Nach Betriebsrats-Brief

Sorge um Heidelberger Galeria Kaufhof-Filialen wächst

Doppelstandorte stehen unter "besonderer Beobachtung". Es gibt ein erstes Übernahmeangebot für Filialen.

22.12.2022 UPDATE: 22.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Das Ende dieser Filiale von Galeria Kaufhof in Halle ist bereits besiegelt. Sie schließt zum Jahresende. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Heidelberg. Mitten im Endspurt des Weihnachtsgeschäft wachsen die Sorgen der rund 250 Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof in Heidelberg und Mannheim. "Doppelstandorte unterliegen einer besonderen Beobachtung!", hatte ihnen zuvor der Gesamtbetriebsrat über den Stand der Sanierungsgespräche mit der Arbeitgeberseite mitgeteilt. Vor allem für Heidelberg verheißt das nichts Gutes. Schon länger gibt es die Befürchtung, dass es im Rahmen der geplanten Filialschließungen bei dem insolventen Warenhauskonzern eines der beiden Häuser treffen könnte, die nur rund 200 Meter auseinanderliegen: Neben der Filiale an der Hauptstraße gibt es noch die am Bismarckplatz; 1994 kam sie im Rahmen der Übernahme der Horten AG zum Kaufhof-Konzern. In Mannheim gibt es schon jetzt nur noch eine Galeria-Filiale am Paradeplatz. Das Haus in der Kunststraße war vor gut zwei Jahren der letzten Schließungswelle zum Opfer gefallen.

Sabine Möller, Verdi-Gewerkschaftssekretärin Rhein-Neckar, warnt allerdings vor vorschnellen Schlüssen: "Uns ist nicht bekannt, dass schon eine Entscheidung gefallen ist", sagte sie am Mittwoch auf Anfrage. Vor Mitte Januar rechnet sie auch nicht damit. Die Arbeitnehmervertreterin spricht von einer "Zumutung" für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jetzt im Weihnachtsgeschäft voll gefordert seien und dann Anfang des Jahres ihrem Schicksal überlassen würden. "Das ist nur schwer auszuhalten", so Möller. Viele der Beschäftigten versuchten daher ihre Lage im Alltag so gut es geht auszublenden. Auch Stefanie Nutzenberger, Bundesvorstand bei Verdi, warnte die Unternehmensleitung, "die Beschäftigten zu verunsichern und zu glauben, damit verschaffe man sich einen Verhandlungsvorteil ".

Unterdessen hat der angeschlagene Warenhauskonzern ein erstes Übernahmeangebot für eine Reihe von Filialen erhalten. Noch vor Weihnachten erwarte man weitere Offerten von mehreren anderen Interessenten, sagte ein Sprecher der dpa. Zu den Namen der Interessenten und zur Frage, für welche Häuser sich die potenziellen Investoren interessierten, wollte der Sprecher aus Vertraulichkeitsgründen nicht Stellung nehmen.

Berücksichtigt werden könnten bei dem Verkaufsprozess aber nur Angebote, die entsprechend dem für alle Interessenten definierten Zeitplan eingingen und "ein belastbares Konzept zur Fortführung der Häuser sowie die notwendige Finanzierungsbestätigung umfassen", betonte der Sprecher.

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Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Insolvenz angemeldet. Ersten Ankündigungen zufolge wollte das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen rund ein Drittel seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. In dem Schreiben des Gesamtbetriebsrats ist nun sogar von bis zu 90 Filialen die Rede, die dichtgemacht werden könnten. Zudem gebe es Gespräche darüber, Bereiche wie das Facility-Management oder das Reisegeschäft in eigene Gesellschaften auszugliedern und in den verbleibenden Filialen 30 Prozent der Personalkosten einzusparen.

Der Betriebsrat lässt an diesen Plänen kein gutes Haar. "Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form", heißt es in dem Schreiben an die Beschäftigten. Personalabbau und Ausgliederung seien die "kreativen" Lösungen des Managements. Damit würde allerdings nicht beantwortet, wie mehr Kundschaft gewonnen werden könne. "Die Kolleginnen und Kollegen haben doch schon jetzt kaum noch Zeit, sich um die Kunden zu kümmern", schimpft auch Möller. "Wie soll das mit noch weniger Personal gehen?".

Verdi erwarte nach wie vor, "dass ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt wird, das diesen Namen auch verdient", sagte Nutzenberger einer Mitteilung zufolge. Die Beschäftigten hätten in den letzten Jahren auf zig Millionen Euro verzichtet, um ihren Arbeitsplatz zu retten. "Das Management dagegen ist seiner Verantwortung nicht gerecht geworden und hat seinen Job nicht gemacht. Wer die vielfältigen Vorschläge der Beschäftigten für ein funktionierendes Warenhaus ignoriert, kann wirtschaftliche Schwierigkeiten nicht einfach auf Corona abwälzen".

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