Neue Bahn

So fährt es sich in der Rhein-Neckar-Tram

Eine "Bahn von Bürgern für Bürger": Ab Sommer soll die Bahn auch durch Heidelberg rollen.

04.05.2023 UPDATE: 04.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Mannheims ÖPNV-Dezernent Christian Specht informierte bei der Presserundfahrt über die Vorteile der neuen Bahn. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Rhein-Neckar. Hätte man doch nur mal besser im Physikunterricht aufgepasst ... Dann wäre es jetzt ein Leichtes zu erklären, warum die neue Straßenbahn in einer scharfen Kurve nicht mehr so knarzt, quietscht und ruckelt wie ihre Vorgänger, welche Kräfte da genau zwischen Gleis und Fahrzeug wirken. Es fühlt sich jedenfalls ganz sanft an, das muss an dieser Stelle reichen.

Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) hat am Mittwochnachmittag die Presse eingeladen, um eine Runde mit der Rhein-Neckar-Tram (RNT) 2020 durch Mannheim zu drehen. Besucher der Bundesgartenschau kennen sie schon, seit deren Beginn am 14. April rollt eine Straßenbahn morgens vom Hauptbahnhof Richtung Spinelli-Gelände, eine andere nachmittags zum Luisenpark.

Zwei von 80 RNT-Exemplaren, auf die die Flotte voraussichtlich bis 2026 wachsen soll. "In diesem Sommer wollen wir auch in Heidelberg und an der Bergstraße an den Start gehen", kündigt Martin in der Beek an, der Technische Geschäftsführer der RNV. Genauer gesagt auf der Linie 5.

Das ist eine Eisenbahnstrecke, für eine Genehmigung bedarf es weiterer Tests. Gleiches gilt für die Linien in der Mannheimer Innenstadt und in Richtung Bad Dürkheim. Inzwischen hat der Hersteller Skoda sechs 30 Meter lange RNT-Bahnen – von insgesamt 31 – in die Kurpfalz geliefert.

Auch interessant
Mannheim: Die Rhein-Neckar-Tram rollt pünktlich zur Buga
RNV Mannheim: Start der Rhein-Neckar-Tram wohl erst nach der Buga
Karlsruhe: RNV aus Vier-Milliarden-Projekt für Trams ausgeschlossen

Neben den zwei auf der Buga-Trasse rollenden werden in zwei weiteren aktuell Fahrerinnen und Fahrer geschult. Die restlichen beiden rollen demnächst los. In den kommenden Monaten und Jahren kommen dann noch 37 knapp 40 Meter und zwölf 60 Meter lange Bahnen hinzu.

Moderner, größer, schlanker, schnittiger: Das Design der RNT kann sich sehen lassen. Viele der seit Mitte April geschätzt 35.000 Fahrgäste warteten an den Haltestellen eigens etwas länger, um mit der neuen Bahn zu fahren, weiß Christian Specht, Mannheims Erster Bürgermeister und ÖPNV-Dezernent. "Und innendrin blicken wir in strahlende Gesichter", freut er sich.

An den Türen gibt es jetzt elektronische "Streifen." Leuchten sie grün, ist der Einstieg noch möglich, färben sie sich rot, heißt es warten. "Jeder sieht also gleich, ob man der Bahn noch hinterherrennen soll", erklärt Frank Ehemann. "Wir haben im Vergleich zum Prototyp auch Treppen rausnehmen lassen, damit die RNT barrierearmer wird", so der RNV-Projektleiter. Es gibt nun wesentlich mehr Platz für Rollstühle und Kinderwagen.

Türaufknöpfe befinden sich bereits an den Sitzgruppen, die anderen sind so niedrig gesetzt worden, dass sie problemlos von Menschen mit einer Einschränkung betätigt werden können. Digitalschirme bieten in Echtzeit einen Überblick über die Fahrstrecke. Auch deshalb spricht Specht von einer Bahn "von Bürgern für Bürger".

Fahrgast-, Senioren- und Behindertenverbände konnten sich anhand eines 1:1-Modells in der Mannheimer RNV-Zentrale einbringen. Und nicht nur sie. Laut Specht sind in dem fünfmonatigen Beteiligungsprozess 220 Anregungen eingegangen, von denen drei Viertel verwirklicht worden seien. Künftig sind in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen nur noch einheitliche Fahrzeuge unterwegs. Bisher kann eine Mannheimer Ein-Richtungs-Bahn zum Beispiel in Heidelberg – wo Zwei-Richtungs-Bahnen unterwegs sind – nicht verkehren.

Mit den 250 Millionen Euro, die von den drei Städten in das Projekt gesteckt worden sind, ist es die größte Investition in der Geschichte der RNV. Und wohl auch die Maßnahme mit den meisten Verzögerungen – die Folge von Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Lieferproblemen und Personalmangel am Produktionsstandort im tschechischen Pilsen. "Die Auftragsbücher in der Fahrzeugindustrie sind voll, die RNT hatte bei Skoda nicht die allergrößte Priorität", sagt in der Beek. Nach einem Führungswechsel im Konzern laufe die Zusammenarbeit besser.

"Seitdem die erste Bahn im Oktober 2022 bei uns eingetroffen war, haben wir fast Tag und Nacht an dem Projekt gearbeitet", betont der RNV-Geschäftsführer. Mehr als 10.000 Kilometer musste das Fahrzeug zurücklegen, damit der Betrieb von den zuständigen Behörden erlaubt wurde.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.