Verdi und Kirche kritisieren verkaufsoffene Sonntage
Sie sprechen sich gegen zwei weitere Tage aus. Das letzte Wort hat der Gemeinderat.

Mannheim. (oka) Eigentlich sollten die drei verkaufsoffenen Sonntage im Buga-Jahr eine Ausnahme sein, so war es Kirchen und Gewerkschaften damals vonseiten der Verwaltung und des Gemeinderats versichert worden. Traditionell findet in Mannheim der verkaufsoffene Sonntag Anfang Oktober zur Marktmeile statt.
Entsprechend überrascht sind Gewerkschaften und Kirchen, dass am kommenden Dienstag im Hauptausschuss zwei Termine zur Disposition stehen. Man greife eine Anregung des Einzelhandelsverbands Nordbaden und der Werbegemeinschaft Mannheim City auf, heißt es in der Vorlage. Vorgeschlagen sind der 16. Juni unter dem Motto "Mode im Quadrat" und der 6. Oktober unter dem Motto "Schmecken & Genießen".
"Aufs Schärfste" kritisieren die Gewerkschaft Verdi als Vertretung der Interessen der Beschäftigten im Einzelhandel und der Deutsche Gewerkschaftsbund Mannheim die aktuelle Beschlussvorlage in einer gemeinsamen Erklärung. "Aus einer einmaligen Ausnahme soll schleichend die neue Regel abgeleitet werden – genau das hatten wir befürchtet", so der DGB-Kreisvorsitzende Ralf Heller.
"Wir erwarten von den Fraktionen im Gemeinderat, dass sie sich an ihre Zusage aus dem vergangenen Jahr erinnern und selbst daran halten: nämlich, dass die Ausweitung der Sonntagsöffnungen aus dem Buga-Jahr eine Ausnahme bleiben wird."
Die Geschäftsführerin von Verdi Rhein-Neckar, Kathrin Biro, ergänzt: "Im letzten Jahr wurden die Gewerkschaften mit entsprechendem Vorlauf zur Entscheidung im Gemeinderat zu einem gemeinsamen Gespräch mit Vertretern von Stadt und Handel eingeladen, auch wenn das Ergebnis am Ende nicht unseren Erwartungen entsprach. Aber in diesem Jahr saßen wir bei den Vorberatungen nicht mal mit am Tisch."
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Ralf Heller war in der Sitzung des Gemeinderats im März 2023 zugegen und erinnert sich an die Debatten und Stellungnahmen aus den Fraktionen und eben an jene Beteuerungen, die er als einhellige Mehrheitsmeinung wahrgenommen hat: "Umso entsetzter sind wir jetzt, dass die Verwaltung den Vorschlag des Handelsverbands in dieser Form übernimmt."
Der Sonntag müsse arbeitsfrei bleiben, betont Sabine Leber-Hoischen, stellvertretende DGB Kreisvorsitzende. "Er ist für die meisten Beschäftigten im Einzelhandel der einzige planbare freie Tag in der Woche. Wir erwarten uns vom Gemeinderat mehr Zukunftsideen für die Innenstadt, als einzig den Konsum von anderen Wochentagen auf den Sonntag verschieben zu wollen".
Auch die Kirchen sehen mehr Sonntagsöffnungen kritisch, "weil nun schon zwei Sonntage für die Innenstadt beantragt sind. Dazu kommen die jeweiligen verkaufsoffenen Sonntage in den Stadtteilen. Schon für die Innenstadt geht das über den ursprünglich einmal verabredeten Oktobertermin zur Marktmeile hinaus. Einer schleichenden Aushöhlung des Sonntagsschutzes treten wir entschieden entgegen und erinnern an die Zusage, nach dem Jahr der Bundesgartenschau wieder zur ursprünglichen Verabredung zurückzukehren", heißt es in der Stellungnahme der evangelischen und katholischen Kirche.
"Es geht dabei um den ganz anderen Charakter des Sonntags als Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung, der aus der Theologie, der Kulturgeschichte und der rechtlichen Verankerung entsteht."
Wie viele verkaufsoffene Sonntage es gibt, entscheidet der Gemeinderat. Nach der Vorberatung im Hauptausschuss am 9. April fällt die Entscheidung dann bei der Gemeinderatssitzung am 16. April.



