Nach tödlichem Unfall in der Heidelberger Altstadt: Mehr Sicherheit durch Poller?

Verkehrsmanager Thewalt reagiert auf die Vorwürfe der Eltern. Ein Ingenieurbüro soll nun ein Konzept für die Altstadt erarbeiten.

20.07.2016 UPDATE: 21.07.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Nur ein Poller verwehrt derzeit den Autofahrern den Weg in die Altstadt - der an der Alten Brücke. Gestern Nachmittag war er allerdings im Boden versenkt. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Die Verkehrssicherheit für Kinder wird in der Altstadt und in ganz Heidelberg noch einmal deutlich verbessert. Das verspricht der städtische Verkehrsmanager Alexander Thewalt auf Anfrage der RNZ. Nach dem tödlichen Unfall in der Theaterstraße und der Verurteilung des Lieferwagenfahrers hatten die Eltern des verunglückten Ben und einige Mitstreiter auf Missstände im Bereich der Friedrich-Ebert-Grundschule hingewiesen. Thewalt nimmt die Kritik ernst. Allerdings betont er, dass einiges schon längst in die Wege geleitet worden sei. So soll die Theaterstraße zwischen der Grundschule und dem Anna-Blum-Spielplatz aufgepflastert werden, um die Autofahrer noch einmal deutlich darauf hinzuweisen, dass sie sich in einem verkehrsberuhigten Bereich bewegen. Hier war der tödliche Unfall am 15. Januar passiert. Direkt nach der Sommerpause wird das Verkehrsmanagement darüber hinaus ein Ingenieurbüro beauftragen, ein Pollerkonzept für die Altstadt zu erarbeiten.

Ob in Zukunft wirklich alle Zufahrtsstraßen zur Fußgängerzone mit versenkbaren Pollern gesichert werden und damit ab 11 Uhr nur noch Fahrer mit Berechtigung diese Barrieren passieren können, kann der Verkehrsmanager heute noch nicht sagen. Der Gemeinderat beauftragte die Stadtverwaltung aber zumindest schon einmal damit, solch ein Konzept zu erarbeiten. Vor einer Entscheidung werden alle Betroffenen - Anwohner, Einzelhändler, vor allem aber Schulen und Kindergärten - gehört. "Wir werden versuchen, bis Weihnachten einen Plan vorzulegen", so Thewalt.

Bei der Erarbeitung des Konzepts soll auch das aktuelle City-Logistik-Konzept auf den Prüfstand: Sechs Lieferfirmen mit insgesamt 30 Fahrzeugen haben derzeit die Berechtigung, auch nach 11 Uhr acht Haltepunkte im Fußgängerbereich Altstadt anzufahren. Einer dieser Haltepunkte liegt ausgerechnet in der Theaterstraße. Thewalt würde ihn gerne streichen. Er weiß aber: "Wenn ich ihn wegnehme, habe ich automatisch mehr Verkehr in den Nachbarstraßen. Das hat Auswirkungen auf die ganze Altstadt."

Thewalt ist zuversichtlich, dass die Theaterstraße im kommenden Jahr aufgepflastert wird. Allerdings müsste der Gemeinderat zuvor die hierfür erforderlichen 120 000 bis 150 000 Euro in den nächsten Doppelhaushalt einstellen. Ob auch weitere Altstadtgassen baulich verändert werden müssen, werde im Rahmen des anstehenden Sicherheitsaudits überprüft: In den nächsten Tagen wird ein Ingenieurbüro damit beauftragt, alle Bereiche vor Schulen und Kindergärten aber auch vor Senioreneinrichtungen in Sachen Verkehrssicherheit genau unter die Lupe zu nehmen und Vorschläge zu unterbreiten. "Mit den Grundschulen fangen wir an", verspricht der Verkehrsmanager. Schließlich wolle man ja auch, dass die Kinder sicher zu Fuß zur Schule gehen können. Das Audit ist auf zwei Jahre ausgelegt.

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Die Verwaltung versuche zudem, die geltenden Regeln auch durchzusetzen, so Thewalt. Allein in diesem Jahr schrieben Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes und des Kommunalen Ordnungsdienstes schon 165 Falschparker in der Theaterstraße auf. Die Anschaffung eines modernen Geschwindigkeitsmessgeräts sei für den kommenden Doppelhaushalt bereits angemeldet. Damit kann die Stadt auch in verkehrsberuhigten Bereichen mit wenig Platz Tempokontrollen durchführen. "Es gibt noch sehr viel zu tun", weiß Thewalt. Und das gelte auch für die anderen Stadtteile. Denn auch in Alt-Rohrbach und in Handschuhsheim sind die Straßen genauso eng.

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