Schriesheimer Mathaisemarkt

Zelte, Krammarkt und Eröffnung kamen nicht gut an

Es gibt viel zu verbessern: Die Stadt präsentiert die Ergebnisse der drei Umfragen. Vor allem der Umzug "zieht".

22.07.2023 UPDATE: 22.07.2023 06:00 Uhr 6 Minuten, 53 Sekunden
Für die Mathaisemarkt-Besucher sind die Fahrgeschäfte – vor allem das Riesenrad – und die Schausteller die Hauptanziehungspunkte.

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Das war in diesem Jahr das große Thema: Wie lief der Mathaisemarkt nach zwei Jahren Pause? Besuchermäßig mit 130.000 Gästen gar nicht schlecht – und deutlich besser als beim letzten Fest vor der Pandemie, als 2019 rund 90.000 Besucher kamen.

Aber wie hat es den Besuchern in diesem Jahr gefallen? Und wie vergleichen sie den aktuellen Mathaisemarkt mit früheren? Aufschluss dazu geben drei Umfragen, deren Ergebnisse die Stadt nun veröffentlichte.

Nicht alles war schlechter als früher, aber es gibt auch Baustellen, derer man sich bei der Neukonzeption des Festes annehmen müsste. Das sieht prinzipiell auch das Rathaus so. Es fasst seine aus den Umfragen gewonnenen Erkenntnisse so zusammen: "Die Ergebnisse spiegeln grundsätzlich ein positives Stimmungsbild hinsichtlich des Mathaisemarkts.

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren zeigt sich dennoch, dass die positive Bewertung des Mathaisemarkts tendenziell rückläufig ist. Dies signalisiert das Verbesserungspotenzial, um den Qualitätsansprüchen auch weiterhin gerecht zu werden."

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> Die Umfragen: Insgesamt gab es drei: eine vor, eine während und eine nach dem Mathaisemarkt. An der Ersten konnte man sich vor allem per Internet beteiligen (873 Teilnehmer zwischen dem 14. Februar und dem 2. März); die Zweite bestand aus Interviews auf dem Fest (401 Teilnehmer vom 2. bis zum 12. März), die Dritte lief wieder vor allem online (507 Teilnehmer vom 13. bis zum 26. März). Im Grunde wurde dabei fast dasselbe gefragt: Wie man prinzipiell den Mathaisemarkt und speziell seine gastronomischen Angebote, die Veranstaltungen und Attraktionen bewertet.

Besonders stark beteiligten sich Personen von Mitte 30 bis Mitte 60, allerdings eher wenige Senioren sowie Kinder und Jugendliche (jeweils rund zehn Prozent) – und in etwa gleich viel Männer und Frauen. Weit über 70 Prozent der Teilnehmer kommen aus Schriesheim (oder den Ortsteilen).

Fazit: Der Rücklauf der drei Umfragen war erstaunlich hoch, insgesamt beteiligten sich fast 1800 Personen. Wobei die allermeisten Schriesheimer mittleren Alters waren. Was zumindest den Schluss nahelegt, dass der Mathaisemarkt doch eher ein Fest der Schriesheimer ist (oder sie zumindest am meisten bewegt).

> Besuch und Akzeptanz: Die meisten, die bei den drei Umfragen mitmachten, sind ausgesprochene Festgeher: Bis zu 83 Prozent gaben an, jedes Jahr den Mathaisemarkt zu besuchen – oder waren 2023 gleich mehrmals auf dem Fest. Der diesjährige Markt hatte keine so gute Bewertung wie die früheren: Bei der Umfrage vor dem Fest sagten 40 Prozent, der Mathaisemarkt gefalle ihnen sehr gut, danach waren es nur noch 17 Prozent (während des Fests: 22 Prozent).

Immerhin: Die Angabe "eher gut" lag durchgängig um die 40 Prozent: Damit kommen die positiven Bewertungen auf 60 Prozent (in der ersten Umfrage, in der es um frühere Märkte ging, sogar 75 Prozent). Schlechte Bewertungen bekommt der Mathaisemarkt kaum (10 Prozent); rund 30 Prozent finden ihn durchschnittlich.

