Warum der BASF-Chef der Tiefstapelei überführt ist
Kurt Bock stellte am Dienstag zum letzten Mal die Bilanz der BASF vor - Dividende steigt nur leicht auf 3,10 Euro - Aktie unter Druck

Kurt Bock stand gestern in Ludwigshafen bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz als BASF-Vorstandsvorsitzender Journalisten aus aller Welt Rede und Antwort. Foto: Manfred Rinderspacher
Von Thomas Veigel
Ludwigshafen. Die Prognosen der BASF sind traditionell konservativ. Für das abgelaufene Geschäftsjahr hatte Vorstandsvorsitzender Kurt Bock noch bei der Hauptversammlung im Mai die bereits damals hohen Erwartungen von Analysten auf "leichte Steigerungen" heruntergeschraubt. Dass er nun - nach einem Gewinnplus von 50 Prozent - der Tiefstapelei überführt ist, wird ihn nicht anfechten. Er bleibt auch für das laufende Geschäftsjahr vorsichtig. In Aussicht gestellt werden wiederum "leichte" Zuwächse bei Umsatz und Gewinn. Beim damit gemeinten Ergebnis vor Steuern und Zinsen vor Sondereinflüssen können das aber bis zu zehn Prozent sein.
Den Umsatzsprung im Chemie-Geschäft und den hohen Zuwachs beim Jahresüberschuss wird die BASF in diesem Jahr nicht wiederholen können, dennoch hatte der Kapitalmarkt einen positiveren Ausblick erwartet. Bei einem nur leicht schwächeren Dax verlor die BASF-Aktie am Dienstag mehr als zwei Prozent und schloss im Xetra-Handel bei 86,98 Euro. Kurz nach der Bekanntgabe der sehr guten Zahlen im Januar war der Kurs auf fast 98 Euro geklettert. Dass die Euphorie nicht anhielt, lag auch an der globalen Börsenentwicklung der vergangenen Wochen.
Hintergrund
Die wichtigsten Kennziffern des BASF Konzerns im Geschäftsjahr 2017 (Veränderung in Klammern)
Umsatz: 64,5 Milliarden Euro (+12 %)
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit): 8,5 Milliarden Euro (+36
Die wichtigsten Kennziffern des BASF Konzerns im Geschäftsjahr 2017 (Veränderung in Klammern)
Umsatz: 64,5 Milliarden Euro (+12 %)
Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit): 8,5 Milliarden Euro (+36 %)
Jahresüberschuss: 6,1 Milliarden Euro (+50 %)
Gewinn pro Aktie: 6,62 Euro (+50 %)
Dividende pro Aktie: 3,10 Euro (+3 %)
Mitarbeiter: 115.490 (+1660)
> davon Ludwigshafen (BASF SE): 34.923 (-78)
Gesamtbelegschaft Ludwigshafen: 39.246 (+131)
Der zusätzliche Dämpfer könnte auf einer weiteren Enttäuschung gründen: Die Dividende soll nur um zehn Cent auf 3,10 Euro steigen- ein bisschen knauserig angesichts eines Gewinnzuwachses von 2,20 Euro pro Aktie auf 6,62 Euro. Wenigstens 3,20 Euro Dividende hatten die Analysten erwartet. Immerhin weist die Ausschüttung der BASF eine beeindruckende Kontinuität auf. In den vergangenen neun Jahren hat sich die Dividende fast verdoppelt, für das Krisen-Geschäftsjahr 2009 waren 1,70 Euro gezahlt worden, im Jahr darauf waren es 2,20 Euro. Seit 2011 ist die Dividende jährlich um zehn Cent gestiegen.
Für Kurt Bock war es gestern die letzte Bilanzpressekonferenz. Nach der Hauptversammlung am 4. Mai wird der bisherige Stellvertreter Martin Brudermüller Vorstandsvorsitzender. Auf ihm ruhen einige Hoffnungen, auch, dass die BASF vom eher defensiven strategischen Ansatz der vergangenen Jahr wieder auf Angriff schaltet. Kurt Bock soll nach der gesetzlich vorgeschriebenen "Abkühlungsphase" im Jahr 2020 den Vorsitz des Aufsichtsrats von Jürgen Hambrecht übernehmen. Was er im Abkühlbecken machen werde, wollte Bock gestern nicht sagen: "Mir fällt schon etwas ein", meinte er lakonisch.
Auch eine Bilanz seiner siebenjährigen Amtszeit wollte er nicht ziehen. "Das müssen andere machen." Er habe seine Aufgabe darin gesehen, dass "sehr gute Team" der BASF zu steuern und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Man lerne in dem Geschäft des unternehmerischen Handelns auch Demut, sagte Kurt Bock. "Richtig zufrieden ist man nie", schloss Bock seine Kurzanalyse, "man kann immer besser werden."
Das Geschäftsmodell der BASF funktioniere auch in einem sich stark verändernden Branchenumfeld. Aber auch die Konzernstruktur der BASF sei nicht in Stein gemeißelt. Die BASF müsse einen eigenen Weg definieren und diesen Weg gehen und beweisen, "dass wir ständig besser werden." Seinem Nachfolger Martin Brudermüller werde die Arbeit nicht ausgehen: "Ich hinterlasse eine Reihe von Aufgaben."



