Das Weihnachtsgeschäft lief anders, aber ganz gut
Der Handelsverband Baden-Württemberg hat gute Umsätze ausgemacht. Die RNZ hat bei Einzelhändlern vor Ort nachgefragt.

Von Heiko Schattauer
Mosbach. Die Schlagzeile klingt ziemlich überzeugend: "Weihnachtsgeschäft übertrifft Erwartungen deutlich", titelte etwa "Zeit-Online" Mitte der Woche, nachdem der Handelsverband Baden-Württemberg die Ergebnisse seiner jüngsten Umfrage unter Einzelhändlern im Ländle veröffentlicht hatte.
Von einem Umsatzplus von rund 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist da die Rede, 80 Prozent der befragten Händler (300 an der Zahl) berichteten demnach von einem befriedigenden, guten oder gar sehr guten Weihnachtsgeschäft 2022.
Insbesondere in der Zeit zwischen dem vierten Advent und Heiligabend sollen die Kassen in erfreulicher Frequenz geklingelt haben. Wo Licht ist, gibt es aber auch Schatten: Vor der Pandemie lagen die Umsätze offenbar deutlich höher, im Vergleich zum Dezember 2019 wird von einer Differenz von bis zu 40 Prozent berichtet.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich die Zahlen des großen Handelsverbands nicht immer mit den Erfahrungen und Einschätzungen der kleinen Einzelhändler decken. Die Tendenz scheint diesmal allerdings durchaus zu stimmen: "Ich kann das schon weitestgehend bestätigen", sagt Christine Bieler, auf die Umfrage des Handelsverbands angesprochen.
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Zwar habe sie noch keine detaillierte Auswertung zum Weihnachtsgeschäft ausgearbeitet, dass es sich deutlich besser entwickelt habe als im Vorjahr sei aber offensichtlich. "Die Umsätze waren gut, die Stimmung auch", so die Benetton-Geschäftsführerin, vor allem die Samstage mit den verlängerten Öffnungszeiten seien "super" gewesen.
Der Weihnachtsmarkt habe sich sehr positiv ausgewirkt, sowohl auf die Stimmung als auch auf Frequenz und Umsätze. "Vom Gefühl her waren wir da schon nah dran", erklärt Christine Bieler mit Blick auf das Vor-Corona-Weihnachtsgeschäft.
Ganz so positiv fällt die Einschätzung bei Kindlers Buchhandlung nicht aus. "Die ersten drei Wochen des Dezembers waren sehr schwach", berichtet Christine Krück-Mellert. Danach sei das Weihnachtsgeschäft dann "mit einigen Schwankungen eigentlich ganz gut" gelaufen, so die Geschäftsführerin der Traditionsbuchhandlung.
Auch in den Tagen nach Weihnachten seien Frequenz und Umsatz nicht schlecht gewesen, in der Stadt sei generell dank Urlaubern und Weihnachtsgästen noch recht viel los, freut sich Krück-Mellert.
Mitunter gut was los ist dieser Tage auch bei den Gastronomen, wenngleich Daniela Stamoulis von der "Taverna Mythos" von wechselhaftem Besuch berichtet. "Mal ist es verhalten, dann ganz überraschend wieder schlagartig voll", so die Wirtin, die zusammenfasst: "Der Weihnachtsmarkt hat gut getan und ist gut gelaufen. Man hat gemerkt, dass die Leute einfach Lust hatten und haben, rauszugehen, sich etwas zu gönnen."
Die Lust, sich etwas zu gönnen, hat auch Holger Schwing, Vorsitzender von Mosbach Aktiv, bei den Kunden in seinen Bekleidungsgeschäften ausgemacht.
Und auch ein neues Phänomen: "Bei uns lief viel schon im November", so Schwing, das Ergebnis sei hier "außergewöhnlich gut" gewesen.
Ein Teil des Umsatzes, der ansonsten in der Zeit unmittelbar vor Weihnachten erzielt wird, war also schon vorab eingebucht. Als sehr gut angenommen wertet auch Schwing die langen Verkaufsnächte und Samstage, der Weihnachtsmarkt sei hier ein Frequenzbringer gewesen.
Mit Vergleichen (wie vom Handelsverband gerade angestellt) tut sich der Unternehmer allerdings schwer. Natürlich sei das Geschäft an Weihnachten 2022 viel besser gelaufen als im Vorjahr. "Aber da hatten wir ja auch mehr zu als auf", erinnert und relativiert Holger Schwing.
An die hervorragenden Zahlen aus der Vorweihnachtszeit 2019 sei man jedenfalls nicht ganz herangekommen, angenähert habe man sich aber durchaus. Insgesamt sei das Ergebnis "einigermaßen gut", so der Mosbach-Aktiv-Vorsitzende abschließend.