Osterburken

AZO-Beschäftigte gingen zum Protest für Tarifvertrag auf die Straße

Nach Ausgliederung der Firma AZO Global Product Center fordert die IG Metall für die Mitarbeiter den Abschluss eines Tarifvertrags.

06.07.2023 UPDATE: 06.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden
Mitarbeiter der ausgegliederten Firma AZO Global Product Center fordern die Aufnahme in den Tarifvertrag. Foto: Andreas Hanel

Osterburken. (ahn) "Wir brauchen keine Millionen – 100 Prozent Fläche reicht uns" – das war auf einem der Plakate zu lesen, das Beschäftigte der Osterburkener Firma AZO und der Firma AZO Global Product Center (GPC) am Mittwoch in der Mittagspause hochhielten, als sie sich auf der Straße vor dem AZO-Werkstor versammelten, um zu protestieren. Die Firma AZO Global Product Center ist seit Anfang dieses Jahres ausgegliedert – und für deren Mitarbeiter besteht bisher kein zwischen IG Metall und Arbeitgeber abgeschlossener Tarifvertrag. Den fordern aber die Beschäftigten.

Denn aktuell lägen die vergleichbaren Entgelte im Durchschnitt 20 Prozent unter dem Flächenniveau, wie es in einer Pressemitteilung der IG Metall heißt. Die AZO-Kollegen der "Alt-KG" zeigten sich mit den GPC-Mitarbeitern solidarisch. Am Protest nahmen etwa 100 Mitarbeiter der "Alt-KG" teil, vom GPC gingen etwa 210 Mitarbeiter auf die Straße. Die IG Metall fordert den Arbeitgeber auf, sich am Verhandlungstisch einen ordentlichen Schritt zu bewegen und so auch der Arbeitnehmerflucht zu begegnen und gute neue Fachkräfte rekrutieren zu können.

Foto: ahn

Dies machte Birgit Adam, die Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Tauberbischofsheim, deutlich. "Die Ausgliederung in vier verschiedene GmbHs kostet richtig viel Geld und bringt unter dem Strich nichts", kritisierte sie die AZO-Geschäftsführung unter dem Beifall der AZO-Mitarbeiter. Als Anfang des Jahres die GPC ausgegliedert wurde, habe der Arbeitgeber "drei Monate vertrödelt". Erst danach sei es zu Sondierungsgesprächen mit der IG Metall gekommen, so Adam.

Nachdem sich in sechs Verhandlungsrunden nicht viel bewegt habe, habe man am 26. Juni seitens der IG Metall ein offizielles Forderungsschreiben eingereicht. "Jetzt ist der Ring eröffnet", sagte Birgit Adam. "Wir wollen nicht als letztes Mittel in den Erzwingungsstreik treten, aber es scheint nicht anders zu gehen."

Dennoch: In einigen Punkten herrscht sogar Einigkeit zwischen der AZO-Geschäftsführung und der IG Metall. Zum Beispiel beim Tarifvertrag der Beschäftigungssicherung. "Diesen werden wir aber nicht mitmachen, wenn nicht das Gesamtpaket für Euch passt", rief die Gewerkschaftssekretärin den protestierenden AZO-Mitarbeitern zu. "Es wird mit uns keine Rosinenpickerei für den Arbeitgeber geben."

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Auch nicht beim Tarifvertrag Leiharbeit/Zeitarbeit, den die IG Metall fordert. "In diesem ist geregelt, unter welchen Umständen und zu welchen Konditionen Leiharbeit eingesetzt werden darf. Das ist für euch wichtig, damit nicht mit Lohndumping bei Leiharbeit Stammarbeitsplätze kaputt gemacht werden", erklärte Birgit Adam.

Keine Einigung gebe es bis jetzt bei den Punkten Altersverdienstsicherung, Altersteilzeit, zusätzliches Urlaubsgeld, Schichtzuschläge, Verteilung der Arbeitszeit – der Samstag soll grundsätzlich frei bleiben –, Kündigungsfristen und Sonderkündigungsschutz, Zeitkontenregelung sowie Entgeltfortzahlungen und Zuschüsse im Krankheitsfall.

Besonders kritisierte Birgit Adam die Höhe des Grundentgelts: "Ihr liegt zwischen 500 bis 800 Euro in den Entgeltgruppen von der Fläche entfernt. Mit Leistungsentgelt, Sonder- und Einmalzahlungen liegt die Summe zwischen 700 und 1000 Euro – im Monat."

Der Arbeitgeber sei zu einer Erhöhung der Entgelte auf das Flächenniveau nur in Abhängigkeit vom Geschäftsergebnis bereit. Dabei stünde man allerdings bei einer vorgeschlagenen schrittweisen Steigerung zum Ende der sieben-jährigen Laufzeit immer noch nur auf dem Niveau von 90 Prozent, was in der Fläche gezahlt werde. "Das ist eine Mogelpackung", echauffierte sich Adams. "Die letzten zehn Prozent der Fläche, das ist der größte Batzen, der euch fehlt und der würde dafür sorgen, dass die Schere wieder weiter auseinandergeht", sagte sie an die AZO-Mitarbeiter gewandt.

"Wir können über 90 Prozent reden, aber dann als Kurzläufer. Heißt: Wir sind in zwei Jahren auf 90 Prozent und verhandel dann über die restlichen zehn Prozent neu", so die Gewerkschaftssekretärin. Dies wolle allerdings der Arbeitgeber nicht. "AZO ist ein Global Player – das sollte das Unternehmen auch für seine Arbeitnehmer sein", forderte Adam zum Schluss.

Anschließend bedankte sich der AZO-Betriebsratsvorsitzende Christian Gehrig für das zahlreiche Erscheinen der Mitarbeiter zur Protestveranstaltung. "Gemeinsam sind wir stark. Es lohnt sich, gemeinsam für so eine Sache zu kämpfen."

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