Yara machen deutschsprachigen Indie-Pop
Nur ein paar Sekunden bis zum Ohrwurm. Sie spielen schon regelmäßig Konzerte. Die erste EP "Schnaps und Rauch" ist erschienen.

Von Hannes Huß
Heidelberg. Ein bisschen zusammengewürfelt sehen Yara schon aus. Sänger und Gitarrist Jakob Halamoda kleidet sich gerne bunt, Keyboarder Julius Liebler genügt Jeans und Shirt und Schlagzeugerin Lisa Lessmann ist eher der Typ Skatergirl.
Doch wenn die Mitglieder der Band aus Heidelberg und Mannheim anfangen zu spielen, ist von Unterschieden kaum noch etwas zu spüren. "Und du bist schön, schön anzusehen, wenn du rauchst, wenn du mir in die Augen schaust", singt Halamoda mit tiefer Stimme, während Liebig sein Klavierspiel kurz anzieht. "Das hat von Beginn an funktioniert", erinnert sich Schlagzeugerin Lessmann an die erste Bandprobe Anfang 2022.
Kennengelernt haben sich die drei im Internet. Im Musikerportal "Backstagepro" schaltete Lessmann, die damals eine Ausbildung zur Grafikdesignerin absolvierte, eine Anzeige auf der Suche nach einer Band, mit der sie eigene Songs spielen kann. Schnell schrieb ihr der 22-jährige VWL-Student Liebler eine Nachricht: "Das war die einzige Nachricht, die ich auf Backstagepro geschrieben habe", erzählt er.
Als Dritter im Bunde stieß kurz darauf Halamoda zur Gruppe und der Kern der Band stand. Später kam mit Gio, einem gemeinsamen Bekannten, noch ein Bassist zur Band, der sich aber aktuell eine Auszeit nimmt: "Dem ist das einfach ein bisschen zu viel gerade, es wird ja auch immer mehr", erklärt Halamoda. Die restlichen drei Mitglieder sehen die Situation aber entspannt: "Wir gucken jetzt einfach mal, wie es weitergeht."
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Aktuell proben sie zwei Mal pro Woche, immer donnerstags und sonntags in den "Quiet Rabbit Studios" im Hasenleiser, die von David Jara betrieben werden. Der ist selbst Musiker und schwer angetan von der "jüngsten Band, die ich in der Region kenne":
"Sie sind super produktiv, innerhalb von einem Jahr haben sie wahnsinnig viel Musik herausgebracht." Er ist auch, gemeinsam mit dem gleichnamigen Fußpflegestudio "Jara" im Hasenleiser, der Namenspate der Band: "David hat uns vor allem am Anfang – und immer noch – wahnsinnig viel geholfen", erzählt Julius.
Die erste Veröffentlichung haben Yara auch schon hinter sich: Im März erschien ihre Debüt-EP "Schnaps und Rauch", mit vier Songs, darunter die Single "Wenn du rauchst". Musikalisch sind sie dabei zeitgemäß unterwegs, ihr Indie-Pop erinnert, nicht nur dank Halamodas Stimme, stark an den Schweizer Musiker Faber oder an Bands wie Provinz und Jeremias.
Ihre Songs entstehen immer in den gemeinsamen Proben: "Meistens bringt Julius eine Klaviermelodie mit und wir schauen dann, wie wir das gemeinsam ausarbeiten", beschreibt Lessmann den Prozess. Als große Stärke sehen sie dabei Halamodas Fähigkeit zum Improvisieren: "Es dauert nur ein paar Sekunden, bis er einen Ohrwurm hat und den umsetzt."
Sie wissen aber auch, dass sie noch ganz am Anfang ihrer musikalischen Entwicklung stehen: "In unserem Songwriting passiert gerade ganz viel, wir haben noch längst nicht alles erkundet", meint Liebler. Vor allem Halamoda denkt viel über die Eigenständigkeit des Sounds nach, schließlich ist es seine Stimme, die die meisten Assoziationen weckt:
"Für den Anfang ist das gut, die Leute erkennen den Sound wieder und denken sich vielleicht: ‚Ah, geil, das klingt ja wie Faber.‘" Irgendwann will die Band aber auch selbst erfolgreich sein und dann nicht "die Band sein, die wie Faber klingt".
Für eine einjährige Band haben sich Yara auch schon ein beachtliches Level an Erfolg erspielt. Mehr als zehn Auftritte, darunter unter anderem bei der studentischen Wissenschaftsmesse "Heidelberger Symposium", haben sie hinter sich. Vor dem ersten Auftritt in der Altstadtkneipe "Karl" im November war ihnen dabei besonders wichtig, eine Setlist aus hauptsächlich eigenen Songs aufzustellen:
"Wir wollten eine Stunde mit eigenem Material füllen", erinnert sich Halamoda. Der "Energieprotz", wie Liebler ihn liebevoll nennt, freut sich vor allem, wenn das Publikum nicht nur aus seinen Bekannten besteht: "Wir wollen da ja nicht nur Leute haben, die uns gut finden müssen, weil sie mit uns befreundet sind."
Neue Veröffentlichungen haben sie aktuell aber noch keine geplant: "Wir wollen jetzt erstmal schauen, wo wir einen guten Produzenten finden und dann einen neuen Song einspielen", erzählt Lessmann. Die "Schnaps und Rauch"-EP hatten sie bei Lessmanns Cousin in dessen Studio aufgenommen: "Das war schon eine coole Erfahrung, aber jetzt würden wir das gerne professioneller angehen", fasst Lessmann die Stimmung in der Band zusammen.
Ein Album haben sie noch nicht geplant: "Wir wollen einfach Musik machen und die unter die Leute bringen, die Form ist uns da egal", meint Liebler, auch wenn er zugibt: Ein Album wäre schon "eine coole Sache." Im Moment konzentrieren sie sich aber auf Liveauftritte, damit im nächsten Frühjahr vielleicht Halamodas Wunsch in Erfüllung geht: Einen ersten Festivalauftritt.
Info: Der nächste Auftritt von Yara ist am Donnerstag, 22. Juni, im "Karl".