Montag rollen die Bagger für die neue Hochstraße Süd
Die wichtige Verkehrsachse soll bis Anfang 2026 ersetzt und wieder komplett befahrbar sein.

Von Alexander Albrecht
Ludwigshafen. Rund sechseinhalb Jahre nach ihrer Sperrung, Anfang 2026, soll die bereits abgerissene "Pilzhochstraße" in Ludwigshafen wieder aufgebaut sein. Die Fahrzeuge rollen dann über die komplette Hochstraße Süd; die wichtige Verkehrsachse verbindet Mannheim und Nordbaden mit der Pfalz. Diesen Zeitplan hat die Spitze der Chemiestadt am Montag vorgestellt. Laut Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) beginnen die Arbeiten in einer Woche, am Montag, 17. Juli.
> Die Hochstraße Süd: Etwa 55.000 Autos fuhren vor der Sperrung täglich über die Brücke. Der Neubau ersetzt einen pro Richtung mehr als 500 Meter langen Abschnitt, der auf pilzförmigen Stützen stand, daher der Name. Dass die Bagger relativ schnell anrücken, verdankt Ludwigshafen dem "Beschleunigungsgesetz" des Bundes, das Genehmigungsverfahren vereinfacht. Voraussetzung dafür ist, dass der Bau mehr oder weniger dem Vorgängermodell entspricht. Das ist hier der Fall. Gleichzeitig soll ein weiteres von drei Teilstücken, die "Weiße Hochstraße", saniert werden.
> Der Neubau: Die Projektleiter Eberhard Küssner und Majed Nasser nannten bei der Pressekonferenz die beeindruckenden Dimensionen der neuen Pilzhochstraße. Zunächst stehen vorbereitende Kanal- und Entwässerungsarbeiten an. Zudem werden Obermastleiten für die Straßenbahnen verlegt. Richtig ernst wird es im Herbst. Gewerkelt und geschafft wird in beide Richtungen, also nach Mannheim und Bad Dürkheim. "Im ersten Schritt werden Pfähle mit einem Durchmesser von 1,50 Meter bis rund 20 Meter unter die Erde gebohrt und zubetoniert", erklärte Nasser. Anschließend werden darauf mächtige Bodenplatten verlegt, die für zusätzliche Stabilität sorgen.
Sie sind der "Standort" für die eigentliche Brücke, das sind insgesamt jeweils 43 Pfeiler in 18 Reihen und fünf Widerlager auf 39 Fundamenten. Moderne Asphaltbeläge gewährleisteten nicht nur mehr Sicherheit und Fahrkomfort, so Küssner, die neue Hochstraße werde auch deutlich leiser sein. Mit den Arbeitern tauschen will er nicht. Während des Projekts kann es auf der Brücke im Hochsommer bis zu 50 Grad heiß werden. Ein Knochenjob. Für den Bau werden rund 20.500 Kubikmeter Beton und knapp 3700 Tonnen Stahl verarbeitet. Steinruck sagte, man werde alles dafür tun, dass Lärm und Staub durch die Baustelle für die Anwohnerinnen und Anwohner einigermaßen erträglich sind.
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> Die "Nebenprojekte": Der Bereich unter der alten Brücke zählte zu den finstersten Ecken der ohnehin nicht sonderlich einladenden Ludwigshafener Innenstadt. "Das werden wir ändern und das Areal beleuchten", versprach Verkehrsdezernent Alexander Thewalt. "Es kann ja nicht sein, dass es mitten im Zentrum Angsträume gibt." Unter der Brücke existierten auch Parkplätze. Die werden aber wohl nicht wiederkommen, so Thewalt. Denn wie die Nachbarstadt Mannheim bemüht sich auch Ludwigshafen um mehr Klimaschutz und weniger Durchgangsverkehr in der City.
Thewalt setzt auf umweltfreundliche Mobilität. Deshalb soll das Gelände Teil des geplanten Radschnellwegs zwischen Schifferstadt und Ludwigshafen bis zur Grenze in Mannheim werden. Das Land Rheinland-Pfalz hat angekündigt, die Route finanziell zu fördern. Bisher liegt allerdings nur eine Machbarkeitsstudie vor, die aus dem Jahr 2019 datiert. Ein weiterer Ökopluspunkt der künftigen Brücke: Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) baut darunter eine neue Schienenverbindung. Über die sogenannte S-Kurve können Stadtbahnen aus Rheingönheim über die Konrad-Adenauer-Brücke den Paradeplatz in Mannheim direkt ansteuern und müssen nicht mehr den Umweg über den Berliner Platz nehmen.
> Die Hochstraße Nord: Das an die Brücke angrenzende Rathaus-Center soll bis Ende 2025 vollständig abgerissen sein. Im Anschluss wird auch die Hochstraße Nord abgerissen und durch eine ebenerdige Stadtstraße, die Helmut-Kohl-Allee, ersetzt. Während dieser Zeit muss die Südtrasse den Verkehr aufnehmen, was wiederum Fragen nach ihrer Statik aufwirft. Steinruck sagte dazu nur: "Die Hochstraße wird dem Stand der Technik entsprechen." So wie die Vorgängerbrücke bei ihrem Bau 1959.
> Die Finanzierung: Ludwigshafen zählt zu den höchst verschuldeten Kommunen in Deutschland. Da tut es der leidgeprüften Stadt natürlich gut, dass Bund und Land 85 Prozent der Kosten übernehmen wollen. "Doch auch dann bleibt bei uns noch ein ordentlicher Batzen hängen", sagte Kämmerer Andreas Schwarz. Die Stadt hat 2021 in Mainz und Berlin Förderanträge eingereicht, die die Ausgaben für den Abriss, den Neubau und die Planung auf rund 139 Millionen beziffern. In der Zwischenzeit ist einiges passiert, die Pandemie und vor allem der Krieg in der Ukraine hinterließen wirtschaftliche Spuren. Deshalb hat die Verwaltung ein "Worst-case"-Szenario entwickelt. Danach könnten die Kosten auf 181 Millionen Euro klettern. Die Baubranche erwartet für 2024 wieder sinkende Preise. Deshalb hofft man im Rathaus, dass es am Ende nicht so schlimm kommen wird.