Hat BASF Deutschland in russische Gas-Abhängigkeit geführt?
Der Ludwigshafener Chemiekonzern sei "schon immer Teil des Problems" gewesen, kritisiert Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.

Ludwigshafen. (mk) Die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin hat angesichts der aktuellen Energiekrise die Ludwigshafener BASF scharf kritisiert. Der Chemiekonzern habe maßgeblich zur Abhängigkeit Deutschlands von russischem Gas beigetragen: "Gerade BASF war schon immer Teil des Problems", sagte sie in einem Interview mit dem TV-Sender n-tv.
"Die präsentieren der Politik seit Jahren Mondzahlen für den Gasverbrauch und haben uns damit in dieses Energiedrama hineingeführt." BASF werde aber nicht zur Verantwortung gezogen, sondern indirekt sogar entschädigt. Die Ludwigshafener hatten gerade erst Milliarden auf ihr Russland-Geschäft abgeschrieben.
Kemfert befürchtet, dass die BASF nun in China die im Umgang mit Russland gemachten Fehler wiederholt. Die Ludwigshafener investieren bekanntlich gerade rund zehn Milliarden Euro in einen neuen Verbund-Standort in der Provinz Guangdong. "Ich halte die Expansion in China für einen Fehler, das ist auch in der Führungsebene des Konzerns nicht unumstritten", so die Energieexpertin.
Denn auch dort seien problematische Entwicklungen und militärische Konflikte möglich. "Dann ist BASF wieder das erste Unternehmen, das nach Hilfe und Entschädigungen ruft". Es könne nicht sein, dass Konzerne mit ihren "Hochrisikoinvestitionen" die gesamte Volkswirtschaft in Mitleidenschaft zögen. "Und anstatt BASF zu kritisieren, erstarren wir in Schockstarre. Eigentlich müsste man sagen: Viel Spaß, bitte lasst unsere Volkswirtschaft in Ruhe".
Ein Konzernsprecher wollte die Äußerungen Kemferts am Donnerstag nicht kommentieren. In früheren Stellungnahmen hatte das Unternehmen die Investitionen in China als notwendig für die Entwicklung der BASF bezeichnet. China repräsentiere schon heute mehr als 40 Prozent des globalen Chemiemarkts und bleibe in dieser Dekade der größte Wachstumsmarkt in der Chemie. Der Risiken sei man sich durchaus bewusst.
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