Krankenhaus Hardheim

Vom Sorgenkind zum Vorzeigehaus

Das Krankenhaus könnte als Vorbild für die von der Schließung bedrohte Klinik im mittelfränkischen Hersbruck dienen

19.02.2018 UPDATE: 20.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Das Hardheimer Krankenhaus. Foto: Rüdiger Busch

Hardheim/Hersbruck. (rüb) Die Bürger einer kleinen Kommune kämpfen für die Zukunft "ihres" Krankenhauses, sie sammeln Unterschriften und bitten die politischen Entscheidungsträger um Unterstützung. Nein, die Rede ist ausnahmsweise nicht von Hardheim, sondern von Hersbruck, einer 12.000 Einwohner zählenden Stadt im mittelfränkischen Landkreis Nürnberger Land. Dort ist die Situation des Krankenhauses gerade so, wie sie in Hardheim vor rund 20 Jahren war. Die ausgesprochen positive Entwicklung in der Erftalgemeinde hat sich bis ins gut 180 Kilometer entfernte Hersbruck herumgesprochen. Eine ganze Seite ihrer Samstagsausgabe hat die Hersbrucker Zeitung dem Hardheimer Krankenhaus gewidmet und es zum Vorbild für Hersbruck auserkoren.

"Ein kleines Krankenhaus geht nicht? Geht doch!" Unter dieser Überschrift zeichnet Katja Bub, Redakteurin der Hersbrucker Zeitung, den beispielhaften Hardheimer Weg nach und zieht Vergleiche zu Hersbruck. Dort hatte der Träger, die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH, vor einem Jahr verkündet, dass das Haus mittelfristig - 2021 oder 2022 - geschlossen werde. Das kleine Krankenhaus mit seinen 60 Betten werde künftige Qualitätsanforderungen nicht mehr erfüllen können, hieß es zur Begründung. Zudem lohne sich die notwendige Grundsanierung nicht.

Die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH verfügt an den Standorten Lauf, Hersbruck und Altdorf über zusammen 327 Patientenbetten. Rund 700 Mitarbeiter versorgen über 33.000 stationäre und ambulante Patienten im Jahr. Die 60 Betten in Hersbruck sollen an den Standort Lauf, wo vor kurzem ein neuer Bettentrakt eingeweiht wurde, verlegt werden.

Doch dagegen regt sich Widerstand: Wie vor 20 Jahren in Hardheim kämpfen die Bürger für "ihr" Krankenhaus. 10.000 Unterschriften wurden bislang für den Erhalt der Einrichtung gesammelt. Anfang Februar gab es eine eindrucksvolle Demonstration: 3000 Menschen gingen auf die Straße und machten ihrem Unmut gegen die Schließungspläne Luft. Unterstützung erhielten die Hersbrucker dabei von Bürgern aus Marktheidenfeld und Karlstadt (Landkreis Main-Spessart), die in einer ähnlichen Situation sind und die mit ihrer Teilnahme ihre Solidarität zeigten.

Denn bei der Schließung kleiner Krankenhäuser handelt es sich nicht um Einzelfälle, sondern um einen bundesweiten Trend. Bei der Suche nach positiven Beispielen, die zeigen, dass es auch anders gehen kann, stieß Redakteurin Katja Bub auf Hardheim: "Ein kleines Belegarzt-Krankenhaus mit 51 Planbetten, beliebt bei der Bevölkerung, weil die Ärzte gut, das Haus familiär und die Wege kurz sind." Und weiter schreibt sie: "Das alles in kommunaler Hand, heißt: die Gemeinde vor Ort bezahlt die Miesen, wobei das Krankenhaus Jahr für Jahr nur ein leichtes Defizit einfährt. Ein Traum? Ein Hirngespinst? Mitnichten!"

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Um das Erfolgsgeheimnis zu ergründen, nahm die Journalistin Kontakt zum Vorsitzenden des Krankenhausverbandes Hardheim-Walldürn, Bürgermeister Volker Rohm, zu Verwaltungsleiter Ludwig Schön und zum Vorsitzenden des Freundes- und Förderkreises "Unser Krankenhaus", Fritz-Peter Schwarz, auf. Diese nannten denn auch gleich eine Vielzahl an Gründen für die gute Entwicklung in Hardheim: die engagierten Ärzte und das Personal, der große Rückhalt in der Bevölkerung, der umtriebige Förderkreis mit fast 1200 Mitgliedern und die Eigenständigkeit des Hauses. Baulich habe man in Hardheim eine "Taktik der kleinen Schritte" verfolgt, erklärte Verwaltungsleiter Schön. Ein entscheidender Faktor sei auch das ärztliche Konzept: Waren es früher nur fünf Fachärzte, so arbeiten mittlerweile 13 Fach- und acht Assistenzärzte am Krankenhaus.

Eins zu eins wird sich der Hardheimer Weg aber nicht auf Hersbruck übertragen lassen: Die dortige Klinik ist zwar auch ein Beleghaus, allerdings ist es nicht in kommunaler Hand. Seit 2006 gehört die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH zum Klinikum Nürnberg.

"Es freut uns natürlich, wenn andere, die eine ähnliche Struktur aufweisen, in uns ein Vorbild sehen", sagte Verwaltungsleiter Schön gestern im Gespräch mit der RNZ. "Für mich ist klar: Solche kleine Krankenhäuser muss man erhalten - zum Wohl und im Interesse der Bürger!" Wenn ein Krankenhaus im ländlichen Raum schließt, dann wandern über kurz oder lang auch die Ärzte ab - mit fatalen Folgen für die Menschen auf dem Land. Die Probleme sind überall die gleichen: "Die große Politik steht nicht hinter den kleinen Häusern", sagte Fritz-Peter Schwarz. Und deshalb kämpfen nicht nur die Bürger in Hersbruck für "ihr" Krankenhaus. Auch in Hardheim geht der Kampf weiter: trotz der Entwicklung vom Sorgenkind zum Vorzeigehaus.

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