Weinheim

Was die Befürworter der Bebauung Hintere Mult sagen

Die lokale Wirtschaft fordert ein "Ja!" zu Entwicklung der Hinteren Mult. Es gehe dabei um Arbeits- und Ausbildungsplätze, Wirtschaftskraft und Standortqualität.

15.11.2022 UPDATE: 15.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Beim Pressegespräch in den Räumen der Firma Schilling stellten Wirtschaftsvertreter ihre Position dar (v.l.): Roland Müller, Andrea Schwenk, Holger Haring und Bernhard Trauth. F.: Dorn

Weinheim. (keke) Ehe der Gemeinderat am kommenden Mittwoch ab 16 Uhr im Rolf-Engelbrecht-Haus über das weitere Vorgehen in Sachen Hintere Mult entscheidet, haben der Gewerbeverein Weinheim und die Vereinigung Weinheimer Unternehmer (VWU) am Montag noch einmal mit einen "Faktencheck" vorgenommen. Es gehe um den Erhalt und die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Wirtschaftskraft, Standortqualität für bestehende und neue Ansiedlungen, eine stabile Steuerertragslage für die Kommune und nicht zuletzt um ein Umfeld, das der Wirtschaft gegenüber freundlich gesonnen ist, so Bertram Trauth und Roland Müller als Sprecher von VWU und Gewerbeverein beim Pressegespräch mit Holger Haring als Drittem im Bunde.

>>> Lesen Sie hier, was die Gegner der Bebauung der Hinteren Mult sagen <<<

Der Blick auf die Fakten weise aus, so Haring, dass die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Stadtgebiet 2434 Hektar betragen und damit 42 Prozent der Gesamtfläche. Dem gegenüber stehen 243 Hektar (4,2 Prozent) an Industrie- und Gewerbeflächen. In der Hinteren Mult würden rund 9,3 Hektar neue Gewerbefläche (Nettofläche) entstehen. Bei einem vom Gemeinderat festgelegten Zielwert von mindestens 50 Arbeitsplätzen pro Hektar seien damit mindestens 450 Jobs zu erwarten. Neben der Schaffung neuer Arbeitsplätze sichere die Gebietsentwicklung darüber hinaus den Erhalt bestehender Jobs, indem erweiterungswilligen Firmen Entwicklungsperspektiven geboten und drohende Abwanderungen und Arbeitsplatzverluste im dreistelligen Bereich vermieden werden, so das Trio.

Gewerbeentwicklung zu ermöglichen, sei nicht nur ein Thema für die Wirtschaft. Es sei vor allem sozial, familienfreundlich und ökologisch, Arbeitsplätze vor Ort zu bieten und zu schaffen. "Dort, wo Industrie lebt, leben Handel und Gewerbe mit", sagte Haring. Schon nach der durch einen Bürgerentscheid erfolgten Ablehnung des Gewerbegebiets "Breitwiesen" habe es Verlagerungen von Arbeitsplätzen gegeben, sagte Trauth. Dies dürfe sich nicht fortsetzen, "denn es wäre schädlich für die Infrastruktur der ganzen Stadt".

Niemand bestreite, dass Landwirtschaft dringend notwendig ist, so der VWU-Sprecher. Mit Ängsten zu spielen, "dass in der Stadt eine Hungersnot ausbricht, wenn von den Bauern nichts mehr produziert wird", sei aber unredlich, so Haring. Bereits um 1920 hätten die hiesigen Landwirte nicht genug produzieren können, um die damals rund 16.000 Einwohner zu versorgen. Um dies heute bei 45.000 Weinheimern zu erreichen, würden pro Bürger etwa 0,15 bis 0,22 Hektar Land benötigt. Das mache in Summe rund 6700 Hektar: "Weinheim verfügt aber nur über eine Gesamtbodenfläche von 5811 Hektar." Bei einer Bebauung der Hinteren Mult spreche man über knapp zwölf Hektar oder 0,5 Prozent, die die Bauern verlören. Auf der anderen Seite benötige man dringend weiteres produzierendes Gewerbe. "Weinheim ist durch die Industrie groß geworden, nicht durch die Landwirtschaft", so Haring. "Wenn es im Gemeinderat zu einem Negativvotum kommt, fängt die Deindustrialisierung Weinheims an. Wie könnten wir Firmen dann noch anlocken und sie dazu bewegen, sich hier anzusiedeln?"

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Gewerbeverein und VWU wollten die Bauern nicht ausbremsen, sondern respektierten die Landwirtschaft, die einen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Bevölkerung leistet, so Trauth. Man erkenne den Klimawandel an und stehe einer Flächenverdichtung im Grundsatz kritisch gegenüber. Das Argument der Gegenseite, wegen Corona oder Ukrainekrieg müsse Deutschland Nahrungsengpässe fürchten, sei aber "sehr weit hergeholt". Zahlen und Fakten sprächen eine andere Sprache als die "ideologisch verbrämte Argumente".

Nicht nur die Bauern, sondern auch das Gewerbe plagten Existenzsorgen. Die Menschen gingen dorthin, wo sie leben, arbeiten, wohnen könnten: "Ein Nichtstun wäre grob fahrlässig." Oft vergessen werde, dass man einst Gewerbe in der Stadt hatte, das Wohnungen wich, so Haring. Er findet: Sollte der gewählte Gemeinderat keine Entscheidung fällen und einen Bürgerentscheid herbeiführen, grenze dies an Arbeitsverweigerung: "Es geht nicht nur um 40 Haupt- und 21 Nebenerwerbslandwirte, sondern um 2100 gefährdete Weinheimer Betriebe". > siehe weiteren Bericht

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