Von der närrischen Honeymoon zu den Hoheitspflichten
"Weinheimer Blüten" läuteten Kampagne mit Ordensfest ein. Frisch verheiratete Prinzessin Christina I. hängt noch ein Jahr dran.

Von Günther Grosch
Weinheim. In Lützelsachsen war es Winzerkönigin Miriam I., die coronabedingt drei Jahre lang "durchregierte". Bei der Karnevalsgesellschaft "Weinheimer Blüten" ist es wie ihre Vorgängerin, "Corona"-Prinzessin Julia I., diesmal Prinzessin Christina I., die für die aktuelle Kampagne ebenso wie ihre hochschwangere "Hofdame" Julia noch ein Jahr dranhängt. "Durchregieren" lautet in Zeiten von Corona das Motto auch anderer gekrönter Häupter: Teure Kleider wurden gekauft und hingen mangels Gelegenheit zu öffentlichen Auftritten im Schrank. Vor allem aber die Vorfreude auf die Repräsentationsaufgaben blieb oftmals vergebens.
So trifft man auch bei den "Blüten" mit Christina I. Wild-Ehret auf eine strahlende "Wiederholungstäterin". Hatte es für die charmante Nordstädterin in der zurückliegenden Kampagne doch lediglich zur Inthronisation gereicht, ehe der "Ball der Prinzessin" in der Stadthalle, die große Fastnachtsveranstaltung und der Kindermaskenball abgesagt werden mussten. Sogar die geplante kirchliche Hochzeit mit ihrem persönlichen "Prinzen" Daniel musste verschoben werden. "Ist inzwischen aber ebenso wie unser gleichfalls verschobener Honeymoon auf den Seychellen nachgeholt", sagte die 34-Jährige. Sie arbeitet als Sachbearbeiterin in der Debitoren-Buchhaltung einer Heppenheimer Firma. In ihrem "Nebenjob" als Hoheit verlieh sie am Samstag beim Ordensfest in den Räumen des "Cedar-Campus" ihrer Hoffnung Ausdruck, dass diesmal "keine neu auftretende Virusvariante meine Regentschaft durchkreuzt".

Wie sie hofft auch Kinderprinzessin Marla I. auf eine störungsfreie Kampagne. Sie sei zehn Jahre alt und gehe in die fünfte Klasse, stellte sie sich als Nachfolgerin von Latika I. dem närrischen Volk vor. Bereits das dritte Jahr ist Marla in der Garde aktiv. Sie ließ es sich nicht nehmen, zum Auftakt der Kampagne "lieber in den Reihen der Garde mitzutanzen", statt sich im Prinzessinnenoutfit zu präsentieren. Neben dem Tanzen zählt Marla Judo zu ihren Hobbys und trainiert für den Erwerb des "orangenen Gürtels".
Vor den Augen von OB und "Blüten"-Ehrensenator Manuel Just und seiner Ehefrau Stefanie blieb der Abend nicht ohne farbenprächtige Umrahmung durch Delegationen und hoheitliche Abordnungen der "Schwarzen Husaren" aus Mainz, des Birkenauer Carnevalvereins (BCV), der Ziegelhäuser Karnevalsgesellschaft (ZKG), der Büttelborner Carnevalsabteilung (BCA) mit dessen Prinzenpaar Julia I. und Marco I. sowie Kinderprinzessin Tatjana I.. Abgerundet wurde das närrische Defilee durch die Pfaffengrunder Karnevalsgesellschaft (PKG) aus Heidelberg, die Narrhalla Philippsburg mit "Prinz Philipp LXXII." an der Spitze, den Karnevalisten von Kienholz Wiesenthal-Waghäusel, die Neckargemünder Karnevalsgesellschaft (NKG) und den "Club der Ex-Prinzen" Mannheim. Windeck-Caterer Rolf und Marlies Pflästerer sorgten für das abwechslungsreiche Buffet. Udo Pflästerer übernahm die musikalische Begleitung.
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Zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Eingemeindung der heutigen Weinheimer Ortsteile 1972 widmen die Blüten ihren diesjährigen Jahresorden, versehen mit den Wappen aller Ortsteile, diesem "von der Verwaltung vergessenen Jubiläum". Und so baumelten am Ende eines langen "Verleihungsmarathons" rund 80 Anhängsel um die Hälse von "Blüten"-Vorstand und Jugendvorstand, Senat und Ehrensenat, Minister und Ministerinnen, Staatssekretären und Staatssekretärinnen, Gardetänzerinnen sowie den anwesenden Delegationen und Abordnungen.
In den Stand eines Ehrensenators und einer Ehrensenatorin erhoben sahen sich Andreas Hirsch von der Volksbank Kurpfalz sowie die ehemalige Erste Vorsitzende der Blüten (2010-2015), Manuela Albrecht. "Gesellschaftsorden" für ein mal elf Jahre Aktivität erhielten Ina, Ursel und Erich Baier. Für zwei mal elf Jahre ging die Auszeichnung an Luisa Hoffmann, Julia Krauth und Renate Kohl. Ein dreifach donnerndes "Woinem Ahoi" für vier mal elf Jahre galt Christiane Bylitza.
Den Auftritten von Kadetten- und Blütengarde setzten Christiane Bylitza als Ordensschwester sowie Thomas Krug als von Papst Franziskus mit einem persönlichen Grußwort gesandter Nuntius "Tomasius Humbe Di Terracotta" die närrische Krone auf. Und auch bei den Grüßen des Nuntius "an den OB und den ehrenwerten Weinheimer Gemeinderat" ("Salutante de Don Vito Corleone di Vinodomum et a compania corrupti i catastrophali di Cosa Nostra") sowie "Helga Eibel, die immer die richtigen Worte findet" (Helga parlare stupido chaos catastrophale") blieb angesichts des deutsch-romanischen Unfugs kein Auge trocken. Dass am Ende dem Segen des Nuntius "Gehet hin in Frieden" ("Vamos a la playa") drei donnernde "Woinem Ahoi" folgten, muss nicht eigens erwähnt werden. Der Auftakt in die Kampagne 2022/23 ist geglückt.