TSG 1899 Hoffenheim

Nagelsmann könnte erfolgreichster Hoffenheim-Coach werden

Zuletzt war die Ausbeute der Elf eher dürftig ausgefallen

02.03.2018 UPDATE: 02.03.2018 08:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden

Im ständigen Austausch: Kapitän Kevin Vogt (l.) und Trainer Julian Nagelsmann. Archivbild: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Beinahe wäre es wieder so weit gewesen und Julian Nagelsmann hätte die Bundesligaschlagzeile des Tages geliefert. "Grundsätzlich habe ich schon vor weiterzumachen", sagte der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim am gestrigen Donnerstagvormittag im Rahmen der Pressekonferenz zum Bundesligaspiel am Samstag beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky). Rücktrittsgedanken hege er noch keine, versicherte der 30-Jährige, als er gefragt wurde, wie er auf die zuletzt dürftige Punktausbeute seiner Elf reagieren wolle: weitermachen wie bisher oder etwas in der täglichen Arbeit ändern? "Das war jetzt wieder Ironie", stellte Nagelsmann sicherheitshalber noch mal klar, dass er die Frage durchaus richtig verstanden hatte.

Ein Neuanfang ...

Weitermachen. Das ist dennoch ein gutes Stichwort für die TSG im Frühjahr 2018, für das Team, das in der Rückrundentabelle nur auf Platz 17 rangiert. Denn man kann durchaus von einem kleinen Neustart sprechen, den die TSG 1899 Hoffenheim da in dieser Woche vollzogen hat: Am Montag wurde verkündet, was schon lange zuvor erwartet worden war. Hansi Flick räumte seinen Posten als Geschäftsführer Sport (Nagelsmann: "Es ist alles dazu gesagt, das wird für uns auf gar keinen Fall ein Alibi sein"). Am Dienstag trafen sich Trainer, Manager Alexander Rosen und Stadionsprecher Mike Diehl mit ausgewählten Fanvertretern, um die Dissonanzen aufzuarbeiten, die nach der vergangenen Partie gegen den SC Freiburg (1:1) geherrscht hatten.

Nach Pfiffen von den Rängen entschieden sich Kapitän Kevin Vogt und Co. auf den obligatorischen Gang in die Kurve zu verzichten - und Nagelsmann räumte offen ein, man hätte sich mehr Unterstützung erhofft. Nun habe er den Fans im kleinen Kreis noch einmal verdeutlicht, dass er dies nicht als generelle Kritik verstanden wissen wolle. Und auch den Gang in die Kurve wolle man künftig natürlich nicht mehr ausfallen lassen. Nagelsmann: "Da müssen wir uns als Team auch ein bisschen an die eigene Nase fassen."

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Und zu guter Letzt stand am Mittwoch auch noch eine Zusammenkunft mit Videoanalyst Benjamin Glück auf dem Programm. Bei einer Maracuja-Schorle in den Sinsheimer Thermen habe Nagelsmann seinem Assistenten erklärt, was er in den nächsten Wochen alles ändern wolle. "Auf gar keinen Fall im taktischen Bereich, vielleicht personell, aber am ehesten psychologisch" wolle er ein paar neue Reize setzen, Nuancen anpassen, um wieder in den "Ergebnisflow" zu kommen.

Wie wichtig die mentale Komponente im Profifußball ist, führt vor allem Stürmer Andrej Kramaric Woche für Woche den Beobachtern vor Augen. Wollte zu Saisonbeginn überhaupt nichts gelingen, trifft der 26-Jährige inzwischen wieder nach Belieben, knipste fünfmal in vier Spielen. "Das ist im Fußball ja immer so", sagte Nagelsmann: "Wenn ein Stürmer dann mal wieder trifft, dann läuft es auch wieder." Ganz bewusst habe der Trainer seinen Torjäger auch mal zwei, drei Wochen komplett in Ruhe gelassen, damit sich die Torflaute nicht noch weiter in den Kopf einbrennen konnte. Ein paar Gespräche mit Co-Trainer Pellegrino Matarazzo - und vor allem eben ein Erfolgserlebnis - ließen den Knoten beim Kroaten platzen, glaubt Nagelsmann.

... auf drei Ebenen

Nicht ganz so glücklich agierte in den letzten Wochen auch Kapitän Kevin Vogt. Auf Schalke spielte er einen Fehlpass mit fatalen Folgen, gegen Freiburg verschuldete er einen Elfmeter. "Er hat uns bislang mehr Punkte gebracht als gekostet", sagte Nagelsmann. Der Innenverteidiger nehme generell viel Risiko. "Und wer viel Risiko nimmt, fällt auch mal auf die Schnauze." Eine psychologische Intensivbetreuung habe der 26-Jährige deswegen aber nicht gebraucht. Nagelsmann: "Ich spreche generell viel mit Kevin, er ist immer ein wichtiger Ansprechpartner."

Dennoch: Soll es gegen den punktgleichen Tabellennachbarn - "Hoffe" reist als Achter zum Neunten in die Fuggerstadt - auch ergebnistechnisch einen Neustart geben, braucht die TSG ihren Spielführer in Topform. Nagelsmann erwartet eine körperliche, kampfbetonte Partie gegen einen "emotional in verschiedenen Höhen verteidigenden Gegner, der das Mittelfeld immer relativ schnell überbrückt und mit Philipp Max einen starken Vorbereiter auf dem Flügel hat".

Für den jungen Trainer könnte es am Samstag für einen kleinen Meilenstein reichen: Mit einem Dreier, es wäre Nagelsmanns 32. Sieg im 73. Spiel als TSG-Trainer, würde er mit Aufstiegstrainer Ralf Rangnick gleichziehen. Der hatte dafür zwölf Spiele mehr gebraucht.

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