Plus Heidelberg

Verhandlungstermin zwischen Galeria und buero.de abgesagt

Der Onlinehändler ist an 47 Häusern des Konzerns interessiert - auch am Kaufhaus am Bismarckplatz.

03.11.2022 UPDATE: 16.11.2022 20:15 Uhr 7 Minuten, 17 Sekunden
Vor allem für alteingesessene Heidelberger ist das Kaufhaus am Bismarckplatz nicht wegzudenken: 1988 eröffnete dort eine Galeria Horten, 1994 übernahm der Kaufhaus-Konzern. Jetzt hoffen Kunden und Angestellte, dass das Kaufhaus bleiben kann. Foto: Rothe

Essen/Detmold. (kla) 47 der 131 Warenhäuser will der Onlinehändler buero.de von Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen – doch schon vor der ersten Verhandlung gibt es offenbar Ärger: Überraschend und kurzfristig habe der Insolvenzverwalter einen Verhandlungstermin abgesagt, teilte buero.de mit und erklärte, man hoffe, "dass diese Vorgehen nicht dem Ziel dienen soll, die angestrebten Verhandlungen" schon "vor ihrem eigentlichen Beginn scheitern zu lassen". Buero.de werde sich weiter intensiv um die Aufnahme von Verhandlungen bemühen.

Ende Oktober hatte der Warenhauskonzern Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Rund ein Drittel der Filialen soll geschlossen werden. Die 17.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Bislang hat Galeria keine Angaben gemacht, welche Häuser betroffen sein könnten.

Anfang November erklärte der Vorstandsvorsitzende von buero.de, Markus Schön, der Onlinehändler habe ein Übernahmeangebot für 47 Filialen der Kaufhauskette vorgelegt. Interesse zeigte er demnach unter anderem an dem Warenhaus am Heidelberger Bismarckplatz sowie an dem in Speyer.

Dass das Büro des Insolvenzverwalters nun einen Verhandlungstermin abgesagt habe, führt buero.de darauf zurück, dass Galeria Karstadt Kaufhof nicht bereit gewesen sei, eine Vertraulichkeitsvereinbarung abzuschließen, die buero.de angeregt habe.

Galeria erklärte dazu laut "Business Insider": "Bei Investorengesprächen spielen Vertraulichkeiten und die dazugehörigen Vereinbarungen eine immens wichtige Rolle."

Auch interessant
Einzelhandel: Bei Galeria Karstadt Kaufhof droht über 40 Filialen das Aus

Wenn sich Gesprächspartner hier über Regelungen uneins seien, sei es besser, erst noch einmal die Rahmenbedingungen zu regeln und dann im Konsens darüber in die inhaltlichen Gespräche zu gehen. "Genau dies ist hier der Fall."

Selbstverständlich solle es mit allen Interessenten, die sich für Engagements an Galeria-Standorten interessieren, Gespräche geben. Das gelte auch für Buero.de beziehungsweise Markus Schön. Dieser teilte nach der Absage der Gespräche mit: "Leichter ist es jetzt nicht geworden, aber wir geben nicht auf."

Update: Mittwoch, 16. November 2022, 20.18 Uhr


Galeria Kaufhof offen für Gespräche mit buero.de

Essen. (dpa) Ein Sprecher der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof hat sich mit Blick auf das Angebot des Onlinehändlers buero.de, der sein Interesse an der Übernahme von 47 kleineren Galeria-Standorten mit knapp 6000 Mitarbeitern signalisiert hat, zurückhaltend gezeigt. Zwischen dem Generalbevollmächtigten von Galeria Karstadt Kaufhof, Arndt Geiwitz, und dem buero.de-Chef Markus Schön werde es in Kürze ein persönliches Treffen geben. "Inhaltlich können wir daher zu den Ambitionen noch keine Stellung nehmen."

