Zu "Layla" grölten viele mit (plus Video)
Auf der Party nach dem Fastnachtszug wurden sexistische Lieder gespielt. Die Stadtverwaltung distanziert sich davon, die Umzugs-Organisatoren halten die RNZ-Anfrage dazu für "lächerlich".

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Die Debatte um Sexismus im Karneval schwelt seit Jahren. Spätestens seit dem Fastnachtszug am Dienstag hat sie nun auch Heidelberg erreicht. Der DJ, der laut Zugmeister Joe Schwarz auf der "After-Umzug-Party" auf dem Marktplatz "Partykracher" auflegen sollte, hatte nämlich auch einige umstrittene Ballermann-"Hits" im Gepäck.
Darunter "Geh mal Bier hol’n – Du wirst schon wieder hässlich" von Micky Krause, "Joana, du geile Sau" von Peter Wackel und "Layla" von DJ Robin und Schürze. Die Menge vor dem Rathaus tobte. Viele, aber bei Weitem nicht alle grölten die frauenfeindlichen Texte lauthals mit. Besonders über "Layla" wurde 2022 viel diskutiert. In Würzburg wurde es sogar auf dem Stadtfest verboten.
> Als Eckart Würzner die Bühne verließ: Direkt nach der Schlüsselübergabe ging die lautstarke Party vor dem Rathaus los. Der Oberbürgermeister blieb jedoch nur kurz. In einem RNZ-Video ist zu sehen, wie er direkt nach den ersten Textzeilen von "Layla" mit anderen Personen auf der Bühne spricht und diese dann über die Treppe verlässt. Einige Fastnachtsgranden singen aber mit: "Ich hab ’nen Puff – und meine Puff-Mama heißt Layla. Sie ist jünger, schöner, geiler." Auch Mathias Schiemer, "Heidelberg Marketing"-Chef und Ehrensenator der Ziegelhäuser Karnevalsgesellschaft, feiert da noch mit. Am Mittwoch distanziert er sich aber auf RNZ-Anfrage: "Wenn das falsch rüberkam, entschuldige ich mich. Man kennt mich, ich setze mich für Gleichberechtigung ein." Nach dem Fastnachtszug hätten er und die anderen Karnevalisten angesichts der feiernden Menge die Stimmung halten und nicht gleich die Bühne verlassen wollen.
> Kein Kommentar vom Heidelberger Karneval Komitee (HKK): Auf die Frage, ob das zu Heidelberg passt, wenn Ballermann-Sänger Micky Krause Frauen dazu aufruft, ein Bier zu holen, damit sie für den Betrachter wieder schöner werden, antworten die Organisatoren des Zuges schmallippig. "Wir geben keine offizielle Stellungnahme ab. Die Anfrage ist lächerlich", sagt Zugmeister Joe Schwarz.
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> Die Stadt distanziert sich: OB Würzner ist im Urlaub und war daher nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Doch ein Stadtsprecher kritisiert auf RNZ-Anfrage die Lieder, die auf dem Marktplatz zu hören waren. "Die Stadt engagiert sich an vielen Stellen gegen Diskriminierung und Frauenfeindlichkeit. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre gibt es in Heidelberg eine kommunale Gleichstellungsbeauftragte, und 2007 hat sich die Stadt beispielsweise entschieden, die ,Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene’ zum Leitfaden für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu machen", sagt er. "Die Texte einiger Lieder, die bei der Party gespielt wurden, entsprechen keinesfalls diesen Grundsätzen." Die Stadt sei aber nicht Veranstalterin gewesen und daher nicht für die Musikauswahl verantwortlich.




