Hotel Kredell

"Was wird aus dem Hotel Kredell?"

Das Hotel soll künftig als Wohnheim der SRH genutzt werden - Inhaberin suchte vergeblich einen Nachfolger

12.03.2018 UPDATE: 13.03.2018 12:00 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden

Diese Ansicht kennt jeder Neckargemünder: Das Hotel Kredell befindet sich am unteren Ende der Hauptstraße. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd. Es sieht ganz so aus, als wenn die Stadt am Neckar nach dem "Ritter", der "Friedrichsburg" und vielen längst geschlossenen Hotels ein weiteres Traditionshaus verlieren könnte: Heike Hogan, die Inhaberin des Hotels Kredell in der Hauptstraße, will in den Ruhestand wechseln. Doch einen Nachfolger, der das Hotel in seiner bisherigen Form weiterführt, hat die 71-Jährige vergeblich gesucht. Deshalb wird sich der Ausschuss für Bau, Umwelt und Verkehr in seiner öffentlichen Sitzung am heutigen Dienstag, 13. März, ab 17 Uhr im Ratssaal des Rathauses mit einer Bauvoranfrage zur Nutzungsänderung und Erweiterung in ein Wohnheim beschäftigen. Inzwischen steht fest, dass das Hotel noch vorerst weiter betrieben wird.

Hintergrund

Das Hotel "Kredell" in der Hauptstraße 62 in Neckargemünd wurde im Jahr 1898 von Karl Kredell eröffnet. Das Hauptgebäude ist jedoch schon älter, es wurde vor etwa 200 Jahren errichtet. Hier hatte Kredells Vater Albrecht ein Eisenwarengeschäft betrieben. Karl

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Das Hotel "Kredell" in der Hauptstraße 62 in Neckargemünd wurde im Jahr 1898 von Karl Kredell eröffnet. Das Hauptgebäude ist jedoch schon älter, es wurde vor etwa 200 Jahren errichtet. Hier hatte Kredells Vater Albrecht ein Eisenwarengeschäft betrieben. Karl Kredell starb bereits im Jahr 1905, vier Jahre später ging das Anwesen in den Besitz der Familie Heinrich Ludwig über. Im Jahr 1956 kaufte Detlev Kleschewski mit seiner Frau Hannelore das heute unter Denkmalschutz stehende Hotel. Die Familie Kleschewski erweiterte das Hotel in den Jahren 1956 und 1962 in zwei Schritten. Detlev Kleschewski stammte aus Hannover und hatte im berühmten Berliner Hotel Adlon Koch gelernt. Als die Familie in Neckargemünd anfing, war Tochter Heike neun Jahre alt. Noch heute erinnert sich Heike Hogan gut an die Diskothek im Gewölbekeller unter dem Hotel - der sogenannte "Hexenkeller", der damals die Massen anlockte. Vor etwa 20 Jahren übertrug Mutter Hannelore ihrer Tochter Heike Hogan die Leitung des Hotels. Bis zu ihrem Tod vor zwei Jahren war sie aber noch täglich im Hotel anzutreffen. "Das Hotel war ihr Leben", sagt Heike Hogan. cm

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Heike Hogan ist Hotelierin mit Leib und Seele. "Es fällt mir alles andere als leicht, ich habe lange mit mir gekämpft", betont die Eigentümerin des stattlichen Hotels am unteren Ende der Hauptstraße, das eigentlich aus drei Gebäuden besteht. "Ich mache es wirklich gerne, aber ich habe mein ganzes Leben gearbeitet und habe irgendwann auch ein Recht auf Feierabend." Sie sei, erzählt Hogan, sieben Tage die Woche morgens die Erste im Hotel und abends die Letzte.

