Neuer BASF-Vorstandsvorsitzender - "Wir brauchen Herz und Verstand"
Martin Brudermüller wird am Freitag Vorstandsvorsitzender des Chemiekonzerns BASF - Begeisterung für Innovationen wecken

Martin Brudermüller wird nach der Hauptversammlung am kommenden Freitag neuer Vorstandsvorsitzender der BASF. Foto: Andreas Pohlmann/BASF
Von Thomas Veigel
Ludwigshafen. Einmal BASF - immer BASF: Martin Brudermüller ist einer dieser Vollblut-Chemiker, die nach Studium und Promotion in der Forschung des Ludwigshafener Chemiekonzerns ihr Arbeitsleben begonnen haben - und geblieben sind. Brudermüller hat es seit 1988 über viele verschiedene Stationen im Unternehmen bis ganz nach oben geschafft: Nach der Hauptversammlung am Freitag übernimmt er den Vorstandsvorsitz von Kurt Bock, der nach einer "Abkühlungsphase" von zwei Jahren den Chefposten im Aufsichtsrat übernehmen soll. Bocks Vorgänger als Vorstandschef, Jürgen Hambrecht, aktuell Aufsichtsratsvorsitzender, soll dieses Personalkarussell von langer Hand geplant haben.
Feiern kann Martin Brudermüller den Amtsantritt gleich einen Tag später - am Samstag wird er 57 Jahre alt. Der gebürtige Stuttgarter, der in Karlsruhe aufgewachsen ist, wurde bereits im Jahr 2006 in den Vorstand berufen - als Asienchef mit Sitz in Hongkong. Fast zehn Jahre hat er dort gelebt bis er im Jahr 2015 als Forschungschef an den Stammsitz zurückkehrte. Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist er bereits seit 2011. Davor durchlief er eine Bilderbuchkarriere: Marketing, Vertrieb, Stab des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden, Produktion, Strategieplanung, Bereichsleiter in der Kunststoffsparte - eine breite "Ausbildung", die ihn für das Amt des Chefs qualifiziert.
Brudermüller gilt als fordernd, kreativ, angriffslustig - die FAZ hat ihn gar als "John Wayne der BASF" bezeichnet. Als Raubein mit gezogenem Revolver kommt der zukünftige BASF-Chef allerdings nicht daher. Im persönlichen Gespräch macht er einen sehr sympathischen Eindruck, er wirkt zugewandt, zupackend, zielgerichtet. "Ich will mitreißen", sagt er, "mehr Begeisterung und Verantwortung wecken." Um in einer sich dramatisch wandelnden Branche zu bestehen, brauche es "Herz und Verstand". Die BASF habe immer bewiesen, dass sie zu Veränderungen bereit und fähig sei.
Wichtigste Voraussetzung ist für Brudermüller dabei die technologische Wettbewerbsfähigkeit. Deshalb bleibt die Forschung auch Chefsache. Schneller und erfolgreicher will er sie machen. "Mein Herz schlägt für Innovationen", ist sein Credo. Viele Menschen würden denken, dass bereits alles erfunden sei. Er sei aber davon überzeugt, dass in den meisten Gebieten "noch etwas Großes" geht. Batterien sind so ein Thema, wo dringend etwas erfunden werden müsste, um Elektroautos wettbewerbsfähiger zu machen.
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Welchen Platz wird die BASF in der Branche einnehmen unter der Führung von Martin Brudermüller? Da bittet er um Geduld. Man sei noch in der Phase der Analyse. Zum Jahresende will er seine Strategie für die BASF vorstellen. Komplett anders werde die aber nicht sein, deutet Brudermüller Kontinuität an. Stolz sei er nicht nur auf das "tolle Team" dieser "Super-Firma", sondern auch auf die Rationalität, die die BASF in Sachen Fusionen und Übernahmen auszeichne. Noch ein Hinweis: Die Verbundproduktion der BASF sei "die beste Art, Chemie zu machen." Verbund sei nicht starr und müsse flexibel und modern bleiben.
Sein Ziel? Er will die BASF als gesundes und profitables Unternehmen an seinen Nachfolger übergeben. Diese Aufgabe gehe er mit viel Lust, Energie und Begeisterung an.