Und was waren für die Befragten die Höhepunkte? Ganz klar die Veranstaltungen (fast 1000 Nennungen in allen drei Umfragen), mit weitem Abstand folgen die Attraktionen (265), das soziale Miteinander (127) und die Gastronomie (114). Bei den Veranstaltungen war für die allermeisten der Umzug das Wichtigste (450 Nennungen in allen drei Umfragen), eher weniger die Straußwirtschaften (120), Partys (90), die Krönung der Weinhoheiten (75) oder das Feuerwerk (60); alle anderen Veranstaltungen (wie auch die Mittelstandskundgebung) mögen zwar gut besucht sein, erschienen aber den Umfrage-Teilnehmern als kaum erwähnenswert.

115 Befragte sagten etwas Kritisches zu den Veranstaltungen. Dabei lag mit 31 Nennungen in allen drei Umfragen der Eintritt für die Straußwirtschaften an der Spitze, aber auch deren Musik mochte nicht jeder (12). Mit deutlich unter zehn Nennungen waren die Lautstärke beim Umzug, das Feuerwerk, die wenigen Straußwirtschaften, die Kapazität des Festzelts samt seinem Programm oder die Rahmenbedingungen der Krönung eher kleinere Probleme.

Bei den Attraktionen dachten die meisten an das Riesenrad (81 Nennungen), aber auch an die Fahrgeschäfte (61) oder das Festzelt (55), aber weniger an das BDS-Zelt (21), die Stände (19) oder den Krammarkt (11). Und was gefällt den Leuten an den Attraktionen nicht? Auf das größte Missfallen traf auf das Ponyreiten: 39 Personen nannten das spontan (von insgesamt 148, die sich negativ über die Attraktionen geäußert hatten).

Ebenfalls nicht gut kam das Angebot auf dem Krammarkt an (28 Nennungen), generell die Stände (26) oder das BDS-Zelt; eher selten Kritik gab es hingegen beim Festzelt oder den Fahrgeschäften.

Fazit: Der Mathaisemarkt hat an Glanz verloren, und doch können ihm weit über 60 Prozent immer noch etwas Positives abgewinnen. Seine mit Abstand wichtigsten Anziehungspunkte sind der Umzug (und auch das Riesenrad). Vor allem der Krammarkt schwächelt und wird unbedeutender. Am meisten Kritik erntet das in diesem Jahr wieder umstrittene Ponyreiten.

> Die gastronomischen Angebote: Egal, ob die Befragten auf frühere Feste oder das aktuelle blickten: Am stärksten wurden die Essensbuden genutzt – mit Werten weit über 80 Prozent. Da kommt die Gastronomie im Fest- und im BDS-Zelt auf deutlich geringere Werte: 69 beziehungsweise 64 Prozent waren in diesem Jahr mindestens einmal zu Gast. Eher ein Nischendasein fristen aktuell die Straußwirtschaften (43 Prozent) oder der Zehntkeller (33 Prozent). Und wie war das Nutzungsverhalten im Rückblick? 73 Prozent gaben an, jedes Jahr an den Buden etwas zu essen oder zu trinken (BDS-Zelt: 52 Prozent, Straußwirtschaften: 51 Prozent, Festzelt: 49 Prozent, Zehntkeller: 33 Prozent).

Eine ganz andere Frage ist, wie man mit dem gastronomischen Angebot zufrieden war: Da gibt es da wenig Unterschiede, ob man in die Vergangenheit oder in die Gegenwart schaut: Am besten schneidet noch das BDS-Zelt ab (60 Prozent "sehr gut" oder "eher gut"), in etwa gleich werden Essensbuden, Straußwirtschaften oder der Zehntkeller bewertet (50 Prozent); am schlechtesten kommt das Festzelt weg (40 Prozent.

Dass es früher etwas besser war, zeigt die Punktevergabe – von fünf Punkten ("sehr gut") bis zu einem ("sehr schlecht"): Das BDS-Zelt kommt mit 3,7 Punkten (3,9 Punkte in der Rückschau auf vergangene Märkte) noch am besten weg, gefolgt von den Essensbuden (3,6, Rückschau: 3,7), dem Zehntkeller (3,5, Rückschau: 3,7) und den Straußwirtschaften (3,5, Rückschau: 3,8). Schlusslicht ist das Festzelt mit 3,1 Punkten (Rückschau: 3,2).

