"Circus Manuel Weisheit" in Leimen

Viel Zirkus um vier Tiger

Schausteller in der Kritik – Bei der RNZ meldeten sich besorgte Anrufer – Peta kündigt Demonstrationen an

08.02.2018 UPDATE: 09.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Tierdompteur Sascha Prehn geht mit seinen vier sibirischen Tigern vertraut um. Deren Haltung sorgt dennoch für Unmut. Foto: Alex

Von Benjamin Miltner

Leimen. Wenn ein Zirkus in der Stadt ist, sorgt er für Unterhaltung, Trubel - und immer auch für Diskussion. Denn für die einen sind die Auftritte der Artisten und Dresseure mit ihren Tieren die perfekte Möglichkeit für einen Familienausflug. Für die anderen ist es ein Anlass, gegen Tierhaltung zu demonstrieren.

Auch in Leimen prallen dieser Tage die beiden Ansichten aufeinander. Seit vergangenen Freitag und noch bis zum Sonntag ist der "Circus Manuel Weisheit" am Mix-Markt in der Ferdinand-Porsche-Straße zu Gast. Die fast täglichen Veranstaltungen sind gut besucht. Tim Thomsen meldet einen "überdurchschnittlichen Zulauf". Für den Zirkus-Pressesprecher sind die vier sibirischen Tiger dabei das Aushängeschild des Zirkus - für Tierrechtler der Anlass zur Kritik. Und so muss der Zirkus für die heute und am Wochenende stattfindenden restlichen drei Vorstellungen nicht nur mit ihm wohlgesonnen Besuchern rechnen, sondern sich auch einer Protestaktion gegenüberstellen.

Aktivisten der Tierrechtsorganisation Peta haben in einer Pressemitteilung und auf Facebook Demonstrationen "gegen Wildtiere im Zirkus" angekündigt. Heute um 16 Uhr, morgen ab 14 Uhr jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn, am Sonntag bereits ab 11 Uhr. Mit Schildern Flugblättern und Tiermasken wollen die Tierrechtler auf die "artwidrigen Haltungsbedingungen" aufmerksam machen.

Keine neue Situation, vielmehr Alltag für die 22 Mitarbeiter des "Circus Manuel Weisheit". Auch, als sie vergangenen November in Sinsheim gastierten, gab es eine Mahnwache. Die Protestaktion endete allerdings in einer "aufgeheizten Stimmung" samt Beleidigungen und Schubsereien, wie damals Polizeisprecher Norbert Schätzle der RNZ berichtete.

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Thomsen ist die Diskussion leid. "Ich habe es aufgegeben, ideologisch motivierte Menschen vom Gegenteil überzeugen zu wollen", sagt der Pressesprecher und Conférencier des Zirkus. Er respektiere das Recht der freien Meinungsäußerung und sehe ein, dass es unterschiedliche Stimmen gibt. "Ich habe aber wenig Verständnis dafür, wenn Leute steif auf ihrem Standpunkt beharren und diesen teils mit Lügen untermauern." Die Debatte wird laut Thomsen von Tierrechtlern häufig aus ethischer Sicht geführt - "und da kann man mit Argumenten nichts ausrichten".

Thomsen verweist auf wissenschaftliche Studien aus der Biologie, bei denen keinerlei Belege dafür gefunden wurden, dass "die Tiere in irgendeiner Form leiden". Er betont, dass sein Zirkus "seit Jahrzehnten und jede Woche streng kontrolliert wird". Auch in Leimen war das Veterinäramt und habe nichts zu bemängeln gehabt. Er lädt alle Bedenkenträger dazu ein, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen und sagt: "Bei 100 Leuten bekommen wir 90 positive und zehn negativen Stimmen - die schreien aber unheimlich laut."

Und mit viel Ausdauer. Kritische Stimmen beschwerten sich beim Veterinäramt und der Stadt. Aus dem Rathaus heißt es dazu, die Stadt habe keine rechtliche Handhabe, da der Zirkus auf dem Mix-Markt auf einem Privatgelände und nicht auf städtischen Grund gastiert.

Auch bei der RNZ meldeten sich besorgte Anrufer. Eine Tierhalterin aus Dielheim und ein Familienvater aus Leimen äußerten nicht nur um das Wohlergehen der Tiger Bedenken, sondern auch ob der Zuverlässigkeit des Zauns um das Außengehege. "Diese Überlegungen sollten den Statikern überlassen werden, die so etwas konstruieren" sagt Thomsen und betont: "Die größtmögliche Sicherheit liegt natürlich auch in unserem Interesse."

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