Ein Glücksfall für die Partnerschaft
Alexia Guillermic kam mit dem deutsch-französischen Freiwilligendienst an den Neckar

"Es war ein super Jahr, und es wird schwer, wieder zu gehen", sagt Alexia Guillermic. Im August endet ihr Volontariat in Edingen-Neckarhausen. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. "Die Deutschen haben eine komische Beziehung zu ihrem Auto. Sie fahren schnell und überholen dauernd. Viele junge Leute in meinem Alter haben schon ein Auto. Das ist in Frankreich anders." Die Deutschen und ihr Autospleen, das ist etwas, was Alexia Guillermic im Jahr ihres deutsch-französischen Freiwilligendienstes ganz besonders aufgefallen ist.
Sonst äußert sich die 20-Jährige ausschließlich begeistert von ihrem Aufenthalt in Edingen-Neckarhausen. Die junge Frau aus einem Vorort von Brest kam im Rahmen des deutsch-französischen Freiwilligendienstes, den Edingen-Neckarhausen und die Partnergemeinde Plouguerneau 2016 eingerichtet haben, an den Neckar. Eine Vorreiterrolle damals, denn dieses vom französischen Staat geförderte Volontariat gab es bisher nur innerhalb einer anderen deutsch-französischen Städtepartnerschaft.
Alexia ist seit vier Jahren Mitglied im Comité de Jumelage, der Partnerorganisation der IGP Interessengemeinschaft Partnerschaft Edingen-Neckarhausen/ Plouguerneau. "Meine erste Deutschlehrerin, Barbara Prigent, kam aus Neckarhausen und hat uns vom Jugendaustausch und den Begegnungen berichtet", sagt Alexia. Über den Auftritt des Comité im sozialen Netzwerk Facebook sei sie auf den Freiwilligendienst aufmerksam geworden und habe sich beworben. Mit Erfolg.
Untergebracht ist Alexia im Appartement der IGP, das die Gemeinde dem Partnerschaftsverein in der Oberndorffschule zur Verfügung stellt. "Ich habe mich da nie einsam gefühlt, es war oft Besuch da", erzählt sie. Zumal sie der Boule-Club Edingen-Neckarhausen quasi vom Fleck weg "adoptiert" hat. Inzwischen ist sie dort sogar Mitglied und schießt als Gast bei der Schützengesellschaft Neckarhausen, wo sie auch ihren Freund kennengelernt hat. Die Menschen hier habe sie immer freundlich und offen erlebt. "Wann immer ich Hilfe brauchte, war jemand für mich da."
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"Es war ein super Jahr, und es wird schwer, wieder zu gehen", meint sie. Doch das Ende ihres Volontariats ist in Sicht, Ende August ist offiziell Schluss. Davor begleitet sie noch die Jugendbegegnung und ist auf Seminar. Die 20-Jährige ist für die IGP ein Glücksfall, freundlich, fleißig und kreativ. Eigene Ideen bereicherten die Partnerschaftsarbeit, zum Beispiel der von ihr monatlich eingeführte Kinoabend, die "Soirée Cinema". "Es ist gut, dass man mir so viel Freiraum bei der Arbeit lässt, ich kann sehr selbstständig arbeiten. Und man vertraut mir", stellt sie dankbar fest.
Das ist besonders IGP-Ehrenvorsitzendem Erwin Hund zu verdanken, der im Plouguerneau-Haus nicht nur den Infotreff Rhein-Neckar des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) leitet, sondern Alexia auch in ihrem Volontariat begleitet. "Ich mache Büroarbeit, plane und organisiere Veranstaltungen mit oder mache Übersetzungen", zählt sie auf.
Gemeinsam mit ihrem deutschen Pendant Jonas Hartmann war sie während der Festwoche zum 50-jährigen Partnerschaftsjubiläum in Plouguerneau Anfang Juni eine wertvolle Hilfe. "Es sind für mich gute und wichtige Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe. Beruflich und persönlich hat mir das viel gebracht. Ich kann alleine wohnen und mein Leben organisieren. Und ich bin selbstbewusster geworden", sagt Alexia. Sie habe bei der IGP viel gelernt, auch neue Programme für den Internetauftritt des Partnerschaftsvereins. Und nicht zuletzt habe sie ihre Deutschkenntnisse verbessert.
Fraglos habe sie manchmal Heimweh nach der Familie und den Freunden in Frankreich gehabt. "Dort ging das Leben weiter ohne mich, aber wir konnten uns ab und an besuchen", sagt Alexia. Sie selbst will ihre Sprachkompetenzen in Deutsch und Englisch weiter ausbauen, um entweder Lehrerin oder Dolmetscherin zu werden. Ihr Tipp für französische Schulabgänger: "Es wäre besser, wenn die Jugendlichen das Freiwillige Jahr gleich nach dem Abitur machen würden, um vor einem Studium diese Zeit für sich zu nutzen. Es ist eine schöne und wichtige Erfahrung und kann für jeden eine positive Sache sein."
Mittlerweile sieht es für die Fortsetzung des deutsch-französischen Freiwilligendienstes auch gut aus, nachdem der französische Partner die IGP noch im Juni um den Fortbestand bangen ließ.