Fazit: Auch wenn das BDS-Zelt vielleicht nicht die größte Attraktion des Mathaisemarktes ist, so wird doch sein gastronomisches Angebot am meisten geschätzt. Beim Festzelt hingegen hapert es in Sachen Zufriedenheit. Und der Zehntkeller muss aufpassen, dass er nicht völlig aus dem Blickfeld der Festbesucher gerät.

Die Umfrageergebnisse zeigen: Der Besuch des Mathaisemarktes ist stabil. Allerdings wird das diesjährige Fest deutlich schlechter bewertet als frühere. Foto: Dorn

> Das Veranstaltungsprogramm: Auch hier wurde nach dem Besuch in der Vergangenheit und in der Gegenwart gefragt. Am meisten Zugkraft hat der Festumzug, bei dem in diesem Jahr 80 Prozent der Befragten waren (73 Prozent gaben rückblickend an, jedes Jahr dabei gewesen zu sein). Die "Veranstaltung" mit der zweithäufigsten "Teilnahme" ist an sich gar keine: das Feuerwerk, das sich in diesem Jahr 68 Prozent der Befragten anschauten (Rückschau: 67 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen die Krönung und das Fanfarenzugtreffen, bei denen in diesem Jahr jeweils 40 Prozent waren (Rückschau: 25 Prozent bzw. 33 Prozent).

Jeweils 35 Prozent gingen zu Konzerten ins Festzelt oder in den Straußwirtschaften (Rückschau: 24 Prozent bzw. 37 Prozent), 28 Prozent zu den Partys im Festzelt oder zu Auftritten im Zehntkeller (Rückschau: 23 Prozent), und starke 27 Prozent zum Mathaisemarktlauf (Rückschau: 14 Prozent) – der damit der große Gewinner bei den Events ist. Überraschend stabil hält sich der verkaufsoffene Sonntag, den aktuell 24 Prozent besucht haben (Rückschau: 23 Prozent); Zuwächse verzeichnen das Kinderprogramm und die Veranstaltungen im Schulhof (aktuell 20 Prozent, Rückschau: 10 bzw. 11 Prozent).

Eher "Nischenprodukte" – wenn auch mit teils erheblichen Zuwächsen in diesem Jahr – sind die Mittelstandskundgebung (15 Prozent, Rückschau: 10 Prozent), die Modenschau (9 Prozent, Rückschau: 6 Prozent), die Weinprämierung (7 Prozent kein Wert in der Rückschau) und der Seniorenfrühschoppen (5 Prozent, Rückschau: 3 Prozent). Nicht zu vergessen den Boxkampf, der in diesem Jahr ausfiel, aber den rückblickend nur sechs Prozent regelmäßig besucht haben.

Und wie zufrieden sind die Besucher mit dem Veranstaltungsprogramm? Auch hier wurde wieder nach dem Blick in die Vergangenheit und in die Gegenwart gefragt. An der Spitze steht, wenig überraschend mit in diesem Jahr 76 Prozent positiven Bewertungen ("sehr gut" und "eher gut") der Umzug, auch wenn er rückblickend besser beurteilt wird (87 Prozent).

Dicht dahinter folgen mit 76 Prozent die Schulhof-Veranstaltungen, (Rückschau: 62 Prozent), der Fanfarenumzug mit 75 Prozent (Rückschau: 73 Prozent) und der Mathaisemarktlauf mit 74 Prozent (Rückschau: 77 Prozent). Etwas dahinter rangieren die Auftritte im Zehntkeller (62 Prozent, kein Wert in der Rückschau), das Programm der Straußwirtschaften (60 Prozent, Rückschau: 70 Prozent) die Weinprämierung im Zehntkeller (58 Prozent), der verkaufsoffene Sonntag (58 Prozent, Rückschau: 68 Prozent), die Mittelstandskundgebung (57 Prozent, Rückschau: 59 Prozent), der Seniorenfrühschoppen (56 Prozent, Rückschau: 48 Prozent), die Modenschau (55 Prozent, Rückschau: 53 Prozent).

