Trinkertreff kommt nicht in den Jungbusch
Gemeinderat stimmte gegen den Standort an der Kurt-Schumacher-Brücke

Auf dem Platz vor der Kurt-Schumacher-Brücke im Mannheimer Stadtteil Jungbusch soll ein Aufenthaltsraum für Alkoholiker gebaut werden. Kritiker bemängeln die trostlose Umgebung, für Caritas und Drogenverein ist es trotzdem der beste Standort. Foto: Gerold
Von Anna Manceron und Olivia Kaiser
Mannheim. Der eindringliche Appell von Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz und der zuständigen Dezernentin Ulrike Freundlieb blieb ohne Wirkung: Die Gemeinderäte haben in der Sitzung vom gestrigen Mittwoch den Standort für den geplanten Aufenthaltsraum für Alkoholiker mehrheitlich abgelehnt. Somit ist das Projekt auf unbestimmte Zeit verschoben. Dass Mannheim einen Trinkertreff bekommen soll, hatte der Gemeinderat vor zwei Jahren mit breiter Mehrheit beschlossen. Es ist aber der Standort in der Akademiestraße im Stadtteil Jungbusch, der vor allem den Fraktionen von CDU und Mannheimer Liste nicht passt.
Zwei Jahre lang hatten die Organisatoren nach einem geeigneten Ort für das Projekt gesucht. Die Akademiestraße sei die einzige Option, betonte Ulrike Freundlieb. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, etwas zu tun", fügte Kurz hinzu. "Nichts zu tun, ist die schlechtere Alternative." Die Chancen, dass man eine neue Möglichkeit finde, stünden schlecht, so Freundlieb. Mit dem Trinkertreff will die Stadt auf ein soziales Problem reagieren.
Alkoholkranke Obdachlose sorgen in der Innenstadt für Verärgerung bei Anwohnern und Geschäftsleuten. Deshalb sollen sie eine Aufenthaltsmöglichkeit bekommen und dort von Drogenverein und Caritas betreut werden.
Über die Notwendigkeit eines Trinkertreffs sind sich fast alle Fraktionen einig. Nur in der Frage, wo er entstehen soll, besteht Uneinigkeit. "Der Standort in der Akademiestraße ist definitiv die falsche Wahl", sagte Gemeinderat Volker Beisel (FDP). Eine gesellschaftliche Randgruppe wie Alkoholiker unter die Kurt-Schumacher-Brücke zu verbannen, sei menschenunwürdig. Beisel befürchtete auch, dass die Betroffenen den Ort nicht annehmen würden, weil er nicht attraktiv sei. "Dafür dann über 500.000 Euro auszugeben, wäre ein sehr teures Experiment", so Beisel. Er brachte zudem eine völlig neue Idee ein und schlug vor, den Trinkertreff auf einem Ponton im Neckar nahe des MVV-Gebäudes zu errichten. Auch die CDU-Fraktion finde den Standort wenig überzeugend, betonte deren Sprecher Claudius Kranz.
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Unterstützung für ihren Vorschlag erhielt die Verwaltung von der SPD, den Linken und den Grünen. Ralph Waibel (SPD) betonte, dass sich immerhin die Experten von Drogenverein und Caritas für den Standort in der Akademiestraße ausgesprochen hätten.
Raymond Fojkar (Grüne) merkte zudem an, dass er mit Betroffenen gesprochen habe. Diese hätten nichts gegen den Standort einzuwenden. Thomas Trüper (Die Linke) merkte an, dass eine Ablehnung des Vorschlags die betroffenen nicht geografisch, aber menschlich an den Rand dränge.