Scharfe Kritik an Heidelbergs Klimabürgermeister
Dass Schmidt-Lamontain den Bau des Windparks im RNZ-Interview als beschlossene Sache darstellt, sorgt bei den Verwaltungen im Steinachtal für Ärger.

Schönau/Heidelberg. (cm) "Mit 10 bis 15 Windrädern auf dem Lammerskopf könnten wir einen Großteil der privaten Haushalte in der Stadt versorgen. Ich halte nichts davon, immer nur zu sagen, das soll woanders gemacht werden", sagte der Heidelberger Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain im großen RNZ-Interview zum geplanten Windpark auf dem Lammerskopf zwischen Schönau und Heidelberg. Und: "Da dürfen wir uns nicht von den falschen Leuten instrumentalisieren lassen und vielleicht auch bei manchen hinterfragen, was deren eigentliche Motivation ist." Es sind Aussagen wie diese, die im benachbarten Steinachtal für Empörung sorgen.
"Mit großem Interesse und noch größerer Verwunderung haben wir das Interview zur Kenntnis genommen", erklärten nun Werner Fischer als Geschäftsführer des Gemeindeverwaltungsverbands Schönau, Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl aus Heiligkreuzsteinach sowie die Rathauschefs Tobias Dangel aus Wilhelmsfeld, Matthias Frick aus Schönau und Volker Reibold aus Heddesbach. Teile der Aussagen könnten nicht so stehen bleiben. Dies würden nicht zuletzt die Gemeinderäte der vier Mitgliedsorte erwarten. Einige von ihnen seien "empört und irritiert" gewesen.
Die Gemeinderäte hatten jeweils einstimmig beschlossen, sich für den Erhalt des Fauna-Flora-Habitat-Schutzgebiets auf dem Lammerskopf einzusetzen und möglichst wenige Windkraftanlagen zu errichten. Dass Schmidt-Lamontain nun den Bau des Windparks schon als beschlossene Sache darstelle, wie es heißt, sorgt im Steinachtal für Ärger. "Es stellt sich die Frage, woher die Erkenntnis kommt", heißt es in der Erklärung. "Nach unserem Kenntnisstand sind die Ämter, die der Bürgermeister verantwortet, keine Genehmigungsbehörde." Auch die vom Heidelberger Klimabürgermeister genannte Anzahl von zehn bis 15 Anlagen sorgt für Irritationen.
Und noch eine weitere Äußerung stößt den Kommunalpolitikern im Steinachtal auf: "Die Aussage, die Gegner sollten sich nicht instrumentalisieren lassen, halten wir für zynisch und respektlos gegenüber unseren Gremien und all denen, die sich für den Erhalt des Schutzgebietes einsetzen", heißt es. "Es ist klar, dass diese Äußerung auf uns abzielt", meint Fischer. Es gebe schon länger den Vorwurf, dass man nur einseitig gegen Windräder informiere. "Wir stellen uns die Frage, ob es eine bewusste Provokation sein soll gegenüber unseren Gremien und den Menschen und Verbänden, die sich für den Erhalt des Schutzgebietes einsetzen", erklären die Kommunalpolitiker und fragen sich: "Wenn ja, was will man denn damit erreichen?"
Das Interview zu diesem wichtigen Thema, mit dem sich viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Meinungen derzeit beschäftigen, trage sicherlich nicht dazu bei, eine gemeinsame Lösung zu finden, mit der die zweifelsohne notwendige Windkraft in Einklang mit dem ebenso notwendigen Erhalt der Schutzfunktion des Gebiets gebracht werden kann, heißt es in der Erklärung. "Wir wollen das Thema mit Ruhe und Vernunft behandeln und nicht streiten", betont Fischer.