Der Büroartikelhändler aus Detmold hatte sich vor wenigen Tagen zuversichtlich gezeigt, die Warenhäuser wieder auf Kurs bringen zu können. Zu den Standorten, an denen buero.de Interesse hat, zählen auch Heidelberg (Bismarckplatz) und Speyer. "Wir möchten unbedingt alle Mitarbeiter in den Filialen übernehmen", sagte Schön dem "Kölner Stadt-Anzeiger" vom Dienstag. "Die Mitarbeiter haben in einer langen Zeit mit sehr schlechten Nachrichten dem Unternehmen die Treue gehalten sind das größte Asset." Zu Umsatz und Beschäftigtenzahl des eigenen Unternehmens macht Schön auf Nachfrage keine Angaben.

In der Branche wird der überraschende Auftritt des Unternehmers von nicht wenigen mit Stirnrunzeln beobachtet. Das Fachblatt "Textilwirtschaft" wies in einem Bericht auf die fehlende Branchenexpertise des Unternehmers hin. Dabei gilt der Betrieb von Warenhäusern als besonders komplex und herausfordernd.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Ersten Ankündigungen zufolge will das Unternehmen im Rahmen der Sanierungsbemühungen mehr als 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Der Handelsriese mit seinen 17.000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten.

Update: Dienstag, 8. November 2022, 19.00 Uhr


Buero.de würde alle Mitarbeiter am Bismarckplatz halten

Von Julia Schulte und Barbara Klauß

Berlin/Heidelberg. Der Kaufhof am Heidelberger Bismarckplatz könnte den Besitzer wechseln und so womöglich gerettet werden: Der Onlinehändler buero.de hat eigenen Angaben zufolge ein Übernahmeangebot für 47 Filialen der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof unterbreitet – darunter die am Bismarckplatz. Das bestätigte Markus Schön, Vorstandsvorsitzender von buero.de, der RNZ. Auch an der Filiale in Speyer ist er demnach interessiert – nicht jedoch an der in der Heidelberger Hauptstraße sowie an den Häusern in Mannheim in P1 und in Viernheim.

Interessiert ist der Onlinehändler eigenen Angaben nach besonders an Standorten in mittelgroßen Städten. Ausgewählt wurden die Filialen, für die nun ein Angebot vorliegt, Unternehmenschef Schön zufolge nach einer Analyse der Besucherströme. Schöns Pläne sehen demnach vor, die Warenhäuser weiterzuführen, sie jedoch sukzessive weiterzuentwickeln und etwa auf die Bedürfnisse eines jüngeren Publikums anzupassen.

Galeria Karstadt Kaufhof, der letzte große deutsche Warenhauskonzern, hatte kürzlich – zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren – Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz kündigte daraufhin harte Einschnitte an. Nur ein harter Kern der jetzt 131 Kaufhäuser werde übrig bleiben, sagte er. Das Management sprach davon, dass mindestens ein Drittel der Häuser in Deutschland geschlossen werden sollten und betriebsbedingte Kündigungen unter den rund 17.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unvermeidlich seien. Welche Filialen betroffen sein könnten, dazu machte die Unternehmensleitung zunächst keine Angaben.

Seither herrscht in den Häusern Sorge: "Die Stimmung ist nicht gut", hatte Gewerkschaftssekretärin Sabine Möller bereits vergangene Woche gesagt. Sie ist bei Verdi Rhein-Neckar für den Bereich Handel zuständig. Bei den Beschäftigten herrsche Wut, Enttäuschung und Angst um ihre Arbeitsplätze, fügte sie nun hinzu. Rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, schätzt sie, sind derzeit jeweils noch in den beiden Häusern in Heidelberg beschäftigt. Mit Blick auf diese beiden Filialen und die in Mannheim sagte die Gewerkschafterin: "Wir wollen, dass alle drei bleiben. Daran hängen Arbeitsplätze – und Menschen mit Familien und Kindern."

Buero.de-Chef Schön versuchte am Montag, Sorgen der Beschäftigten zu zerstreuen. In den Filialen, die übernommen werden sollen, "würden wir gerne alle Mitarbeiter halten", sagte er.

