Hoffenheimer Champions-League-Aus

"So geknickt war ich noch nie"

Auch noch vor dem Heimspiel gegen Schalke sitzt bei Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann der Frust über das Königsklassen-Aus tief

30.11.2018 UPDATE: 01.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden

Leere Blicke, hängende Köpfe: Ishak Belfodil (links) und Kapitän Kevin Vogt nach der bitteren Niederlage gegen Donezk. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Falls irgendjemand noch Zweifel daran hegte, dass Julian Nagelsmann ein Fußballlehrer mit einem ganz besonders ausgeprägtem Ehrgeiz ist, wurden diese gestern Vormittag endgültig beseitigt. Im Rahmen der Pressekonferenz vor dem heutigen Heimspiel gegen Schalke 04 (18.30 Uhr/Sky) und sieben Monate bevor er die TSG Hoffenheim in Richtung Leipzig verlassen wird, blickte Nagelsmann zurück auf den 11. Februar 2016. Also auf den Tag, an dem der damals 28-Jährige zum jüngsten Bundesligatrainer aller Zeiten gemacht wurde. Er habe damals "auch eine kleine Agenda im Kopf" gehabt, was er alles mit dem Klub erreichen wolle, bevor er ihn irgendwann verlassen werde, verriet er. "Zwei dieser Punkte - DFB-Pokal und Überwinterung in der Champions League - habe ich nicht erreicht."

Hintergrund

Vorteil "Hoffe"

TSG gegen S04 - in diesen Duellen kann man von einem Heimvorteil sprechen. Denn in den letzten 14 Bundesliga-Spielen siegte nur einmal das Auswärtsteam (2016 Schalke mit 4:1).

Vorteil Schalke

Insgesamt hat

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Vorteil "Hoffe"

TSG gegen S04 - in diesen Duellen kann man von einem Heimvorteil sprechen. Denn in den letzten 14 Bundesliga-Spielen siegte nur einmal das Auswärtsteam (2016 Schalke mit 4:1).

Vorteil Schalke

Insgesamt hat Königsblau aber knapp die Nase vorn: In 20 Duellen gab es sieben Hoffenheimer Siege, einmal mehr durften die Schalker jubeln (fünf Remis). 25 Tore schoss die TSG, 34 Treffer erzielte das Team aus Gelsenkirchen.

Hoffenheimer Vergangenheit

Wie Julian Nagelsmann war auch S04-Trainer Domenico Tedesco einmal im Nachwuchsleistungszentrum der TSG beschäftigt (2015 bis März 2017).

Es sagte ...

"Ich war auch am Dienstag wieder anders angezogen als der Gegner. Ich würde sagen, vom Outfit her war es ein 4:0 für uns." - Julian Nagelsmann über seinen Fashion-Style und den von Donezk-Trainer Paolo Fonceca.

So könnten sie heute beginnen

Hoffenheim: Baumann - Bicakcic, Vogt, Adams - Kaderabek, Grillitsch, Schulz - Demirbay, Kramaric - Szalai, Joelinton.

Schalke: Fährmann - Stambouli, Sane, Nastasic - Caligiuri, Bentaleb, Rudy, Oczipka - Harit - Burgstaller, Konopljanka.

Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz) nb

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In Anbetracht des Tabellenstands der TSG bei Nagelsmanns Amtsübernahme - mit 14 Punkten aus 20 Spielen war "Hoffe" Vorletzter - traute so mancher Zuhörer seinen Ohren nicht. Doch auch auf die Nachfrage, ob er mitten im Abstiegskampf bereits an die Königsklasse gedacht habe, versicherte der TSG-Trainer: "Natürlich nicht für das Jahr 2016, aber als Ziel schon."

Seit Dienstagabend steht fest, dass Nagelsmann beim Gastspiel am 12. Dezember in Manchester zum letzten Mal als TSG-Trainer die Champions-League-Hymne hören wird. Die 2:3-Niederlage gegen Donezk besiegelte endgültig das Schicksal der Kraichgauer, die auch ein Verbleib in der Europa League nicht mehr in den eigenen Händen haben. Drum machte der Chefcoach aus seinem Herzen keine Mördergrube: "Die Enttäuschung ist definitiv noch spürbar. So geknickt war ich noch nie in meiner Trainerkarriere."

Nun gelte es eben, das habe er auch seiner Mannschaft so gesagt, alles dafür zu geben, dass der Klub auch nächstes Jahr in der Champions League spielen wird. In der Liga ist Hoffenheim seit fünf Spielen ungeschlagen (nur ein Remis in Berlin) und bei einem weiteren Dreier gegen Schalke könnte der Tabellensechsten der Sprung unter die ersten Vier gelingen. Mit welcher Herangehensweise dies gelingen soll, wollte Nagelsmann freilich nicht verraten. Man sei jedenfalls auf vieles vorbereitet, weil die "Knappen" in dieser Saison bereits in nahezu allen Grundordnungen gespielt und auf alle möglichen Arten verteidigt hätten. "Wir versuchen daher aber nicht zu sehr auf jedes Detail beim Gegner einzugehen, sondern ein bisschen mehr unser Spiel durchzudrücken", so Nagelsmann.

Für Nadiem Amiri, Benjamin Hübner und Dennis Geiger kommt die heutige Partie noch zu früh. Man sei aber zuversichtlich, dass das Trio noch in diesem Kalenderjahr wieder zum Einsatz komme. Florian Grillitsch ist nach seinem Kurzcomeback gegen Donezk genauso wieder eine Option für die Startelf wie Stürmer Joeltinon, der wegen muskulärer Probleme zuletzt zuschauen musste. Havard Nordtveit und David Otto fallen aus (beide Knochenödem).

Hoffenheim gegen Schalke, das ist auch ein Duell der neuen Trainergeneration. Und in der Entwicklung des Vizemeisters unter Domenico Tedesco sieht Nagelsmann durchaus Parallelen zum eigenen Klub. Auch "Hoffe" habe schließlich schon zwei Mal nach einer sehr guten Spielzeit zuvor eine weniger erfolgreiche Phase erwischt. "Wir haben beide Male die Kurve gekriegt - und Schalke ist auch auf dem Weg dahin, die Spur wiederzufinden."

Die Fußballphilosophie des 31-Jährigen scheint sich von der des 33-jährigen Tedescos deutlich zu unterscheiden. Während nur zwei Teams weniger Tore erzielt haben als S04 (13), wurde zuletzt häufiger über den bedingungslosen Angriffsfußball, dem sich Nagelsmann verschrieben hat, diskutiert. Nachdem die TSG am Dienstag auch beim Stand von 2:2 in Unterzahl noch auf Sieg gespielt hatte und nach dem Knock-out in der Nachspielzeit am Ende mit leeren Händen dastand, grübelten auch einige Spieler, ob man nicht lieber das Unentschieden hätte absichern sollen. Nagelsmann hält von solchen Überlegungen wenig. Sagt: "Beim dritten Gegentreffer haben wir das einzige Mal im ganzen Spiel zu defensiv gedacht - und schon haben wir ein Tor bekommen."

Dennoch wolle er nicht einfach von einem "Hurra-Stil" sprechen, sondern er versuche auch, damit erfolgreich zu sein. Nagelsmann: "Und ich glaube, das bin ich auch ganz ordentlich. International nicht, das gebe ich zu - ein Sieg aus 13 Spielen ist mau - aber ich bin ja auch erst 31. Ich verspreche, das wird noch anders."

Champions-League-K.o. hin oder her - an Selbstvertrauen mangelt es Julian Nagelsmann nach zweieinhalb Jahren Hoffenheim immer noch nicht.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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