Mühlhausen

Wie soll die Kraichgauschule erweitert werden?

Der Gemeinderat befasste sich mit einer Machbarkeitsstudie. Bis zu 15 Millionen Euro könnte das Ganze kosten.

28.11.2022 UPDATE: 28.11.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 15 Sekunden
Die Gemeinschaftsschule braucht weitere Klassenzimmer, die Grundschule ist dringend sanierungsbedürftig: Mühlhausens Gemeinderat hat sich jetzt mit möglichen Varianten befasst, mit denen die Probleme gelöst werden sollen. Foto: Helmut und Jan A. Pfeifer

Von Sebastian Lerche

Mühlhausen. Wie groß muss der Anbau für die Kraichgauschule werden? Und soll die Grundschule saniert werden – oder ergeben Abriss und Neubau mehr Sinn? Vor diesen Fragen stehen Mühlhausens Verwaltung und Gemeinderat. Erste Weichenstellungen, um die richtigen Antworten zu finden, erfolgten in der jüngsten Ratssitzung. Fest steht leider nur eins: Alles wird teurer und im Fall von Grund- und Gemeinschaftsschule ist mit einer Investition von 12 bis 15 Millionen Euro zu rechnen.

Diese Schätzung basiert auf Erfahrungen mit anderen Schulbauprojekten von Architekt Gerhard Wolf vom Stuttgarter Büro Michel + Wolf, der Mühlhausen bei Schulprojekten seit Jahren begleitet. Er stellte eine Machbarkeitsstudie vor, die mehrere gangbare Wege anschaulich machte – und einen gleich ausschloss: Der Neubau der gesamten Schule wird als zu aufwendig erachtet.

Anhand von Grafiken zeigte Wolf stattdessen auf, wie der Raumbedarf am bisherigen Standort gedeckt werden könnte. Schon vor Einführung der Gemeinschaftsschule 2015 stand fest, dass sie weitere Zimmer benötigt, da sie zur zehnten Klasse führt und nicht, wie die Werkrealschule zuvor, mit der neunten endet. Nötig wären hier noch eine Mensa, Bücherei, weitere Toiletten, flexibel nutzbare Räume und weitere Flächen, auch die Grundschule könnte noch weitere Räume gebrauchen.

Jetzt, da noch genaue Untersuchungen, Konzepte und Gutachten fehlten, könne er nur grobe Entwürfe vorlegen, räumte Gerhard Wolf ein. Er stellte einen möglichen Anbau vor, der würfelförmig und nur für den zusätzlichen Raumbedarf von Grund- und Gemeinschaftsschule gedacht ist. In dieser Variante bliebe die Grundschule erhalten. Anders sieht das bei den anderen beiden aus, die Neubauten vorsehen, die die neue Grundschule und zusätzliche Räume für die Gemeinschaftsschule enthalten.

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Wolf gab zu bedenken, dass der Schulhof bei Erhalt der Grundschule durch den Anbau mittendrin arg verkleinert und zergliedert würde. Bei einem größeren Anbau und Abriss der Grundschule wiederum könnte man einen zusammenhängenden, großzügigen Schulhof erhalten.

Wie lange die Schulproblematik Mühlhausen schon begleitet, hatte Bürgermeister Jens Spanberger eingangs dargelegt. Rat und Verwaltung, aber auch Technik-Ausschuss und eigens eingerichtete Schulbaukommission hätten lange vor der Pandemie, "die uns stark zurückwarf", schon intensive Überlegungen angestellt. 2020 sei man noch von 2,5 Millionen Euro für die Sanierung der Mühlhausener Grundschule und 5,6 Millionen Euro für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule ausgegangen.

Zu beachten sei, dass ab 2026 die Ganztagsbetreuung an Grundschulen angeboten werden müsse, so Spanberger. Als das in der spätereren Diskussion Fragen aufwarf, stellte er klar, dass man keine grundlegende Änderung des Grundschulbetriebs vorhabe, sondern ähnlich wie bisher auch ganztags Angebote habe. Was noch fehle, sei ein ganzheitliches pädagogisches Konzept für die Kraichgauschule.

Spanberger erinnerte auch daran, dass ein Ausweichquartier mit eingerechnet werden müsste: 2020 sei man noch von 500.000 Euro im Jahr für die Miete von Containermodulen ausgegangen, in denen der Grundschulunterricht während der Sanierung stattfinden würde. Das wäre nur dann nicht nötig, wenn ein Abriss ins Auge gefasst würde: Ein neuer Erweiterungsbau für Grundschule und neue Räume der Gemeinschaftsschule könnte im laufenden Schulbetrieb erstellt werden – ohne Ausweichquartier.

Welcher Weg der richtige ist, welche Lösung für die Schule am besten passt, dabei nachhaltig und kostengünstig ist, das ist noch völlig offen. Spanberger bat den Rat daher um Vollmachten, eigenständig bei Bedarf Fachleute wie Statiker oder Gutachter hinzuziehen zu dürfen. Diese Informationen brauche man nicht nur für die konkrete Planung, das Regierungspräsidium fordere enorm detaillierte Ausarbeitungen von jedem Schritt, den die Gemeinde andenke. Das bot ebenfalls Diskussionsstoff, schließlich einigte man sich aber darauf, dass weder Michel + Wolf richtig arbeiten können noch Zustimmung des Landes und Fördermittel kommen werden, wenn die nötigen Daten nicht vorliegen.

Sie zusammenzutragen, könnte das ganze Jahr 2023 über und bis 2024 dauern, so Spanberger. Die Schule mache derweil ihr pädagogisches Konzept rund. 2024/25 könnte das Vergabeverfahren der Planungs- und Architektenleistungen stattfinden. Denkbar sei ein Wettbewerb wie im Fall von Tairnbachs Grundschule, fest stehe aber, dass die Ausschreibung bei einem derart großen Projekt europaweit erfolgen müsse. 2025 könnten Fördermittel beantragt werden. Wie lang man auf die warten müsse, sei schwer abzuschätzen. Danach könnten Aufträge vergeben werden. Man gehe von einer Bauzeit von mindestens zwei Jahren aus.

Gegen einen Abriss der Grundschule sprach Holger Meid (CDU) sich schon jetzt aus: Das Gebäude sei etwas über 30 Jahre alt, also vergleichsweise jung. Ein Erhalt wäre auf jeden Fall nachhaltiger und vor allem auch klimafreundlicher als ein Neubau, meinte er. Diese Varianten schon jetzt vorliegen zu haben, begrüßte Bruno Sauer (Freie Wähler). Noch sei vieles aber nebulös, jetzt brauche man eben weitere Untersuchungen. Nach den "guten Erfahrungen" sprach er sich auch hier für einen Architektenwettbewerb aus.

Auch Rebecca Opluschtil (Grüne) zeigte sich dankbar, dass verschiedene Möglichkeiten, auch Unerwartetes wie der Grundschul-Abriss, aufgezeigt wurden. "Es regnet herein, im Sommer ist es zu heiß, im Winter zu kalt, wir kennen alle die Probleme": Daher bestehe dringender Handlungsbedarf, man dürfe nicht länger "um den heißen Brei" herumreden. Und ein Abriss und ein Neubau mit ökologischen Materialien könnten am Ende nachhaltiger sein als eine Sanierung. "Wir dürfen nicht noch mehr Zeit verlieren", meinte Holger Schröder (SPD). Weitere Informationen zu sammeln, sei wichtig, um eine gute Entscheidungsgrundlage zu erhalten.

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