Windkraft in Eberbach

CDU will Anlagen auf dem Hebert stoppen

Hunderte Stellungnahmen zum Teilflächennutzungsplan: Windkraftdiskussion am Wendepunkt

27.04.2018 UPDATE: 28.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Verzwackt ist die Windkraftdiskussion in Eberbach derzeit: Ohne Gutachten geht es nicht mehr voran. Die CDU will aus den Planungen für den Hebert aussteigen. Foto: dpa

Von Christofer Menges

Eberbach. Die Diskussion um die Windkraft in Eberbach könnte bald an einen entscheidenden Punkt kommen. Derzeit laufen mehrere Planverfahren. Beim Teilflächennutzungsplan, mit dem die Stadt gemeinsam mit Schönbrunn die Hand drauf haben will, wo um Eberbach herum Windräder gebaut werden, geht es nach derzeitigem Stand nur weiter, wenn umfangreiche Gutachten eingeholt werden. Um Gutachterkosten zu sparen, hofft die Stadt wiederum auf einen Investor, der die nötigen Expertisen, wenn er schon Millionen investieren will, frei Haus liefert. Doch bei der im vorigen Sommer vom Gemeinderat in Auftrag gegebenen Suche nach einem Investor für den Hebert geht es kaum voran. Die CDU will die Vermarktung des Heberts nun ganz einstellen.

Am Donnerstag wurden im Gemeinderat die Stellungnahmen von Bürgern und Institutionen zu den vier übrig gebliebenen Konzentrationszonen auf dem Hebert, dem Augstel, der Hohen Warte und bei Brombach vorgestellt. Rund 800 Stellungnahmen gingen laut Bauverwaltungsleiter Karl Emig ein. Etliche gleich lautende habe er zusammengefasst, so dass 300 von Bürgern übrig blieben und 57 von Behörden, Verbänden und Unternehmen. Das reicht vom Regierungspräsidium Darmstadt über das Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr bis zur Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar und zum Verein Gesundheit und Naturschutz Südlicher Odenwald.

Inhaltlich sind die Einwände und Anregungen ähnlich umfangreich: Da spielen das Segelfluggelände in Rothenberg eine Rolle, Richtfunkstrecken, Hubschraubertiefflugkorridore, Abstände zur Bahnlinie, Bedenken wie Schall, Schattenwurf, Diskoeffekt und Eiswurf, die das Gesundheitsamt anführt. Es sind Vogelschutzgebiete betroffen und Flora-Fauna-Habitate (FFH). Alle vier möglichen Konzentrationszonen liegen im Landschaftsschutzgebiet, einige in Wasserschutzgebieten. Es geht um Abstände zu Wohnhäusern, zwischen den Windparks und einiges mehr.

Die Bürger, sie sich beteiligt haben, haben noch ganz andere Bedenken: Natur-, Landschafts- und Artenschutz für Tiere vom Auerhuhn bis zur Zauneidechse, Waldbrandgefahr, Trinkwassergefährdung, Auswirkungen auf Tourismus und Immobilienwerte, die Beeinträchtigung von Kulturdenkmälern wie Kirchel, Burg Stolzeneck oder Zwingenberger Schloss, Gesundheitsgefahren, auch die Wirtschaftlichkeit wird mit Verweis auf zu schwachen Wind im Odenwald in Frage gestellt.

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Das Mosbacher Ingenieurbüro IFK hat die Anregungen und Einwände auf zwölf Seiten zusammengefasst und daraus Handlungsempfehlungen für die weitere Planung entwickelt. Die meisten davon sehen weitere Gutachten vor. Erforderlich sei eine Änderung der Landschaftsschutzgebietsverordnung.

Die wird vom Landratsamt laut Emig kritisch gesehen, obliege letztlich aber den Gemeinden. Dazu werden von den Ingenieuren ein hydrologisches Gutachten, eins zur Betroffenheit von Grund-und Trinkwasser in Wasserschutzgebieten, Sichtbarkeitsanalysen, eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung und eine FFH-Verträglichkeitsprüfung empfohlen, unter Umständen auch ein Schallgutachten. Durch Gutachter sollen zudem einige der bereits vorhandenen Gutachten überprüft werden, insgesamt 16 an der Zahl.

Die Gutachterkosten sind einer der Knackpunkte, wie es nun weitergeht. Die Überlegung seitens der Stadt: Wenn ein Investor auf dem Hebert Windräder bauen wollen würde, müsste er ohnehin die Gutachten anfertigen lassen, die auch für die weitere Flächennutzungsplanung notwendig wären. Nur kommt das "Interessebekundungsverfahren", mit dem solch ein Investor gefunden werden sollte, nur schleppend voran. Nun ist nach den ohnehin schon aufgelaufenen Verzögerungen auch noch die Zuständigkeit für das Verfahren vom nach Bruchsal gewechselten Stadtjustiziar an Stadtbaumeister Steffen Koch übergegangen. Koch trifft sich nächste Woche mit der Kommunalberatung zu weiteren Gesprächen.

Die CDU stellte am Donnerstag indes den Antrag, die Vermarktung des Heberts ganz zu stoppen, sowohl aus wirtschaftlicher Sicht als auch um personelle Ressourcen zu schonen. Dann müsste sich die Stadt überlegen, wie sie die Flächennutzungsplanung trotzdem vorantreiben kann. Am Donnerstag, 17. Mai, könnte über den Antrag laut Bürgermeister Peter Reichert schon im Rat darüber entschieden werden. Angesichts des Interesses an dem Thema regte SPD-Fraktionschef Rolf Schieck bereits an, dann "vielleicht in die Stadthalle" zu gehen.

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