TSG Hoffenheim

Bicakcic erleidet Kreuzbandriss gegen den FC Bayern (Update/Fotogalerie)

In einer hochklassigen Bundesligapartie schlägt Hoffenheim den FC Bayern München verdient mit 4:1 und steht damit an der Tabellenspitze.

27.09.2020 UPDATE: 29.09.2020 19:27 Uhr 6 Minuten, 41 Sekunden
Münchens Thomas Müller (l) und Hoffenheims Ermin Bicakcic kämpfen um den Ball. Foto: Uwe Anspach/dpa

Sinsheim. (dpa) Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim muss für lange Zeit auf Innenverteidiger Ermin Bicakcic verzichten. Der 30 Jahre alte Bosnier erlitt beim 4:1 gegen den FC Bayern einen Riss des vorderen Kreuzbandes sowie einen Innenmeniskusriss, wie die TSG am Dienstagabend nach einer Arthroskopie mitteilte. "Das ist unglaublich traurig", befand Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen. Bicakcic sei zuletzt "in einer herausragenden Verfassung" gewesen. In den beiden bisherigen Bundesliga-Spielen in Köln (3:2) und gegen Bayern stand der Routinier jeweils in der Startelf des Teams von Trainer Sebastian Hoeneß.

Zur möglichen Ausfallzeit von Bicakcic machte die TSG keine Angaben. "Wir werden bei den anstehenden Aufgaben auch für Ermin fighten und selbstverständlich werden wir ihn mit allen Mitteln unterstützen, sodass er so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen kann", fügte Rosen an.

Update: Dienstag, 29. September 2020, 19.27 Uhr


Von Achim Wittich

Sinsheim. Sebastian Hoeneß gibt sich in seiner Anfangszeit als Trainer der TSG Hoffenheim zurückhaltend, haut nicht wie Vor-Vorgänger Julian Nagelsmann allzu gerne mal einen Spruch raus. Nach dem grandiosen 4:1-Triumph über die also doch besiegbaren Bayern musste er aber einfach seine Helden überschwänglich loben. "Es war eine saustarke Mannschaftsleistung", freute sich der 38-Jährige über seine famosen Profis, die die Überflieger hart auf dem Boden der Fußball-Realität landen ließen.

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Diese Flugeinlage gefällt auch der jungen Dame: Stefan Posch wirft sich nach dem 3:1 durch Andrej Kramaric auf seine am Boden jubelnden Kollegen. Foto: APF

Manuel Neuer, Thomas Müller und all die anderen aus dem Starensemble mussten erkennen, dass sie eine Mannschaft vom Format der Hoffenheimer nur in guter körperlicher Verfassung und mit der nötigen Konzentration in Schach halten können. Das genau war an diesem letzten September-Sonntag 2020 in Sinsheim nicht der Fall und deswegen ging der Kraichgau-Express selbst in dieser Höhe nicht unverdient als Gewinner vom Rasen. Müller fand es nur "verständlich", dass es nach 32 unbesiegten Spielen irgendwann wieder eine Pleite gesetzt hatte und versprach für das nationale Supercup-Duell gegen Borussia Dortmund am Mittwoch (20.30 Uhr): "Da sind wir wieder da."

Die augenscheinliche Müdigkeit der termingeplagten Profis von Trainer Hansi Flick interessierte die freudetrunkenen Hoffenheimer herzlich wenig. Sie hatten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass mit ihnen in dieser Saison zu rechnen ist. "Es war ein perfektes Spiel", jubelte Doppeltorschütze Andrej Kramaric.

Glänzend eingestellt vom Coach nutzte "Hoffe"gnadenlos die Fehler der ansonsten so kombinationssicheren Münchner aus und ließ sich auch nicht vom zwischenzeitlichen 2:1-Anschlusstreffer durch Joshua Kimmich aus dem Konzept bringen.

Hoeneß kann auf einen Kader setzen, der eingespielt ist und bei dem die Automatismen greifen. Mit Leih-Rückkehrer Kevin Vogt in dieser Verfassung hat die Mannschaft wieder einen wichtigen Mosaikstein für eine stabile defensive Grundformation zurückerhalten. Diesmal konnte sogar der Ausfall des Vogts Nachfolger als Kapitän, Benjamin Hübner, problemlos kompensiert werden.

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Gute Nacht, Quadruplesiegerbesieger! (hoffentlich ist das richtig geschrieben 🥴) #tsgfcb #bundesliga #tsg

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Schade nur, dass Ermin Bicakcic nach seinem Führungstreffer vom Himmel in die Hölle stürzte und verletzt vom Platz geführt werden musste. Eine genaue Diagnose und Ausfallzeit des unermüdlichen Kämpfers gab es am Montagnachmittag noch nicht.

