Hoffenheim am Boden: Havard Nordtveit und die TSG 1899 sind nach dem 1:3 in Braga vorzeitig in der Europa League gescheitert. Foto: dpa
Von Achim Wittich
Braga. Julian Nagelsmann hatte am Mittwochabend in Braga große Zuversicht verbreitet. "Ein Tor werden wir auf jeden Fall machen und müssen dann zusehen, hinten keins zu kriegen", sagte Hoffenheims Trainer vorm Duell beim Sporting Club. Bei sechs internationalen Auftritten war das dem Dorfklub zuvor allerdings noch nicht geglückt. Ein Tor schoss "Hoffe" gestern Abend zwar erneut, gleich drei Gegentreffer beim 1:3 (0:1) bedeuten dennoch das Ende der Europareise für die Kraichgauer.
Nagelsmann ließ in der ungewöhnlichen Fußball-Arena der Portugiesen, die mit nur zwei Tribünen erbaut wurde und das auf der einen Seite von einer Felswand eingerahmt wird, Mark Uth und Serge Gnabry zunächst auf der Bank und brachte mit Andrej Kramaric nur einen echten Stürmer. "Wir haben das klare Ziel, die Gruppenphase zu überstehen." Die Vorgabe von Sportdirektor Alexander Rosen war unmissverständlich. Die Ausgangslage allerdings bescheiden.
Das hinderte die mitgereisten Hoffenheimer Anhänger allerdings keineswegs daran, sich stimmgewaltig mit einem Fanmarsch vom Zentrum der Stadt aus gen Spielstätte zu bewegen. "Europapokal, Europapokal" schallte es auf den Straßen Bragas. Ihre Unterbringung allerdings ganz weit oben unterm Stadiondach war wenig gastgeberfreundlich. "Eine Frechheit", meinte ein enttäuschter Fanclub-Vorsitzender.
Der Frust sollte sich schnell verstärken. Nach nur 45 Sekunden versenkte Marcelo Goiano gegen eine völlig indisponierte "Hoffe"-Abwehr den Ball hinter Oliver Baumann im Netz. Vor allem Florian Grillitsch agierte bei der Entstehung des 1:0 sehr unglücklich. Der zuletzt starke ehemalige Bremer wurde von Joao Carlos mächtig vorgeführt. Und Carlos durfte fröhlich weiter machen. Lief nach zehn Minuten kaum attackiert an und konnte Maß nehmen. Zum Glück war Baumann wacher, als seine Kollegen.
Hoffenheim berappelte sich und verlagerte das Geschehen in die Hälfte der Mannschaft aus dem Land des Europameisters. Große Torgefahr hatte das nicht zur Folge. Andrej Kramaric fehlte in aussichtsreicher Position die zündende Idee (26.) und Kerem Demirbay wurde im letzten Moment gestoppt (37.). Im Regen von Braga wurde es für 1899 immer dann gefährlich, wenn Sporting seine Angriffe über die Flügelpositionen vortrug. Nagelsmann hatte es angekündigt. Verhindern konnten es seine Spieler nicht. Kurz vor der Pause zögerte Baumann beim Herauslaufen, ging dann gegen Paulinho energisch zu Werke (44.).
Nagelsmann wechselte in der Pause, brachte Gnabry für Nordtveit. Kaum zu glauben: Exakt wieder 45 Sekunden nach dem Wiederanpfiff hätte es fast 2:0 gestanden. Vogt blockte in höchster Not den Schuss von Jefferson (46.). Nagelsmann hatte keine Geduld mehr. Brachte Uth für Dennis Geiger (51.). Eine Minute später musste Gnabry ausgleichen - und verzog (52.). Amiri legte für Uth auf, der Torwart Matheus anschoss (59.) - unglaublich. Hoffenheims Coach brachte nach seiner Verletzungspause erstmals wieder Adam Szalai (65.). Endlich durfte Hoffenheim dank Demirbays Freistoß und Uths ausgestrecktem Fuß jubeln - 1:1 (75.). Die Freude währte nicht allzu lange an. Fransergio beendete das internationale Premierenjahr der Hoffenheimer (81. und 90+3.), die dabei viel Lehrgeld bezahlt haben. In der Nachspielzeit sah Adam Szalai noch die Rote Karte.
Sporting Braga: Matheus - Marcelo Goiano, Ricardo Ferreira, Raul Silva, Jefferson - Danilo - Fransergio, Vukcevic - Ricardo Esgaio, Paulinho (71. Dyego Sousa), Joao Carlos (77. Martins).
TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Nordtveit (46. Gnabry) - Zuber (66. Szalai), Grillitsch, Schulz - Demirbay, Geiger (Uth) - Kramaric, Amiri.
Schiedsrichter: Marriner (England); Zuschauer: 17.000 ; Tore: 1:0 Goiano (1.), 1:1 Uth (74.), 2:1, 3:1 Fransergio (81., 90+3); Rote Karte: Szalai (90+7).