Partys und Konzerte im Festzelt schneiden hingegen eher mittelmäßig ab (aktuell: 40 Prozent, Rückschau: über 50 Prozent) – aber an den Mallorca-Abenden und in diesem Jahr sogar "Layla" haben sich schon immer die Geister geschieden. Das größte Sorgenkind ist die Eröffnung samt Krönung: Nur 49 Prozent waren damit zufrieden (Rückschau: 61 Prozent), ein doch bemerkenswert niedriger Wert.

Und doch: Alles in allem sind die Befragten zufrieden mit den Veranstaltungen. Bei der Punktevergabe – wieder von fünf Punkten für "sehr gut" bis einem für "sehr schlecht" – kommt man im Schnitt auf gute 3,7 Punkte, ganz oben rangieren das Feuerwerk (4,4) und der Umzug (4,3).

Fazit: Man könnte meinen, dass beim Mathaisemarkt alles mit dem Umzug steht und fällt. Generell kommen die meisten Leute dann, wenn es etwas "fer umme" zum Gucken gibt. Und doch: Das breite Programm bietet für fast jeden etwas – und die Teilnehmerzahlen sind keinesfalls rückläufig. Gerade bei der Eröffnung plus Krönung sollte man sich Gedanken machen, denn die wird nicht so gut bewertet.

Die „1“ (links) ist die Umfrage vor, die „2“ (Mitte) die während des Fests und die „3“ (rechts) die danach. Foto: Dorn

> Angebote und Attraktionen: Auch hier wurde gefragt, wie man diese in der Rückschau und in diesem Jahr besucht und bewertet hat. Überraschend ist, dass das totgesagte BDS-Zelt in diesem Jahr doch erstaunliche 74 Prozent ein- oder mehrmals besucht haben (Rückschau: 80 Prozent), aber noch etwas mehr das Festzelt (78 Prozent, Rückschau: 80 Prozent). Deutliche Verluste gibt es beim Besuch der Fahrgeschäfte (60 Prozent, Rückschau: 81 Prozent), der Schausteller (53 Prozent, Rückschau: 79 Prozent), des Krammarktes (71 Prozent, Rückschau: 85 Prozent) und auch bei der Kunstausstellung (12 Prozent, Rückschau: 32 Prozent).

Die Besucher waren eher unzufriedener mit dem aktuellen Angebot – zumindest im Vergleich zur Vergangenheit: Stabil blieben die guten Noten für die Fahrgeschäfte (61 Prozent, Rückschau: 62 Prozent) und die Schausteller (57 Prozent, Rückschau: 61 Prozent); die Kunstausstellung verbesserte sich sogar (65 Prozent, Rückschau: 59 Prozent). Herbe Einbrüche gab es in der Bewertung des Festzelts (26 Prozent, Rückschau: 46 Prozent), vor allem aber des BDS-Zelts (33 Prozent, Rückschau: 57 Prozent); der Krammarkt erlebte einen Absturz (27 Prozent, Rückschau: 59 Prozent). Das spiegelt sich auch in der Punktevergabe (von 5 "sehr gut bis 1 "sehr schlecht"): an der Spitze die Kunstausstellung (3,8), Fahrgeschäfte (3,7) und Schausteller (3,6), am unteren Ende das BDS-Zelt (3,0), Festzelt (2,9) und Krammarkt (2,8).

Fazit: Die Baustellen sind klar – und das sind die beiden Zelte und der Krammarkt. Der Rest des Festes finden die meisten okay – vielleicht konnten sich manche die Angebote in Zeiten hoher Inflation nicht leisten.

> Alles in allem: Zum Schluss ging es um die Gesamtbewertung des Mathaisemarktes – und zwar vor, während und nach dem Fest. In der Umfrage vor dem Fest vergaben 61 Prozent dem gastronomischen Angebot gute Noten; während des Festes und danach waren es nur noch 54 Prozent. Mit den Veranstaltungen und dem Programm waren vor dem Mathaisemarkt noch 60 Prozent zufrieden, währenddessen und danach deutlich weniger (47 Prozent bzw. 46 Prozent). Das gilt auch für die Attraktionen: In der Umfrage vor dem Mathaisemarkt bewerteten die 61 Prozent mit "gut" oder "eher gut", danach waren es nur noch 49 Prozent.

Fazit: Es ist kein vernichtendes Urteil der Befragten über den Mathaisemarkt. Aber es gibt an vielen Stellen erheblichen Verbesserungsbedarf.

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