Bei all dem Jubel tut Hoeneß jedoch gut daran, aufs Bremspedal zu treten. "Dass wir Tabellenführer sind, bedeutet mir nichts. Wir wollen diesen Erfolg in Frankfurt veredeln", sagte der Mann mit dem polarisierenden Namen. Auch er hat natürlich mitbekommen, dass die TSG in der Vorsaison jederzeit in der Lage gewesen ist, den Großen der Branche den Hintern zu versohlen. In München gab es just zur Oktoberfestzeit des vergangenen Jahres einen 2:1-Erfolg und in der heimischen Arena wurde Borussia Dortmund mit 2:1 bezwungen. Doch d

urch viel zu viele Patzer gegen vermeintlich unterlegene Konkurrenz machte es sich 1899 dann aber zwischenzeitlich selbst schwer, um letztlich noch auf den sechsten Rang zu springen und damit in der Europa League vertreten zu sein.

Ohne nennenswerte Veränderungen und vor allen Dingen mit einem verletzungsfreien Andrej Kramaric scheint das Team nun vor ähnlichen Rückschlägen besser gefeit zu sein. Bezeichnend: Schon beim Auftakt in Köln ließen sich die Hoffenheimer trotz einer schwachen zweiten Halbzeit nicht beirren – und Kramaric versetzte den Geißböcken in der Nachspielzeit den späten K.o.

Torwart Oliver Baumann gibt unumwunden zu, dass der Coup gegen die Quadruple-Gewinner einen enormen Schub fürs Selbstvertrauen bedeutet, warnt aber zugleich: "Wir müssen auf dem Boden bleiben." Gelingt das, dürfen hoffentlich irgendwann wieder mehr als 6030 Fans noch viele Sternstunden feiern.

Update: Montag, 28. September 2020, 17.36 Uhr


Sinsheim. (pami/dpa) Der FC Bayern München ist doch noch zu schlagen. Nur gut 60 Stunden nach dem siegreichen europäischen Supercup-Finale kassierten die Münchner am Sonntag mit dem 1:4 (1:2) bei der TSG 1899 Hoffenheim die erste Pflichtspiel-Niederlage im Jahr 2020. Zuletzt hatte der Rekordmeister in der Bundesliga am 7. Dezember mit 1:2 in Mönchengladbach verloren. Für Hoffenheims neuen Trainer Sebastian Hoeneß, den Neffen von Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß, war die Überraschung am Sonntag ein besonderer Triumph.

Der 38-Jährige hatte vergangene Saison noch den FC Bayern II zur Drittliga-Meisterschaft geführt. Ermin Bicakcic (16. Minute) und Munas Dabbur (24.) brachten die Kraichgauer in Führung. 6030 Zuschauer im Sinsheimer Stadion sahen dann den Anschlusstreffer von Joshua Kimmich (36.). Der überragende Andrej Kramaric (77.) erhöhte auf 3:1, eher er per Foulelfmeter (90.+2) auch den 4:1-Endstand markierte. Für ihn war es der neunte Treffer in den letzten drei Bundesliga-Spielen.

Drei Tage vor dem deutschen Supercup-Endspiel gegen Borussia Dortmund blieben die Münchner matt und ohne Ideen im Angriff. Zuvor war der Meister und Champions-League-Sieger 21 Spiele in Serie ungeschlagen. Die Bayern verpassten mit diesem Dämpfer auch einen Liga-Rekord von saisonübergreifenden elf Auswärtssiegen. Seinen etwas angeschlagenen Torjäger Robert Lewandowski und Nationalspieler Leon Goretzka hatte Chefcoach Hansi Flick bis zur 57. Minute geschont.

Nach einer etwas pomadigen, aber überlegenen Anfangsphase der Münchner nutzte die TSG ihre ersten beiden Chancen eiskalt: Bicakcic köpfte nach einer Ecke das 1:0, Dabbur düpierte nach einem Patzer von Benjamin Pavard Nationalkeeper Manuel Neuer mit einem Heber. Da nahm Flick auf der Bank erstmal einen kräftigen Schluck auf der Wasserflasche.

Die Bayern-Abwehr ließ den Hoffenheimern weiterhin ungeahnte Schlupflöcher: So hatte Christoph Baumgartner nach einer knappen halben Stunde schon das 3:0 auf dem Fuß, der Ball ging aber drüber. Von Lewandowski-Vertreter Joshua Zirkzee war bis dahin nichts zu sehen. Dabei musste die TSG auf ihren Kapitän und Abwehrchef Benjamin Hübner verzichten, zudem humpelte Bicakcic noch vor der Pause verletzt raus.

Kimmich gelang zwar das 1:2, doch Christoph Baumgartner und Andrej Kramaric vergaben vor der Pause weitere dicke Chancen für die TSG. Nach dem Wiederanpfiff verpasste Dabbur gleich zweimal das 3:1. In der zunehmend hektischen Partie rieben sich die Münchner in Zweikämpfen auf. Hoffenheims Torwart Oliver Baumann hatte in seinem 200. Bundesliga-Spiel weitaus weniger zu tun als sein Gegenüber Neuer.

Die eingewechselten Lewandowski und Goretzka blieben ebenfalls weitgehend unauffällig, während Hoffenheim weiter munter seine Chancen suchte. In der Schlussphase kam noch Kingsley Coman, der seine häusliche Quarantäne wegen eines Corona-Falles in seinem privaten Umfeld beendet hatte. Aber auch der Flügelspieler konnte nicht mehr für die Wende sorgen.

