte diese Aussagen am Donnerstag nicht bestätigen. Auch von offizieller Seite heißt es nur, die Polizei ermittele.

Doch durch wochenlange Trockenphasen braucht es nur einen ungünstigen Winkel zwischen Sonneneinstrahlung und Glasscherbe. "Das ist brandtechnisch noch nicht verifiziert", mahnte Münch zur Vorsicht. Doch eine Zahl der Gemeindeverwaltung Oftersheim, nach der etwa 97 Prozent der Waldbrände durch Menscheneinwirken verursacht werden, wollte er auch nicht dementieren. "Das kann ich nicht bestätigen, erscheint mir aber durchaus plausibel." Was nicht bedeutet, dass Menschen automatisch mutwillige Brandstifter sind.

Ein Beispiel: Die Regionalbahn zwischen Mannheim und Karlsruhe fährt durch den Wald. Ein einfacher Funkensprung auf den Gleisen kann die Böschungen in Brand setzen, wie das bereits 2003 der Fall war. Genauso gefährlich sind aus dem Auto geworfene Zigarettenstummel oder heißgelaufene Motoren von Fahrzeugen, die nicht ordnungsgemäß auf einem Schotterweg oder ausgewiesenen Parkplatz abgestellt sind.

Derweil müssen Förster nun die abgebrannten Pflanzen betrachten. In dem betroffenen Gebiet stehen laut Dieter Münch 40-jährige Kiefern mit Unterwuchs aus kleineren Kiefern und Buchen. Die älteren Bäume seien etwa 15 Meter hoch und wohl nicht stärker beschädigt. "Es war ein klassischer Bodenbrand", so der Experte.

Am Mittwoch brannte es in der Schwetzinger Hardt. Die Feuerwehr war schnell vor Ort und verhinderte Schlimmeres. Foto: Lenhardt

Der Deutsche Wetterdienst hat die Metropolregion gestern in seinem Waldbrandindex wieder in die niedrigsten Gefahrenstufen Grün und Gelb eingeteilt. Das bedeutet zunächst, dass die Waldbrandgefahr von Anfang der Woche drastisch gesunken ist.

Grund dafür waren die am Mittwoch anhaltenden und teils heftigen Niederschläge. "In so einer Situation ist Regen das Beste, was passieren kann", erklärte Uwe Kirsche, Pressesprecher des Wetterdiensts. Er mahnte jedoch sofort: "Was nicht heißt, dass nach dem Regen alles schlagartig besser wird."

Wenn die Wolken verschwinden, die Luftfeuchtigkeit abnimmt und die Temperaturen steigen, spricht jeder vom Badeseewetter. Für die Förster heißt das allerdings auch, dass ihre Wälder in größerer Gefahr sind. In der Metropolregion steigt das Brandrisiko zum Wochenende hin wieder, wie der Wetterdienst mitteilt. Allerdings (noch) nicht auf die höchste Gefahrenstufe Lila.

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