1899 Hoffenheim

Mit "Chefkoch" Gnabry an die europäischen Fleischtöpfe

Optimismus nach dem Schlagabtausch mit der Eintracht  - Spannender Endspurt um Europacupplätze

09.04.2018 UPDATE: 10.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 4 Sekunden

Die "Rührstab"-Jubelgeste in James-Harden-Manier: Serge Gnabry zelebriert den Hoffenheimer 1:1-Ausgleichstreffer. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Frankfurt. Das "Duell um Europa" vermochte hinterher keiner so richtig einzuordnen. Punktgewinn oder Punkteverlust - dies schien nach dem kurzweiligen 1:1 (0:0) zwischen Eintracht Frankfurt und der TSG 1899 Hoffenheim die Mutter aller Fragen zu sein. "Der Ausgang ist nicht einfach zu bewerten", sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac. Insgesamt 93 Minuten lang marschierte der 46-jährige Deutsch-Kroate in seiner Coaching Zone auf und ab. Sein Hoffenheimer Amtskollege verrichtete ebenfalls an der Seitenlinie ein beachtliches Pensum - beide wussten eben um die Bedeutung des Ergebnisses, das über die Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb entscheidend sein kann.

"Das war ein regelrechter Schlagabtausch. Es ist und bleibt ein spannender Endspurt", sagte Benjamin Hübner, dessen Trikot Eintracht-Akteur und Spaßvogel Danny da Costa spazieren trug. Hübner und da Costa kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim FC Ingolstadt. Am liebsten hätte der Spross einer Kongolesin und eines Angolaners Kumpel Hübner aus der Mixed Zone entführt, doch der TSG-Ersatzkapitän sollte den Spielfilm einschließlich der beiden Treffer von Luka Jovic (49.) und Serge Gnabry (56.) vor den Medienvertretern einordnen. "Aus meiner Sicht war es ein intensives, interessantes Spiel", befand Benni Hübner, der gemeinsam mit seinen Nebenleuten Havard Nordtveit und Kevin Akpoguma wenige Chancen der Hausherren zuließ.

"Hoffe" war nach den Magen-Darm-Problemen des etatmäßigen Kapitäns Kevin Vogt zu einer Änderung gezwungen worden. Der erfahrene Norweger Havard Nordtveit, unter Nagelsmann keine feste Größe, übernahm den Part von Vogt - und machte seine Sache sehr ordentlich. "Howie hat das souverän gespielt", lobte Hübner den Teamkameraden, "er war sehr präsent und somit ein guter Vertreter von Kevin, den man nicht Eins-zu-Eins ersetzen kann."

Hintergrund

Einzelkritik

Baumann: Toller Reflex gegen Russ (42.). Bewahrte sein Team vor weiterem Ungemach.

Akpoguma: Unauffällig. Aber ohne Fehl und Tadel.

Nordtveit: Solider Vertreter des erkrankten Kevin Vogt in der Verteidigung.

Hübner:

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Einzelkritik

Baumann: Toller Reflex gegen Russ (42.). Bewahrte sein Team vor weiterem Ungemach.

Akpoguma: Unauffällig. Aber ohne Fehl und Tadel.

Nordtveit: Solider Vertreter des erkrankten Kevin Vogt in der Verteidigung.

Hübner: Aufmerksamer, temperamentvoller Kapitän.

Kaderabek: Lauffreudig. Baute im zweiten Abschnitt ab.

Schulz: Zweikampfstark. Klärte mehrmals in der Not.

Grillitsch: Ordnungskraft.

Rupp: Zu viele Ungenauigkeiten. Kein Vergleich zum Köln-Spiel.

Kramaric: Überraschungseffekt bei seinem Pfostenschuss (37.). Agierte ansonsten eher unglücklich.

Uth: Manchmal zu eigensinnig.

Gnabry: Kam erst später auf Touren. Hatte gegen der ersten Hälfte zwei Großchancen (34., 45.+1). Belohnte sich mit dem Ausgleich zum 1:1.

Demirbay: Nach langer Verletzungspause zurück.

Amiri: Rackerte aufopferungsvoll.

Szalai: In der Schlussphase für Gnabry eingewechselt. jog

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"Wikinger" Nordtveit war vor der Saison für sieben Millionen Euro von West Ham United in den Kraichgau gewechselt und hatte in Frankfurt erst seinen siebten Startelf-Einsatz. Der vermeintliche Königstransfer, als Nachfolger von Niklas Süle geholt, rutschte in eine heftige Formkrise. Nagelsmann deutete sogar zwischenzeitlich eine mentale Blockade beim norwegischen Nationalspieler an: Nordtveit müsse vielleicht mal in die Waschstraße, damit "sein Kopf frei wird und er wieder zum Leistungsoptimum findet", hatte der TSG-Trainer spaßig, aber durchaus mit ernstem Hintergrund empfohlen.

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Beim 1:0 von Jovic kamen sowohl Nordtveit als auch Akpoguma den berühmten Tick zu spät. Ein Lapsus? Keineswegs. Vielmehr war’s ein exzellenter Spielzug der Hausherren über Marco Fabián zu Marius Wolf, dessen scharfe, präzise Hereingabe Jovic antizipierte und verwertete. Ähnlich sehenswert der Ausgleich: Mark Uth schickte den pfeilschnellen Serge Gnabry, der an David Abraham vorbeizog und wild entschlossen gegen Hrádecky abschloss. Fünf Tore in den letzten fünf Spielen sind das beste Zeugnis für den "Unterschiedsspieler", wie ihn Nagelsmann bezeichnete.

Die Leihgabe des FC Bayern kommt immer besser auf Touren. Trotzdem schmerzte ihn das zehnte saisonale Remis der TSG: "Wir haben zwei Punkte verloren. Es sind aber noch einige Spiele - für uns ist alles drin." In der Tat: Im Vergleich zu Rivale Frankfurt (Leverkusen, Hertha, Bayern, HSV und Schalke) hat "Hoffe" das auf dem Papier leichtere Restprogramm mit den Heimauftritten HSV, Hannover und BVB sowie den Auswärtsaufgaben Leipzig und Stuttgart. Wie alle "Nagelsmänner" ist Gnabry optimistisch, an die europäischen Fleischtöpfe heranzukommen. Dies deutete der der 22-Jährige mit seiner Jubelgeste an: Der "Rührstab" stammt ursprünglich von James Harden, dem "Chefkoch" der Houston Rockets. Wenn Gnabry die Küchenschlacht gewinnt, hat beim Dorfklub gewiss niemand etwas dagegen.

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