Bereits vor einem Jahr hatte Heike Hogan Bürgermeister Frank Volk von ihren Plänen berichtet. Weil es in der Familie keinen Nachfolger für das Hotel gebe, suchte sie seither nach einem Käufer. Im vergangenen Jahr schauten sich mehrere Interessenten das Gebäude an - darunter auch welche, die es als Hotel weiterführen wollten. Doch sie zogen sich wieder zurück. Heike Hogan weiß, warum: "Ein Hotel dieser Größe ist nur zu betreiben, wenn die ganze Familie mit voller Kraft mitarbeitet." Es sei viel zu klein, um es nur mit Angestellten zu betreiben. Hierfür seien mindestens 40 Zimmer notwendig. Das "Kredell" hat seit dem jüngsten Umbau vor elf Jahren 15 Zimmer - eine Erweiterung ist wegen der Lage und des Denkmalschutzes nicht möglich. Übrig blieben drei Interessenten, die das Hotel künftig als Wohnheim nutzen wollen. Den Zuschlag soll die SRH bekommen, die ein Wohnheim mit 26 Zimmern plant. Bei dem Umbau mit einbezogen werden soll das Restaurant "Roma" im Erdgeschoss des Hotels, das seit 1985 von Antonio Garofalo gepachtet wird. Nicht betroffen ist das unterhalb gelegene "Café Roma", das einen anderen Eigentümer hat.

Heike Hogan führt das Hotel seit etwa 20 Jahren, als sie die Verantwortung von ihrer Mutter übernommen hat (siehe Kasten oben rechts). Fünf Teilzeitkräfte unterstützen sie im Zimmerservice und beim Frühstück. "Es ist in den vergangenen Jahren weniger Betrieb geworden", berichtet sie. "Diesen Februar hatten wir so wenig zu tun wie noch nie und es könnte noch weniger werden, wenn in Heidelberg immer mehr große Hotels eröffnen." Hinzu komme, dass Buchungen heutzutage verstärkt über Plattformen im Internet abgewickelt werden. Da könne ein kleines Hotel kaum mithalten.

"Wir haben viele Stammgäste", berichtet Heike Hogan. Sie besuchen ihre Familien, sind auf Montage oder machen Urlaub in der Region. Im Sommer kommen viele Fahrradgruppen und Amerikaner. "90 Prozent der Gäste kommen aber zu uns, weil sie in Heidelberg kein Zimmer bekommen und wir preiswerter sind", so Hogan, die viel Wert darauf legt, dass sich die Gäste wohlfühlen. Jedes der 15 Zimmer hat seinen eigenen Stil - keines gleicht dem anderen. Die vor sieben Jahren neu hinzugekommenen Zimmer im zweiten Obergeschoss haben einen moderneren Stil, Flachbildfernseher und W-Lan sind überall selbstverständlich.

Heike Hogan hofft nun, dass die Stadt mit ihren Plänen einverstanden ist und freut sich auf ein neues Leben. "Irgendwann ist der Akku leer, ich will auch noch etwas leben", sagt die 71-Jährige. Schwer wird ihr und ihrem Mann, ein Amerikaner, der Abschied aus ihrer Wohnung im zweiten Obergeschoss fallen. "Wir lieben unsere Wohnung", sagt Hogan. "Wenn ich aber hier weiter wohnen und ständig durch das Haus gehen würde, käme ich nie davon los." Deshalb komme auch das Verpachten des Gebäudes für sie nicht in Frage: "Wenn dann muss ich einen Schlussstrich ziehen." Hogan träumt zudem von einem eigenen Garten - wenn möglich in Neckargemünd. "Mit dem Hotel Kredell stirbt eine Institution, aber ich kann sie nicht länger aufrechterhalten", sagt sie.

Ob die Gremien der Stadt der Umnutzung zustimmen, bleibt abzuwarten. "Grundsätzlich ist für Neckargemünd das Vorhandensein von Hotelkapazitäten sehr wichtig, sodass die Stadt generell an einer weiteren Hotelnutzung des Kredell interessiert wäre", teilte Stadtsprecherin Petra Polte auf RNZ-Anfrage mit. Man könne aber der Entscheidung des Ausschusses nicht vorgreifen.

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