Musikschule und VHS suchen dringend neue Unterrichtsräume
Damit der Unterricht weitergehen kann. Bei der Mitgliederversammlung wurden höhere Landeszuschüsse gefordert.

Weinheim. (keke) "Zimmer dringend gesucht". Nein, was jetzt folgt ist keine verzweifelte studentische Suchanzeige. Es handelt sich vielmehr um den Hilferuf der Verantwortlichen von Volkshochschule und Musikschule Badische Bergstraße nach geeigneten Räumlichkeiten, damit das bisherige Unterrichtsangebot auch künftig aufrechterhalten werden kann. "VHS und Musikschule stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen", so der VHS-Vorsitzende Heiner Bernhard, VHS-Leiterin Cristina Ricca und Musikschulleiter Jürgen Osuchowski bei der kürzlich abgehaltenen Mitgliederversammlung wie aus einem Munde.
Eine leichte Entspannung ist mittlerweile durch die Anmietung von vier Räumen in der Mierendorffstraße eingetreten. Doch die Miete kostet Geld, das dann wiederum an anderer Stelle fehlt. Den Hauptgrund für den erhöhten Raumbedarf stellen die Sprach- und Integrationskurse dar. Dennoch mochte vor allem Ricca kein allzu negatives Bild der augenblicklichen Situation zeichnen, nachdem die "entbehrungsreichen Corona-Jahre" überwunden sind.
"Die Wetterlage ist gut. Es herrscht wieder Zuversicht", gab sich Ricca entspannt. Das zurückliegende Geschäftsjahr habe im "Zeichen der Konsolidierung und Erholung" gestanden, vermittelte die VHS-Leiterin auch für die nahe Zukunft eine optimistische Perspektive.
Dank der Unterstützung durch das Land, die durch den Digitalpakt ermöglichten Anschaffungen sowie den engagierten und kreativen Einsatz des Personals war die VHS in der Lage, trotz Krieg in der Ukraine und der daraus resultierenden Flüchtlingswelle, den Energieengpässen im Herbst und Winter sowie der steigenden Inflation alle damit verbundene Unbill zu überstehen und gestärkt daraus hervorzugehen.
Als Anbieterin gemeinwohlorientierter Weiterbildung habe die VHS ihre Verantwortung für die Gesellschaft vollumfänglich wahrgenommen. Als beispielgebende "Leuchttürme" nannte Ricca den unermüdlichen Einsatz für Geflüchtete, die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, die Gestaltung eines qualitativ hochwertigen und dennoch preisgünstigen Angebots für alle Altersgruppen, die Unterstützung bei den pandemiebedingten Nachholbedarfen in Werkrealschule und Gymnasium sowie vieles andere mehr.
Auch interessant
"Eine der wichtigsten Stärken der VHS war und ist ihre Präsenz vor Ort", so Ricca. Jede Volkshochschule sei so einzigartig wie die Menschen, die in ihr aktiv sind. Das Angebot aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln schaffe man auf Dauer allerdings nur mit Verbündeten im Hintergrund, galt Riccas Dank und Anerkennung dem VHS-Verband, Vorstand und Beirat sowie "allen neugierigen Mitgliedern". Darüber hinaus gelte ihr Dank aber auch all denen, die erkannt hätten, dass die VHS gerade in unserer Zeit immer systemrelevanter werde.
Das Ganze in Zahlen ausgedrückt liest sich so: Einem Gesamtertrag von 2,16 Millionen Euro standen Aufwendungen in Höhe von 2,23 Millionen Euro gegenüber. Der größte Anteil der Einnahmen entfällt mit 71 Prozent auf die Teilnehmergebühren. Weinheim, Hemsbach, Laudenbach und Hirschberg als Mitgliedskommunen steuern 20 Prozent bei. Das Land Baden-Württemberg zahlt acht Prozent, die restlichen zwei Prozent stammen aus "sonstigen" Einnahmen.
Allein schon wegen der allgemeinen Kostensteigerungen und der höheren Tarifabschlüsse sei, um konkurrenzfähig bleiben zu können, eine Erhöhung der Landeszuschüsse auf mittlere Sicht unumgänglich, war man sich auf Vorstands- wie auf Mitgliederseite mit Bernhard einig. Einerseits sei die Nachfrage nach Sprach- und Integrationskursen ungebrochen, zum anderen dürfe aber auch der allgemeine Bildungsauftrag nicht vernachlässigt werden. Zahlen auch hierzu: Das Unterrichtsvolumen stieg im Vergleich zum Vorjahr auf 21.749 Stunden (plus 1 544 Stunden) an. Die Anzahl der Kursteilnehmer erhöhte sich von 3103 auf 5934 Aus- und Weiterbildungshungrige.
"Die Lage der Musikschule ist stabil und gut", verwies Jürgen Osuchowski auf ein weiterhin hohes Schüleraufkommen. Allerdings könnte man noch mehr machen, wenn auch hier mehr Räume zur Verfügung stünden. Osuchowski warnte in diesem Zusammenhang vor einem "Zusammenbrechen des Fundaments". Man verfüge zwar über Super-Lehrkräfte, die sich aber oftmals nicht ausgelastet fühlten. "Anderswo heiß begehrt", bestehe die Gefahr, dass sie deshalb bei Gelegenheit abspringen. "Wir haben die Guten, aber wir müssen sie auch halten und bezahlen können", so Osuchowski.
Die zurückliegenden Monate hätten gezeigt, wie wichtig es ist, in die Qualität der Lehrkräfte und hier vor allem in deren Festanstellung zu investieren. "Wer nur auf Honorarkräfte setzt, kämpft langfristig ums Überleben", gab der Musikschulleiter zu bedenken.
Auch er hatte Zahlen parat. So erhielten im vergangenen Jahr 2026 Schüler Unterricht (2021: 1908). Als "besonders erfreulich" wertete Osuchowski den Zuwachs im Kernbereich, also im instrumentalen und gesanglichen Einzel- und Gruppenunterricht. Die Unterrichtsentgelte stiegen um rund 77.000 Euro, Dennoch galt es im Haushalt mit Blick auf die Einnahmen und Ausgaben in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro ein Minus von 13.000 Euro zu verkraften.
Investiert werden musste vor allem in die Digitalisierung. Fast alle Lehrkräfte wurden mit schuleigenen iPads oder Rechnern ausgestattet. "Eine wichtige Voraussetzung für digitalen Unterricht, wie er zu Corona-Zeiten notwendig wurde". Die hohe Unterrichtsqualität ist auch an den Erfolgen der Musikschüler ablesbar. Nicht weniger als 18 Schüler, "so viele wie noch nie zuvor", erzielten bei "Jugend musiziert"-Wettbewerben auf Regional-, Landes- und Bundesebene hervorragende Ergebnisse und Platzierungen.
An der Spitze stehen hier Lilian Remensperger aus der Klavierklasse von Marina Rivkia sowie Matin Ilkhani (Klavierklasse Natalia Wolf). Beide kletterten beim Bundeswettbewerb auf der Erfolgs(ton)leiter jeweils bis auf den Bronze-Platz. Komplikationslos abgehakt war eine Satzungsänderung, die künftig auch virtuelle Mitgliederversammlungen erlaubt und deren Ablauf regelt.