Für sie ist der 14. Juli ein Stück Heimat
Caroline Mary-Franssen und Virginie Jouhaud-Neutard verbringen den heutigen Nationalfeiertag in der Region

Die Französinnen Caroline Mary-Franssen (l.) und Virginie Jouhaud-Neutard verbringen den heutigen Nationalfeiertag in ihrem Heimatland in der Quadratestadt. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Während am heutigen Freitag in Deutschland das Leben seinen gewohnten Lauf nimmt, verfallen unsere französischen Nachbarn in absolute Feierlaune: Der 14. Juli ist in Frankreich Nationalfeiertag. Die meisten Geschäfte haben geschlossen, und die Menschen treibt es hinaus auf die Straße, um gemeinsam zu tanzen, zu essen und trinken. Doch was ist mit den Franzosen, die an diesem Tag nicht in ihrer Heimat sind? Wie erleben sie Frankreichs großen Tag?
Caroline Mary-Franssen und Virginie Jouhaud-Neutard sind Französinnen, die schon seit über 20 Jahren in Deutschland leben. Die 47-jährige Caroline Mary-Franssen arbeitet als Dozentin an der Universität Mannheim und ist die 2. Vorsitzende der Deutsch-Französischen Vereinigung Rhein-Neckar. Sie kommt aus Soufflenheim im Elsass und wohnt in Heidelberg.
Jouhaud-Neutard ist 45 Jahre alt, stammt aus Bordeaux und ist die Geschäftsführerin des Institute Français in Mannheim (IF). Sie lebt in Heddesheim. Und beide sind am "Quatorze Juillet" in Deutschland - dort, wo vom Nationalfeiertag eher weniger zu spüren ist. Dennoch ist dieser Tag mit vielen Emotionen verknüpft, wie Jouhaud-Neutard und Mary-Franssen erzählen. "Ich verbinde diesen Tag immer mit Feuerwerk und dem ‚Bal populaire’", schwelgt die IF-Geschäftsführerin sofort in Erinnerungen. Als Kind habe sie sich immer besonders darauf gefreut, vor allem, weil sie an der "fête nationale" nicht so früh ins Bett musste, erzählt sie lachend.
Jouhaud-Neutard feierte damals meist in einem Hafen an der Küste. "Es kam Musik von den Schiffen. Rund um den Hafen war es immer voll und man hat gewartet, bis das Feuerwerk losging. Das war immer etwas Besonderes. Das Fest ist ein Muss."
Ähnlich erging es Mary-Franssen im nahen Elsass. "Für uns Kinder war der 14. Juli immer wie der Beginn der Ferien. Die Schule war vorbei. Überall herrschte Aufregung. Es ist ein Fest, an dem sich alle treffen", erinnert sich die 47-Jährige. Alle seien sehr entspannt und ausgelassen. Feuerwerk, Laternen- und Fackellauf seien ebenfalls obligatorisch. Im Unterschied zu großen Städten gab es bei Mary-Franssen im 5000-Seelen-Städtchen Soufflenheim jedoch keine große Militärparade, die ebenfalls traditionell zum 14. Juli gehört wie das Amen in der Kirche.
Die beiden sind kaum zu bremsen, wenn sie erzählen, reden schnell, lachen viel. "So ist das auch in Frankreich am Nationalfeiertag", sagt die Elsässerin fast entschuldigend. Ein wenig ruhiger wird sie, wenn sie von ihrem ersten 14. Juli in Deutschland erzählt. "Am Anfang war das nicht wirklich schön. Ich musste ganz normal in die Uni gehen", sagt sie. Und auch in den Folgejahren habe sie jede Möglichkeit genutzt, zum Nationalfeiertag nach Frankreich zu gehen - ins Elsass ist es ja nicht weit. "Wenn es nicht anders ging, habe ich Freunde zu mir nach Hause eingeladen. Wir feierten zum Beispiel draußen auf der Neckarwiese." Wichtig sei ihr dabei immer das Zusammensein in der Gruppe gewesen. Heute mache sie das aber nicht mehr.
"Hier im Ausland feiere ich zu Hause auch nicht privat den 14. Juli", erklärt Jouhaud-Neutard. Wenn es allerdings ein Fest gebe, draußen und mit anderen, dann gehe sie hin. Und so werde sie dieses Jahr mit aller Wahrscheinlichkeit in Heidelberg feiern. Im Montpellier-Haus, das schon seit über 20 Jahren eine Feier zum französischen Nationalfeiertag ausrichtet. "Ich finde das ganz toll", sagt sie begeistert und auch mit dem Blick auf andere Veranstaltungen in Deutschland, die zum Nationalfeiertag der Franzosen stattfinden. Mary-Franssen bringt den Marstallhof in Heidelberg ins Spiel, wo dieses Jahr zu einer "Nuit Française" geladen wird. In Mannheim gab es hingegen letztes Jahr ein großes Fest des IF zum Nationalfeiertag, und auch für nächstes Jahr sei wieder etwas geplant, verrät die Geschäftsführerin.
Doch egal, ob Caroline Mary-Franssen und Virginie Jouhaud-Neutard in Deutschland feiern oder nicht - der 14. Juli hat für beide immer eine große Bedeutung. "Es ist ein Stück meines Herzens, ein Stück Heimat", bringt es Jouhaud-Neutard auf den Punkt.



