Chinesen interessieren sich für die Heidelberger Patton Barracks
Heidelberg will enger mit dem "Pekinger Silicon Valley" zusammenarbeiten - Technologiepark geplant - Hochrangige Delegation zu Gast

OB Eckart Würzner und Shuang Chen, die stellvertretende Direktorin des Stadtbezirks Haidian, nach der Unterzeichnung. Foto: Stadt
Von Steffen Blatt
Haidian ist ein Stadtbezirk von Peking und wird auch "Silicon Valley Chinas" genannt. Die Stadt Heidelberg hat am gestrigen Montag eine Kooperationsvereinbarung mit Haidian geschlossen. Oberbürgermeister Eckart Würzner und Shuang Chen, die stellvertretende Direktorin des Stadtbezirks, unterzeichneten das Dokument im Spiegelsaal des Palais Prinz Carl. Die beiden Kommunen wollen in Zukunft den Austausch in den Bereichen Wissenschaft und Forschung intensivieren. Geplant ist auch ein Technologiepark für chinesische Unternehmen auf den Patton Barracks.
Hintergrund
Der Stadtbezirk Haidan liegt nordwestlich des Stadtzentrums von Peking und hat 3,4 Millionen Einwohner - fast so viele wie Berlin. Fast 40 Hochschulen zählt der Stadtteil, unter anderem die beiden renommiertesten des Landes, die Peking- und die
Der Stadtbezirk Haidan liegt nordwestlich des Stadtzentrums von Peking und hat 3,4 Millionen Einwohner - fast so viele wie Berlin. Fast 40 Hochschulen zählt der Stadtteil, unter anderem die beiden renommiertesten des Landes, die Peking- und die Tsinghua-Universität. Dazu haben rund 147 Forschungsinstitute ihren Sitz in Haidian, darunter rund 50 nationale Zentren zur Grundlagenforschung. Fast 6000 Unternehmen aus dem Hochtechnologiebereich sind in dem Stadtbezirk angesiedelt, darum wird Haidian auch das "Silicon Valley Chinas" genannt. Gleichzeitig hat Haidan ein reichhaltiges kulturelles Erbe, Zeugen dafür sind die Ruinen des Alten Sommerpalastes und der Neue Sommerpalast, der mehrmals zerstört und wieder aufgebaut wurde. Auch deswegen passen die beiden Städte für die stellvertretende Direktorin des Stadtbezirks, Shuang Chen, gut zusammen: "Wir hoffen, dass wir Heidelberg und Haidian in eine gemeinsame Zukunft führen können." ste
Auf einem Teil der ehemaligen US-Fläche zwischen Speyerer Straße und Kirchheimer Weg sollen sich chinesische Hochtechnologie-Unternehmen ansiedeln. Denn längst ist das Land nicht mehr nur die "Werkbank der Welt", wo Produkte billig hergestellt werden können. Vielmehr sind einige chinesische Konzerne in den letzten Jahren zu den größten der Welt aufgestiegen und wollen nun auch verstärkt nach Europa expandieren - nicht mit Produktionsstätten, sondern in den Bereichen Forschung und Entwicklung.
So gehörten zur Delegation auch Vertreter des größten chinesischen Computerherstellers Lenovo oder des Telekommunikationsausrüsters ZTE. Aus dem Maschinenbau kommt die Sany Group, die 2012 den baden-württembergischen Betonpumpenhersteller Putzmeister übernahm. Aus Heidelberg waren unter anderem der Projektentwickler Eurescom, das SAP App-House und das Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen Falk & Co vertreten.
Vor der Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung stand ein Besuch auf den Patton Barracks auf dem Programm. Im Nordosten des Geländes soll der "German-Sino-Hi-Tech-Park" entstehen, teils in bestehenden Gebäuden, teils in Neubauten. Der Weg dorthin ist noch lang - die Planungen für die Nachnutzung des gesamten Areals laufen noch, in diesem Jahr will die Stadt die Fläche kaufen -, doch das Interesse aus China ist offenbar groß.
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"In den nächsten Monaten werden mehrere Delegationen nach Heidelberg reisen, um sich zu informieren", sagte Sompo Chou von der China Energy Bay Group der RNZ. Auch der Bürgermeister von Peking will im Sommer Heidelberg besuchen. Beide Länder verfolgten für ihre Industrien die Strategie der Verzahnung von moderner Informations- und Kommunikationstechnologie mit der Produktion. In Deutschland heißt das "Industrie 4.0", in China "Made in China 2025". Darum ist Chou überzeugt: "Wir ergänzen uns optimal."