Die Hoffenheimer holten damit gegen den FC Bayern 13 Punkte seit 2016/2017 (vier Siege, ein Unentschieden, vier Niederlagen) - so viele wie keine andere Mannschaft.

So spielte die TSG:

Baumann, Posch, Vogt, Bicakcic (39. Skov), Akpoguma, Samassekou, Kaderabek, Baumgartner (58. Gacinovic), Geiger (59. Bebou), Dabbur (80. Grillitsch), Kramaric

Update: Sonntag, 27. September 2020, 22.30 Uhr


Stimmen zum Spiel:

> Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß: "Wir wollten direkt sehr mutig und offensiv agieren. Aber wir sind nicht gut reingekommen. Wir haben uns dann sehr gut reingekämpft und gehen auch 2:0 in Führung. Leider kam dann etwas aus dem Nichts der Anschlusstreffer. Die Mannschaft hat unglaublich darauf reagiert. Das war nicht einfach. Wir sind stark hinter die Kette gekommen und haben aus so einer Situation auch das 3:1 erzielt. Wir sind heute unglaublich happy. Es war eine saustarke Mannschaftsleistung. Der Sieg zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass wir Tabellenführer sind, bedeutet mir nichts. Wir wollen diesen Erfolg nächste Woche in Frankfurt veredeln."

> Hoffenheims Kapitän Oliver Baumann: "Wir haben sehr wenig zugelassen, haben sehr gute Konter gefahren. Wir haben als Truppe und Gemeinschaft einen großen Kampf hingelegt. Deswegen haben wir gewonnen. Ich hatte die Gewissheit, dass wir gewinnen erst nach dem Elfmeter zum 4:1 in der Nachspielzeit. Man muss es durchziehen über 90 Minuten. Es war eine sehr gute Leistung. Wir sind von Anfang an gut ins Spiel gekommen. Ein großes Lob an die Mannschaft. Natürlich steigert so ein Sieg das Selbstvertrauen. Wir freuen uns, aber müssen auch auf dem Boden bleiben. Das war heute auch ein Sieg für Peter Hofmann und seine Familie. Ich hoffe, dass es Ermin gut geht und er nichts Schlimmes hat."

> Hoffenheims doppelter Torschütze Kramaric: "Es war ein perfektes Spiel. Das passiert nicht oft, die beste Mannschaft der Welt zu schlagen. Sicherlich waren die Bayern heute ein bisschen müde, aber wir haben die Chance genutzt und uns sehr gut vorbereitet, indem wir die ganze Woche hundertprozentig trainiert haben. Wir sind sehr glücklich über die tolle Vorstellung, die wir abgeliefert haben. Unser Trainer hat uns genau richtig eingestellt und wir waren total fokussiert auf das Spiel. Wir haben gezeigt, dass wir auch gegen die Besten der Welt mithalten können."

> Hoffenheims Manager Alexander Rosen: "Das war eine ganz starke Leistung unserer Mannschaft. Wir haben völlig verdient 4:1 gewonnen, auch wenn man berücksichtigen muss, dass die Bayern am Donnerstag 120 Minuten im Supercup in Budapest spielen mussten und dazu die Reisestrapazen hatten. Aber über allem steht, dass wir eine herausragende Leistung gebracht haben und in der Verteidigungsarbeit, aber auch im Spiel mit dem Ball sehr klug und sehr zielstrebig waren. Und wir hatten noch viel mehr Chancen, am Ende sind es ja nur vier Tore gewesen. Auch wenn die Bayern ein sehr schwieriges Spiel hatten, liegt es an unserer Mannschaft diese Belastung des Gegners sofort spüren zu lassen. Das haben wir heute ab der ersten Minute gemacht."

> Hoffenheims Kevin Vogt: "Wir haben einen sehr guten Tag erwischt. Sowohl defensiv als auch offensiv. Man hat den Bayern angemerkt, dass sie die 120 Minuten vom Donnerstag in den Knochen hatten. Wir haben das aber auch richtig gut ausgenutzt. Bei uns war wichtig, was uns der Trainer mitgegeben hat, immer wieder mal den Rhythmus zu wechseln. Die Kunst war es, tief verteidigen zu müssen, aber nicht passiv zu werden, aber trotzdem aggressiv nach vorne bleibst. Es ist am Ende ein sehr, sehr schöner Tag. Wir hatten keinerlei Angst vor dem Gegner."

> Bayerns Trainer Hansi Flick: "Ich muss ein Riesenkompliment an Hoffenheim aussprechen. Sie haben eine sehr starke Leistung gezeigt und waren sehr gut eingestellt. Wir hatten wenige Möglichkeiten. Ich schiebe das nicht alles auf die Müdigkeit. Wir haben zwar das Spiel in der ersten Hälfte bestimmt, aber konnten uns nicht so viele Chancen herausspielen. Ich kann meiner Mannschaft was Einsatz und Wille angeht, nichts vorwerfen. Wir waren nicht so konsequent wie sonst, aber haken dieses Spiel jetzt ab."

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