Nach dem Angebot des Onlinehändlers buero.de war vielfach die Rede von einer möglichen Rettung der 47 Warenhäuser. Der Vorstandsvorsitzende Schön geht davon aus, dass die Filialen, an denen er Interesse bekundet hat, eher von einer Schließung bedroht sein könnten, wie er bei "ntv" erklärte. Als "Retter von Galeria" sieht er sich dennoch nicht. Das sei ein bisschen viel gesagt, erklärte er im Gespräch mit dem Sender. Mit Blick auf die Filialen, die er übernehmen möchte, sagte Schön: "Ich glaube, dass der Großteil nicht profitabel ist. Aber das kann man ja ändern." Er zeigte sich überzeugt, dass das Konzept, das von buero.de auf den stationären Handel übertragen werden solle, dazu führen werde, wieder ein Einkaufserlebnis herzustellen.

Buero.de, ein Onlinehändler für Büro- und Schulbedarf aus Detmold, hatte zuletzt bereits drei stationäre Bürobedarfshändler bei Frankfurt übernommen und angekündigt, weiter stationär expandieren und das Sortiment erweitern zu wollen. Den damaligen Angaben zufolge plante der Onlinehändler, jedes Jahr bis zu 20 Geschäfte bundesweit hinzu zu kaufen. Nun erklärte Schön angesichts der geplanten Übernahme von Galeria: "Wir glauben an die Zukunft dieser Traditionsmarke in Kombination mit unserer Online-Erfahrung und könnten dabei helfen, tausende Arbeitsplätze zu erhalten!"

Gewerkschafterin Möller, die die Pläne nur aus Medienberichten kannte, reagierte allerdings verhalten: "Zunächst müsste man das Konzept kennen und wissen, was buero.de mit den Filialen machen will", sagte sie. Ein Warenhaus mit seinem vielschichtigen Sortiment sei sicherlich anders zu führen als ein Onlinehändler, fügte sie hinzu.

Unterdessen bestätigte buero.de-Chef Schön, bereits mit dem Insolvenzverwalter Kontakt aufgenommen zu haben. "Wir hoffen sehr, dass der Konzern auf unser Angebot eingeht und damit eine Rettung der Filialen und Arbeitsplätze möglich macht", sagte er.

Update: Montag, 7. November 2022, 20.53 Uhr

Onlinehändler Buero.de will Galeria Kaufhof-Filiale in Heidelberg retten

Heidelberg. (RNZ/rl) Der Onlinehändler Buero.de will insgesamt 47 Filialen der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof übernehmen. Das meldete ntv.de am heutigen Montag. Das Unternehmen soll dabei an Standorten in mittelgroßen Städten interessiert sein. Der veröffentlichte Liste zufolge gehört auch der Heidelberger Standort zu jenen, die Unternehmenschef Markus Schön übernehmen will.

Vor dem Hintergrund der Energiekrise und der Konsumflaute hatte das Management am Montag vor einer Woche bekanntgegeben, dass mindestens ein Drittel der 131 Kaufhäuser in Deutschland geschlossen werden sollen und betriebsbedingte Kündigungen unvermeidlich sind. 

Das Unternehmen hatte am Montag zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Die 680 Millionen Euro Finanzhilfen des Bundes reichten nicht, um die Firma auf Kurs zu bringen. Verhandlungen über weitere Staatshilfen wurden beendet. Stattdessen will das Management nun einen Schnitt machen und sich von defizitären Geschäftsteilen trennen.

Update: Montag, 7. November 2022, 13.25 Uhr


Muss eine Galeria Kaufhof-Filiale in Heidelberg schließen?

Bisher herrscht große Ungewissheit. Weder die Geschäftsleitungen noch die Angestellten äußerten sich bisher.

Von Julia Schulte

Heidelberg. Niemand will sich äußern am Mittwoch – weder die Beschäftigten noch die Geschäftsleitungen der beiden Heidelberger Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof geben Auskunft darüber, ob sie wissen, wie es weitergeht in den Kaufhäusern in der Hauptstraße und am Bismarckplatz.

