1899 Hoffenheim

Die Suche Schreuders nach den passenden Puzzleteilchen

Das bizarre Spiel zeigt: Noch hat die personell veränderte TSG reichlich Luft nach oben

24.08.2019 UPDATE: 26.08.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden

Arme hoch: TSG-Cheftrainer Alfred Schreuder unmittelbar nach dem Abpfiff. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Manchmal können Fußballspiele einen bizarren Verlauf nehmen. Das Duell zwischen der TSG Hoffenheim und Werder Bremen hielt über weite Strecken nicht das, was es versprach. Das beiderseitige Niveau war recht überschaubar, die Partie lebte hauptsächlich von Fehlern - und "Hoffe" leistete sich beim 3:2 eben einen weniger als die Elf vom Osterdeich. "Die Moral meiner Mannschaft war unglaublich", lobte Alfred Schreuder sein Kollektiv nach seinem ersten Sieg als Bundesliga-Cheftrainer.

Dem Niederländer war freilich nicht entgangen, dass in vielen Teilbereichen noch gewaltig der Schuh drückt. Aus dem Spiel heraus kreierten die Hoffenheimer - wie bereits vor Wochenfrist beim 0:1 gegen Eintracht Frankfurt - erschreckend wenig Torchancen. "Im letzten Drittel müssen wir zwingender werden", sagte Kapitän Kevin Vogt. Und Ermin "Eisenschädel" Bicakcic stimmte seinem Teamkollegen zu: "Uns hat die Durchschlagskraft gefehlt. Deshalb bin ich froh und glücklich über die drei Punkte."

Die Hausherren taten sich vor 27.333 Besuchern im Sinsheimer Stadion schwer. Es mangelte an Zugriff, Dynamik und Ideenreichtum gegen die massive Fünferkette der Hansestädter. Gerade auch bei den eingesetzten vier Neuzugängen Konstantinos Stafylidis (FC Augsburg), Sebastian Rudy (Schalke 04), Robert Skov (FC Kopenhagen) und Ihlas Bebou (Hannover 96) waren Abstimmungs- und Eingewöhnungsprobleme aus unterschiedlichen Gründen unübersehbar.

"Stafy" rackerte zwar nach Leibeskräften, doch der Grieche interpretiert seine Rolle defensiver als dies ein Nico Schulz getan hat. Als kompromissloser Zweikämpfer zählt es nicht zu seinen ureigenen Stärken, Alarm über die linke Außenbahn zu machen.

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Rückkehrer Sebastian Rudy, gegen Bremen gemeinsam mit Dennis Geiger auf der Doppelsechs agierend, prägte erst nach dem Seitenwechsel das Geschehen, nachdem er von Schreuder weiter nach vorne beordert wurde. Bei Schalke 04 stand der Schwarzwälder in der vergangenen Saison 17 Mal in der Startelf, nachvollziehbar, dass beim Regisseur noch das Selbstverständnis fehlt.

Der talentierte Däne Robert Skov, im spanischen Marbella geboren, muss sich ebenfalls umstellen. In der Superligaen schoss er zuletzt Tore (30) wie am Fließband. Auf Bundesliga-Ebene ist ein Knipser-Dasein ungleich schwieriger. Der starke Linksfuß sollte an physischer Präsenz zulegen, das technische Rüstzeug zu Großtaten vor dem gegnerischen Kasten hat Skov unbestritten, wie er am Samstag mit einem satten Flachschuss (66.) gegen Jiri Pavlenka andeutete.

Dass der Deutsch-Togolese Ihlas Bebou über die Außen- und Halbraumpositionen mehr Power und Tempo entwickeln kann, weiß auch Schreuder. Als Zentralstürmer wirkte er leicht verunsichert, dennoch gelang ihm das zwischenzeitliche 2:1 mit wilder Entschlossenheit. "Das Tor ist ein super Gefühl", so der bescheidene Flügelflitzer.

Offensichtlich wurde am Samstag, dass Stammkräfte wie Andrej Kramaric, Ishak Belfodil, Florian Grillitsch und Benjamin Hübner in einem noch wackligen TSG-Gefüge unverzichtbar sind. Und schließlich steht mit Diadie Samassékou (RB Salzburg) der Rekordtransfer seit kurzem zur Verfügung. Im Mittelfeld hat Alfred Schreuder ein Überangebot an Profis mit berechtigten Ansprüchen.

Die Suche nach den passenden Puzzleteilchen ist in vollem Gange. "Wir haben Potenzial und Luft nach oben", so Schreuder optimistisch. Der erste Dreier hilft der TSG in ihrem Findungsprozess.

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