Erlösender Torjubel: Hoffenheims Havard Nordtveit (links) und Steven Zuber (rechts) gratulieren Andrej Kramaric. Foto: apf
Von Joachim Klaehn
Sinsheim. Es sollte ein hartes Stück Arbeit sein, ehe am späten Freitagabend das 3:1 (1:1) der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hannover 96 feststand. "Hoffe" tat sich lange Zeit schwer damit, in der Favoritenrolle die Initiative ergreifen zu müssen. Ganz im Gegensatz zur Kontergala in Leipzig war der Dorfverein nun mit seiner Kreativabteilung gefordert. Außerdem erschwerten die verletzungsbedingten Ausfälle von Serge Gnabry (19.) und Kerem Demirbay (68.) das Unterfangen, Ball und Gegner permanent zu dominieren.
"Sie sind unter André Breitenreiter taktisch unheimlich flexibel geworden", hatte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann im Vorfeld vor dem Tabellen-Dreizehnten gewarnt und dennoch voller Zuversicht geäußert: "Ich bin froh, dass wir im Flow sind. Das soll auch so bleiben."
Durch den 14. Saisonerfolg vor 26.452 Zuschauern kletterte Hoffenheim erst einmal auf Tabellenrang vier, der heuer die direkte Champions League-Qualifikation bedeutet, und schob sich im letzten Freitagabend-Spiel dieser Saison vor Bayer Leverkusen.
TSG 1899 Hoffenheim - Hannover 96 - Die FotogalerieZwei Veränderungen gab es gegenüber dem 5:2-Auswärtssieg bei Rasen Ballsport Leipzig: Havard Nordtveit und Kerem Demirbay rückten für Benjamin Hübner (Oberschenkelverletzung) und Florian Grillitsch (gelb-gesperrt) in die Stammformation. Die Hoffenheimer machten vom Anpfiff weg ordentlich Dampf. Andrej Kramaric (6. Minute) und Demirbay (10.) hatten bereits Gelegenheiten, dann begünstigte ein Fehlpass des Senegalesen Salif Sané die TSG-Führung. Serge Gnabry fing Sanés verunglückten Rückpass ab, legte quer auf Kramaric ab, der den Ball zum 1:0 (16.) nur noch über die Linie zu schieben brauchte.
Leider bezahlten die Hausherren einen hohen Preis für diese Szene: Serge Gnabry fasste sich sofort an den Oberschenkel und musste frühzeitig ausgewechselt werden. Wenig später wirkte die Defensive der Kraichgauer konfus, obgleich sie auf der rechten Außenbahn in Überzahl war. Doch Pirmin Schwegler schlich sich geschickt davon, die Blauen verloren den Schweizer aus den Augen, dieser bediente über die Grundlinie Kenan Karaman, und schon stand es durch die Co-Produktion der beiden Ex-Hoffenheimer 1:1 (24.).
Danach fehlte es den "Nagelsmännern" an zündenden Ideen, Präzision und Durchschlagskraft, sie schafften es bis zur Pause nicht mehr, ernsthafte Torgefahr auszustrahlen. Die Niedersachsen, mit 13 Punkten keine Auswärtsmacht, hielten unterdessen ordentlich dagegen und hätten beinahe durch Karaman (34.) ein zweites Mal zugeschlagen.
Julian Nagelsmann war spürbar unzufrieden gewesen mit dem Positionsspiel seiner Schützlinge, die mit frischem Elan aus der Kabine kamen. Nach einer Ecke von Demirbay nahm Kramaric den Ball volley und drosch ihn mit voller Wucht in die Maschen (2:1/50.). Ein Kunstschuss.
Wo landet die TSG Hoffenheim am Saisonende?
Die Hoffenheimer Anhänger mussten noch ein wenig zittern. Hannover war näher am 2:2 als die Gastgeber am 3:1, dem sie sich durch Nadiem Amiri und Adam Szalai (84.) bis auf wenige Zentimeter annäherten. Für die Abrundung des kniffligen Matches war dann erneut Kramaric zuständig, der mit einem gefühlvollen Heber per rechtem Außenrist zum 3:1-Endstand (86.) vollendete, zugleich der zwölfte Saisontreffer des quirligen, gestern überragenden Kroaten.
Unterm Strich war es wegen der Verletzungen von Gnabry und Demirbay ein teuer erkaufter Heimtriumph, der Hoffenheim vor den beiden "Endspielen" beim VfB Stuttgart und zu Hause gegen Borussia Dortmund alle Möglichkeiten lässt. Gesellschafter Dietmar Hopp sagte im Stadionbauch nur: "Ein wichtiger Sieg!" Na denn.
Hoffenheim: Baumann, Akpoguma, Vogt, Nordtveit, Kaderabek, Schulz, Demirbay (68. Bicakcic), Amiri, Uth (62. Szalai), Gnabry (19. Zuber), Kramaric.
Hannover: Tschauner, Korb (55. Bebou), Hübers, S. Sané, Elez (67. Fossum), Bakalorz (80. Harnik), Schwegler, Sorg, Albornoz, Karaman, Füllkrug.
Schiedsrichter: Ittrich (Hamburg); Zuschauer: 26.452 ; Tore: 1:0 Kramaric (16.), 1:1 Karaman (24.), 2:1, 3:1 Kramaric (50., 86.).