Miramar-Chef bezeichnet Verhalten der Bürgerinitiative als "unredlich"
Gestartetes Bürgerbegehren: Miramar-Chef Markus Steinhart ruft dazu auf, sich von Kritikern seiner Pläne "nicht täuschen" zu lassen.

Von Philipp Weber
Weinheim. Die ersten Listen füllten sich am Wochenende, nur einen kleinen Spaziergang weit vom Miramar entfernt. An der "Milchtankstelle" an der Waidallee wurden Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Die Bürgerinitiative (BI) "Naherholung Waidsee" will bis zum 20. Dezember etwas mehr als 2400 Autogramme von Weinheimer Wahlberechtigten, um sich per Bürgerbegehren gegen den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan stellen zu können, der dem Miramar den Bau eines Hotels im Norden des Bades und eines Parkdecks in dessen Süden ermöglicht. Nach Angaben von BI-Aktiven war das Interesse am Samstag groß – obwohl man den ersten Info- und Unterschriftenstand in Weinheims Peripherie hatte.
Die Unterschriftensammlung ist derzeit eines der großen Themen in der Stadt – in das nun auch Miramar-Betreiber Marcus Steinhart einsteigt. "Selbstverständlich haben alle Bürger das Recht, ein Bürgerbegehren anzustreben. Doch sowohl das Verhalten als auch die Begründung sind unredlich", erneuert er die Kritik an der BI, die vergangene Woche bereits ein Berater des Bades geäußert hatte. "Vor vier Jahren haben wir auf Anregung der Interessengemeinschaften Waid und Ofling eine Lösung gesucht und gefunden. Etwa zwei Jahre lang in internen Gesprächen gemeinsam mit der Stadtverwaltung, danach zwei Jahre öffentlich mit umfassender Transparenz", so Steinhart. An erster Stelle sei stets die Beseitigung oder deutliche Abfederung des seit Jahrzehnten anhaltenden Parkdrucks gestanden. Der Gemeinderat hatte am 20. September mit klarer Mehrheit (23 Ja- gegen acht Nein-Stimmen) für diese Lösung gestimmt.
Steinhart weist die Bedenken der BI zurück, laut denen die Neubauten der Schönheit der Waidseelandschaft gefährlich werden. "Es ist nicht zutreffend, dass es eine massive Bebauung wird. Das Parkdeck wird sehr schlank gebaut und erreicht eine niedrige Höhe von etwa siebeneinhalb Metern", sagt er. "Das Hotel erreicht etwa zwölf Meter und ist damit gut fünf Meter niedriger als unser höchster Rutschenturm, weit weg von der Waid und vom Strandbad aus durch den Baumbestand kaum zu sehen." Es sei ebenfalls nicht zutreffend, dass es bei der von Miramar, Stadt und IGs angestrebten Lösung erheblich mehr Verkehr gibt. "Wir rechnen mit einer mittleren Auslastung von 60 Prozent. Das ist eine übliche Kalkulationsgröße. Das sind dann rund 70 bis 90 Personen und etwa 50 Fahrzeugbewegungen. Bleiben die Gäste mehrere Tage, stehen deren Fahrzeuge überwiegend im Parkdeck. Alle Zahlen wurden transparent dargelegt", so Steinhart. Es werde auch versucht, Anreize zu schaffen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen.
Steinhart will auch nichts von einer Expansion wissen, die mit weiteren Badegästen verbunden wäre: "Wir sind nicht an noch mehr Gästen interessiert. 2018 hatten wir 710.000 Besucher, da waren wir deutlich an der Kapazitätsgrenze. Selbstverständlich gibt es an Wochenenden und in Ferienzeiten größeren Andrang als unter der Woche. Dann müssen Gäste in der Schlange warten, bis andere Gäste das Bad verlassen haben", sagt Marcus Steinhart. "Wir können mit entsprechenden Angeboten auch versuchen, zu lenken, und Gäste durch Angebote unter der Woche für einen oder mehrere Tage Urlaub bei uns zu gewinnen." Zu der von den Kritikern seines Vorhabens ebenfalls monierten Versiegelung von Ackerland gibt Steinhart ein bemerkenswertes Statement ab. Es treffe zu, dass etwa 7000 Quadratmeter Ackerfläche versiegelt werden, "auf der ganz überwiegend Energiepflanzen angebaut werden – also keine Nahrungsmittel".
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Er wendet sich auch gegen das Argument der BI, das Naherholungsgebiet Waidsee werde beeinträchtigt. Das Gegenteil sei der Fall. An dem Hotelstandort stünden heute Autos. Da erhole sich niemand. Auch nicht auf der für das Parkdeck angedachten Ackerfläche, wo es weder Spazierweg noch Bänke gebe. Man wolle die Gesamtzahl der Stellplätze auf 1114 "erheblich vergrößern", das wilde Parken auf der Waid weitgehend beenden, das Straßenbild ordnen und die Verkehrssicherheit erhöhen. "Die Initiatoren der BI sind schlecht informiert oder ignorieren die transparente Abwägung und die sehr guten Argumente für dieses Projekt, das zudem neue Arbeitsplätze und eine Aufwertung des Tourismusstandorts Weinheim schafft. Ich hoffe, die Bürger lassen sich durch die Vorgehensweise dieser BI nicht täuschen."