Plus Heidelberger Frühling

Das ist das Programm des Liedfestivals im Juni

Thomas Hampson macht den DJ. Neu ist ein Einheitspreis von 25 Euro bei freier Platzwahl.

17.02.2024 UPDATE: 17.02.2024 06:00 Uhr 2 Minuten, 39 Sekunden
Lieder ohne Frack und Kummerbund versprechen The Erlkings. Foto: Peak Motion Films

Von Matthias Roth

Heidelberg. Das "Heidelberger Modell" sei wegweisend: "Fast alle größeren Festivals, die sich heute mit dem Lied befassen," so Thorsten Schmidt, "haben in Heidelberg ihre Wurzeln und werden von ehemaligen Stipendiaten der Lied-Akademie getragen". Heidelberg als "Urmutter" moderner Festivals, das betont der Intendant des "Frühlings" häufiger, gebe Strukturen vor, die weltweit kopiert würden. Als Vorbildfunktion werde vor allem die Mischung aus Konzerten, Wettbewerb, Akademie, Förderung junger Talente und die subtile Fortbildung des Publikums durch ungewöhnliche Programme wahrgenommen.

Das "Lied-Zentrum" trage dazu bei, "das Lied in seiner ganzen Bandbreite" zu präsentieren, die Lied.LABs stießen neue Türen auf, die Partnerschaften mit anderen Veranstaltern und Institutionen ermöglichten andere als nur klassische Konzepte. "Und das nun alles zum Einheitspreis von 25 Euro pro Karte (8 Euro ermäßigt) bei freier Platzwahl", fügt Thorsten Schmidt bei der Vorstellung des 3. Liedfestivals des Heidelberger Frühlings hinzu, das von 8. bis 16. Juni stattfindet und auch Familienkarten anbietet.

Wie schon beim Streichquartettfest im Januar und dem "Frühling" selbst geht es in diesem Jahr um Johannes Brahms. Dieser war zwar selbst mehrfach in Heidelberg (bzw. Ziegelhausen) gewesen, er gab hier aber nie Konzerte. Der Sommerfrischler wahrte weitgehende Anonymität. Seine Lieder stehen nun, wenn auch nicht ausschließlich, im Mittelpunkt des Juni-Festivals, selbst wenn einige bereits im "Frühlings"-Programm zu finden sind. Sie stehen hier unter dem Motto: "Brahms und die Unordnung der Lieder".

Dramaturg Anselm Cybinski erläuterte dieses damit, dass Brahms eigentlich keine Zyklen, sondern "nur Bouquets" geschrieben habe, also Blumensträuße band, die jeweils nur wenige Blüten aus insgesamt fast 300 Lied-Kompositionen zusammenfassen. Die "Unordnung" sei bewusst gesetzt, und heimliche Bezüge gelte es offen zu legen. Programmdirektorin Annett Baumeister stellte sodann Details des Festivals vor.

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Zentral im Programm verankert ist die Liedakademie des Baritons Thomas Hampson, der zusammen mit seiner Kollegin Susan Manoff (eine Amerikanerin, die in Paris unterrichtet) sieben Meisterklassen gibt (11.-14. Juni, im Haus der Begegnungen gegenüber der Jesuitenkirche). Neben dem Abschlusskonzert der diesjährigen Stipendiaten am 16. Juni (11 Uhr) in der Alten Aula spricht Hampson am 14. Juni in diesem Rahmen ebendort über "Brahms als Liedkomponist". Außerdem betätigt sich Hampson als DJ und legt am 15. Juni ab 15 Uhr im Haus der Begegnungen alte Platten auf — natürlich nicht unkommentiert.

Das Opening des Festivals findet auf dem Marlene-Dietrich-Platz vor dem neuen Karlstorbahnhof am 8. Juni ab 16 Uhr statt: The Erlkings präsentieren hier "Lieder ohne Frack und Kummerbund". Der Leiter des Kurpfälzischen Museums Frieder Hepp und die Sammlungsleiterin Julia Carrasco führen zusammen mit dem "4x4"-Frauenchor der Pädagogischen Hochschule am 9. Juni durch die Museumsgalerie. Sie begeben sich auf eine Suche nach "Starken Frauenbildern — zarten Männerseelen".

Im Anschluss ist in der Alten Aula der Gewinner des Wettbewerbs "Das Lied" 2023 zu hören: Tenor Tae Hwan Yun singt Brahms, Schumann ("Dichterliebe") und Wilhelm Killmayer. Den Abend dieses Sonntags bestreit die aus Brooklyn stammende Sopranistin Erika Baikoff mit Liedern von Haydn bis Schönberg ebenfalls in der Alten Aula.

"Duft. Farbe. Klang": Katharina Konradi (Sopran) und Catriona Morison (Mezzosopran) sind unter diesem Motto mit Duetten auch von Komponistinnen am 11. Juni in der Alten Aula zu hören. Das Lied.LAB zum Thema "Tierische Gefährten — fantastische Kreaturen" lädt insgesamt vier Mal ins Völkerkundemuseum ein, wo Direktor Alban von Stockhausen zusammen mit SängerInnen und MusikerInnen neue Räumlichkeiten des Hauses erkundet (unter anderem das sonst nicht öffentliche Bootshaus).

Die Ausnahme-Sopranistin Sarah Maria Sun ist am 12. Juni, 19.30 Uhr, mit Werken von Schubert bis Ligeti in der Alten Aula zu Gast, wo auch der Bariton Konstantin Krimmel (Nachwuchssänger des Jahres und Gewinner des Heidelberger Publikumspreises) am 13. Juni, 19.30 Uhr, Lieder von Liszt, Brahms und Eusebius Mandyczewski vorträgt.

"Wie komm‘ ich denn zur Tür herein?" heißt ein Nachmittagsprogramm von Theresa Pilsl (Sopran) und Jonas Müller (Bariton), die am 14. Juni, 17 Uhr, Brahms‘ Volkliedbearbeitungen zur Gitarre singen werden. Ebenfalls von Gitarren begleitet wird Ema Nikolovska (Mezzosopran) am gleichen Abend am selben Ort: Sie ist mit Liedern von Schubert bis Bob Dylan, von Brahms bis Laurie Anderson zu hören.

Das Trio tRiaLog wird neben Brahms und Strauss auch ein Auftragswerk von Philipp Maintz auf Gedichte von Elisabeth Plessen aufführen. Duette von Schumann und Brahms beschließen das Festival am 15. Juni, gesungen von Patricia Nolz (Mezzosopran) und Florian Bösch (Bariton).

Info: Ticket-Telefon 06221-5840044, tickets@heidelberger-fruehling.de

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