Überschwemmtes Heidelberg: Beim Verkehr ging nichts mehr

Riesenstaus gab es nach dem Hochwasser - Die meisten Ausweichrouten waren blockiert

30.05.2016 UPDATE: 31.05.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden

Ungezähmt: Das Wasser- und Schifffahrtsamt zog gestern die Verschlüsse am Wehr Wieblingen und ließ das Wasser ungehindert passieren. Im Schnitt darf sich der Neckar nur alle fünf Jahre frei entfalten. Foto: Philipp Rothe

Von Holger Buchwald

Kleine Bäche, die sich in reißende Flüsse verwandeln, überflutete Straßen und kilometerlange Staus im Neckartal: Die starken Regenfälle sorgten in Heidelberg dafür, dass Feuerwehr, Polizei und Technisches Hilfswerk (THW) gestern von 3.30 Uhr nachts bis zum Nachmittag im Dauereinsatz waren. An der Alten Brücke, in Ziegelhausen und in Wieblingen trat der Neckar stellenweise über die Ufer, kleinere Hänge rutschten ab. Besonders stark betroffen war das Kloster Stift Neuburg, wo eine Stützmauer Opfer der Fluten wurde

Hintergrund

Wo das Unwetter die größten Schäden verursachte

Sturzfluten und Erdrutsche in diesem Ausmaß habe es bei einem Hochwasser in Heidelberg noch nie gegeben, sagte eine Stadtsprecherin. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Ein Überblick über die

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Wo das Unwetter die größten Schäden verursachte

Sturzfluten und Erdrutsche in diesem Ausmaß habe es bei einem Hochwasser in Heidelberg noch nie gegeben, sagte eine Stadtsprecherin. Die Feuerwehr war im Dauereinsatz. Ein Überblick über die Schäden.
Stift Neuburg: Schlimm getroffen hat es die Gastronomie und den Bauernhof am Stift Neuburg. Die Sturzfluten des Mausbaches hatten Geröll mitgerissen und eine Stützmauer auf einer Länge von 25 Metern eingerissen. Das Wasser floss auch in die Stallungen. 14 Kühe und ein Bulle wurden von der Feuerwehr und Mitarbeitern der Landwirtschaft gerettet und haben nun ein Ausweichquartier auf einem Hof in der Nähe gefunden. Die Kälber können weiterhin auf Stift Neuburg versorgt werden. Wie hoch der Schaden ist, konnte Klosterhof-Geschäftsführer Hartmut Jäger noch nicht sagen. Nur so viel: "Er ist höher als gedacht." Die Gastronomie kann dennoch am Mittwoch wieder geöffnet werden.
Molkenkur: Unter der Brücke an der Molkenkur gab es einen Erdrutsch. Die Brücke und die Straße wurden gesperrt. Die obere Bergbahn konnte nicht fahren. Auch die Station Königstuhl war von Wassereinbrüchen betroffen.
Schlossgarten: Zwei 25 Meter hohe Spitzahornbäume stürzten am Sonntagabend auf der Scheffelterrasse im Schlossgarten um. Der Grund: Der Hang oberhalb der Scheffelterrasse war aufgeweicht. Der östliche Rand der Terrasse bei der Goethebank bleibt deshalb bis auf Weiteres gesperrt. ani/hob

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Die Berufsfeuerwehr wurde von allen Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr und dem THW unterstützt. Wachenleiter Holger Schlechter meldete bis 15.30 Uhr insgesamt 65 Einsätze, an denen 220 bis 260 Personen beteiligt waren. Dabei kristallisierten sich vor allem zwei Schwerpunkte heraus: Handschuhseim und Ziegelhausen. Der Mausbach schwoll nämlich so stark an, dass die Mühltalstraße unterspült und im Bereich des Turnerbrunnens teilweise weggerissen wurde. In den Handschuhsheimer Hanglagen liefen etliche Keller voll. Noch gravierender waren die Auswirkungen in Ziegelhausen. Dort verließ der Mausbach sein Bett und seine Kanalisation und schoss über die Straße "In der Neckarhelle" gen Neckar. Auch im Bereich der Hirschgasse wurde Geröll auf die Straße geschwemmt, sodass die Polizei die Neuenheimer und Ziegelhäuser Straße zwischen Theodor-Heuss-Brücke bis Ziegelhausen sperrte.

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Die Konsequenz waren endlose Staus im Neckartal. Da auch die B 45 gesperrt worden war, entfiel nämlich die Ausweichroute über Bammental, sodass sich ein Großteil des Verkehrs über die B 37 durch Heidelberg quälen musste. Aus Richtung Neckargemünd kommend leitete die Verkehrspolizei die Autos und Lastwagen am Karlstor über den Schlossbergtunnel und die Friedrich-Ebert-Anlage. Ab 14 Uhr durften kleinere Wagen auch wieder direkt am Neckar fahren. Sie konnten an der Alten Brücke die Hochwasserzone kleinräumig umfahren. Lastwagen mussten aber weiterhin die längere Route über den Tunnel nehmen. Ein paar Sattelschlepper waren nämlich am Vormittag beinahe in der engen Altstadt hängen geblieben. Durch das Rangieren wurden danach die Staus immer länger, sodass sich die Polizei für die größere Umleitung entschied. Ebenso wie die Lkws mussten auch die Busse der RNV Alternativrouten wählen. Betroffen waren die Linien 34, 35 und 38.

"Land unter" meldeten auch die Wieblinger, die allerdings schon Schlimmeres erlebt haben. Über die von der Stadt aufgestellten Stege kamen sogar die Bewohner des besonders tief gelegenen Neckarhamms trockenen Fußes in ihre Wohnungen. In der Altstadt wurde der Marktplatz als Parkplatz freigegeben, die Spundwände am Neckarmünzplatz wurden zwar aufgebaut, aber gar nicht mehr gebraucht. Der Fluss blieb in seinem Bett.

Schon gegen 12 Uhr hatten Feuerwehr und THW die Situation auch in Ziegelhausen und Handschuhsheim wieder unter Kontrolle. Mit Hilfe von Sandsäcken und schwerem Gerät wurden die Bäche gebändigt, nach und nach wurden die Keller und die Tiefgarage der Firma SAS leer gepumpt. Bis 20 Uhr waren auch die Aufräumarbeiten zwischen Neuenheim und Ziegelhausen beendet, sodass auch die L 534 am späten Abend wieder für den Verkehr freigegeben werden konnte. "Schon am Nachmittag war das Schlimmste vorbei", sagte Holger Schlechter von der Berufsfeuerwehr. Ein paar falsche Feueralarme, wenige umgestürzte Bäume auf Straßen oder Wegen - "das normale Tagesgeschäft".

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