Das Unternehmen hat jetzt zum zweiten Mal in nur zwei Jahren Insolvenz angemeldet. Mindestens ein Drittel der bundesweit 131 Filialen solle geschlossen werden, kündigte Galeria-Chef Miguel Müllenbach am Montag an. Welche genau, wurde noch nicht bekannt gegeben – und in Heidelberg fragen sich somit Mitarbeiter und Kunden erneut, ob womöglich diesmal auch eine Heidelberger Filiale betroffen sein wird.

"Die Stimmung ist nicht gut", sagte Gewerkschaftssekretärin Sabine Möller gegenüber der RNZ. Sie ist bei Verdi Rhein-Neckar für den Bereich Handel zuständig und begleitete schon das Insolvenzverfahren 2020. "Die Beschäftigten haben danach so viel gegeben, und jetzt müssen sie da schon wieder durch", so Möller.

Damals wurden bereits viele Filialen geschlossen, darunter eine der beiden Kaufhof-Filialen in Mannheim, in N7. Mehrere Tausend Beschäftigte verloren deutschlandweit ihren Posten. Der 2019 vereinbarte Tarifvertrag blieb zwar in Kraft – allerdings wurden die darin festgeschriebenen Entgelterhöhungen in Freizeit statt in Geld ausgezahlt. "Aber wegen des Personalmangels war es dann schwierig, sich die freien Tage überhaupt zu nehmen", so Möller.

Jetzt beginnt also erneut die Unsicherheit. Möller sagt, dass sie bislang nur das wisse, was in den Medien zu hören sei. "Spekulationen bringen den Angestellten jetzt sowieso nichts", so Möller. Eine Betriebsrätin habe ihr berichtet, dass die Beschäftigten sehr betroffen seien.

Eine Mitarbeiterin der Kaufhof-Filiale am Bismarckplatz erzählte am Mittwoch zwar, dass die Geschäftsleitung den Tag über Treffen mit Mitarbeitergruppen einberaumt habe. Doch was genau bei diesen Treffen besprochen wurde, war am Abend nicht herauszubekommen – eine Angestellte berichtete, dass man sich intern geeinigt habe, nicht mit der Presse zu reden.

Die Geschäftsleitung der Filiale am Bismarckplatz äußert sich ebenfalls nicht zu dem Insolvenzverfahren und möglichen Auswirkungen für das Kaufhaus, während die Leitung der Hauptstraßen-Filiale auf die Pressestelle des Konzerns in Essen verweist.

Auch zum Stimmungsbild in der Belegschaft will niemand so recht etwas sagen. Nur am Bismarckplatz berichtet eine Mitarbeiterin, dass viele Angestellte große Zukunftsängste hätten. Zudem seien viele – vor allem ältere – Kunden zu ihr gekommen, die ganz verzweifelt gewesen seien. "Gerade die Älteren kaufen nicht online ein und wissen nicht, wo sie bestimmte Sachen herkriegen sollen, wenn Kaufhof schließt", so die Mitarbeiterin.

Die beiden Heidelberger Kaufhof-Filialen sind vor allem für Alteingesessene aus Heidelbergs Einkaufskultur nicht wegzudenken: In der Hauptstraße 30 wurde 1934 aus dem ehemaligen Tietz-Laden die "Kaufstätte Schäfer". Ab 1962 hieß sie "Kaufhaus Anker", seit 1968 offiziell "Kaufhof".

Am Bismarckplatz wiederum eröffnete 1988 eine Galeria Horten – die damals nach Kaufhof, Hertie und Karstadt viertgrößte deutsche Kaufhauskette. 1994 übernahm der Kaufhof-Konzern das Einkaufshaus, 2000 wurde es dann zur "Galeria Kaufhof".

Der Online-Handel und zuletzt die Corona-Pandemie setzten dem Warenhauskonzern allerdings stark zu: 2021 und auch in diesem Jahr erhielt er staatliche Hilfen. Die Eröffnung des aktuellen Insolvenzverfahrens begründete Müllenbach jetzt mit dem Rückgang der Kundenzahlen in den Innenstädten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.