Waldschutzgebiet "Schwetzinger Hardt": Infotafeln aufgestellt
Ziele der Waldnutzung sollen so vereint werden

Sie weihten die neuen Informationstafeln zum Waldschutzgebiet offiziell ein: (von links) Förster Andreas Kolb, OB René Pöltl und die Förster Dieter Münch und Sebastian Eick. Foto: len
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Es ist ein Schatz, der unmittelbar vor der Haustür liegt. Ein Schatz allerdings mit einem beträchtlichen Spannungsverhältnis. Das Regionale Waldschutzgebiet "Schwetzinger Hardt", über 3000 Hektar groß und mitten in der dicht besiedelten Metropolregion gelegen, soll sehr unterschiedlichen Zielen dienen. Zuvorderst soll die historisch gewachsene Biotop- und Artenvielfalt geschützt werden. Darüber hinaus ist der Wald aber auch ein wichtiger Naherholungsraum für den Menschen - und nicht zuletzt ein Ort der Waldbewirtschaftung.
Ziele, die sich auf den ersten Blick zu widersprechen scheinen. Aber das Förster Trio Dieter Münch, Leiter des Kreisforstamtes, Sebastian Eick, Leiter des Forstbezirks Rheintal, und Revierleiter Andreas Kolb sind sich sicher, dass die Ziele mit etwas Verständnis und Rücksicht miteinander vereinbar sind.
Einen Teil dieses Weges absolvierten sie jetzt gerade mit der Aufstellung von Informationstafeln an den elf wichtigsten Zugängen der sieben Hardtgemeinden zum Wald. Damit werde der Besucher für die Geschichte und Belange des Waldes sensibilisiert und bekomme darüber hinaus ganz praktische Verhaltensregeln an die Hand, war dabei zu hören - ein Projekt, das auch bei Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl auf offene Ohren stieß. Für ihn gehören die ganze Region, die Stadt und der Wald untrennbar zusammen. "Unsere Stadt wurde und wird von diesem Wald geprägt."
Und genau darauf sollen die Menschen mit diesen neuen Informationstafeln an der Sternenallee und bei der "alla hopp-Anlage" aufmerksam gemacht werden. Nur was der Mensch kenne und verstehe, so der Oberbürgermeister, betrachte er auch als schützenswert.
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Inhaltlich sind die Tafeln zweigeteilt. Ein Teil informiert ausführlich darüber, welche Bereiche des Waldes der Naherholung dienen und welche Gebiete geschont werden sollen. Dabei geht es um Regeln wie die Leinenpflicht für Hunde von Februar bis August oder das Verbot von Geocaching im Bereich des Bann- und Schonwaldes. Es wird aber nicht nur verboten, sondern auch erklärt. Die Leinenpflicht etwa ist für bodenbrütende Vogelarten geradezu überlebensnotwendig.
Das ganze Areal ist auch in den Augen Sebastian Eicks ein einziger Schatz. Hier befindet sich das größte zusammenhängende Flugsand- und Dünengebiet in Baden-Württemberg. Entstanden in der letzten Eiszeit, ist es heute Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten, wie den Ziegenmelker oder die Heidelerche sowie Sandveilchen und Weißmoos. "Es ist ein kleines Paradies", so Eick und Dieter Münch - aber ein Paradies, das auch genutzt werden soll und darf. Bei der hier praktizierten nachhaltigen Forstwirtschaft wird dem Wald im Jahr exakt so viel Holz entnommen, wie im selben Zeitraum nachwächst - jährlich rund 20.000 Kubikmeter, die vor allem für den Bau und als Brennholz für den privaten Gebrauch genutzt werden.
Im zweiten Teil wird dann ein direkter Bezug des Waldes zur jeweiligen Nachbargemeinde hergestellt. In Schwetzingen geht es dabei um die Themen "Sternallee", "Historische Jagd" und "Wasser". Mit letzterem wird die "existenzielle Bedeutung" des Schwetzinger Hardts für die regionale Wasserversorgung hervorgehoben.



