Unklare Zukunft der Heidelberger Filialen ist "unerträglich für Beschäftigte"
Die rund 120 Mitarbeiter am Bismarckplatz und in der Hauptstraße müssen weiter bangen. Ob die Standorte erhalten bleiben, soll sich noch im Januar entscheiden.

Galeria Kaufhof am Bismarckplatz Heidelberg. Archivfoto: tv
Heidelberg. (pne) Bleiben sie oder schließen sie? Und wenn ja, wie viele? Nach wie vor ist unklar, wie es mit den beiden Heidelberger Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof weitergeht. "Welche Häuser geschlossen werden, steht noch nicht fest", erklärt ein Sprecher des insolventen Warenhauskonzerns am Donnerstag auf Anfrage.
Man sei derzeit in Gesprächen mit den Vermietern. Dabei gehe es neben der Miete selbst um weitere Fragen wie Flächennutzung, energetische Sanierungen, Modernisierungs- oder Baumaßnahmen. "Ob ein Standort erhalten bleiben kann, wird auch stark von diesen Gesprächen abhängig sein. Wir gehen davon aus, dass es im Laufe des Januar dieses Jahres Klarheit darüber geben wird", so die Kommunikationsabteilung.
Für die insgesamt rund 120 Beschäftigten am Bismarckplatz und in der Hauptstraße heißt es also weiter bangen: "Nicht zu wissen, wie es weiter geht, immer das Damoklesschwert über sich hängen zu haben – das ist unerträglich für die Beschäftigten", sagt Sabine Möller, Verdi-Gewerkschaftssekretärin Rhein-Neckar.
Auch Möller hat keine Idee davon, welche Entscheidung der Insolvenzverwalter und die Unternehmensleitung am Ende treffen werden. An Spekulationen dazu wolle sie sich nicht beteiligen, sagt sie. Was sie aus Gesprächen mit den Betriebsräten wisse, sei, dass die Situation für die Belegschaft äußerst schwierig ist. "Die Stimmung ist gedrückt."
Jeden Tag gingen die Beschäftigten weiterhin zur Arbeit und gäben ihr Bestes für ihren Arbeitgeber – ohne zu wissen, ob sie ihren Arbeitsplatz behalten werden. Das, sagt Möller, sei "menschenunwürdig" für die Mitarbeiter des Konzerns. "Es ist schlimm, wie da mit den Gefühlen der Menschen umgegangen wird."
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Als sich die RNZ am Donnerstagnachmittag in der Kaufhof-Filiale am Bismarckplatz umhört, bestätigt sich das Bild. "Man merkt, wie die Situation auf die Stimmung drückt. Viele sind nervös", sagt eine Mitarbeiterin, die erst seit Kurzem in dem Haus arbeitet. Sie selbst habe schon viele Jobs gehabt. Dies sei der beste Arbeitsplatz, den sie je hatte, die Kollegen seien allesamt sehr nett. "Ich hoffe sehr, bleiben zu können", so die Frau.
Ein anderer Mitarbeiter, der gerade dabei ist, Schuhe zu sortieren, will nichts sagen – nur so viel: "Man weiß ja, wie die Stimmung ist."
Doch auch optimistischere Töne sind zu hören: "Wir können eh nichts ändern – es wird irgendwie weitergehen", sagt ein weiterer Mitarbeiter mit einem Lächeln im Gesicht. Und auch eine Kollegin im Erdgeschoss will nicht an ein baldiges Ende denken. "Unser Standort hier lief immer gut. Ich gehe davon aus, dass es weitergeht."
Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Insolvenz angemeldet. Ersten Ankündigungen zufolge wollte das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen rund ein Drittel seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen.
Inzwischen geht man davon aus, dass bis zu 90 Filialen dichtgemacht werden könnten – gerade Doppelstandorte unterlägen "einer besonderen Beobachtung", wie der Gesamtbetriebsrat den Beschäftigten mitteilte.
Schon länger gibt es die Befürchtung, dass es im Rahmen der geplanten Filialschließungen bei Galeria Karstadt Kaufhof auch zumindest eines der beiden Heidelberger Häuser treffen könnte. Sie liegen nur rund 200 Meter auseinander.



