TSG 1899 Hoffenheim

Nach dem Hilfsfonds gibt's jetzt "Fans helfen Fans"

Offiziell ausgesetzt ist der Spielbetrieb in der Bundesliga bis zum 2. April. Höchstwahrscheinlich wird es aber wohl für einen längeren Zeitraum keine Spiele geben.

23.03.2020 UPDATE: 23.03.2020 19:12 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Wir schaffen das – gemeinsam: Die TSG-Profis mit ihren treuen Fans im Rücken. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Heidelberg/Zuzenhausen. Der Trainingsbetrieb ruht, die Kommunikation lebt mehr denn je – Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim bleibt in der Corona-Krise rührig, wenngleich es wie für alle anderen Fußballklubs eine Reise ins Ungewisse ist und erst einmal bleibt. Am Montag veröffentlichten die Kraichgauer zwei Offene Briefe auf ihrer Internetseite. Einen der Geschäftsführung in Sachen "Corona-Hilfsfonds", zudem einen der TSG-Fanbetreuung, den der leitende Fanbetreuer Carsten Lindwurm gemeinsam mit seinem Team an alle Fans und Fanklubs der Blau-Weißen richtete. Pragmatische, verschiedene Hilfestellungen soll die Initiative "Fans helfen Fans" leisten, um den Alltag derjenigen Menschen zu erleichtern, die zur epidemologischen Risikogruppe gehören.

"In dieser sehr ungewöhnlichen Zeit wollen wir mit Euch ein Zeichen setzen! Gemeinsam möchten wir Fans unterstützen, die unter Quarantäne stehen und/oder ihren Alltag nicht mehr selbstständig bewältigen können und auf fremde Hilfe angewiesen sind. Diese Aktion soll auch unseren Zusammenhalt innerhalb der Fanszene stärken und unsere Solidarität mit denen zum Ausdruck bringen, die unsere Hilfe jetzt benötigen", schreibt die Fanbetreuung mit Fingerspitzengefühl und Herzblut.

Ob Einkäufe von Lebensmitteln, Spaziergänge mit Hunden oder Kontaktvermittlung – "Hoffe"-Anhänger, darunter auch die Ultras namens Crescendo Hohenlohe, möchten sich gegenseitig unbürokratisch und effizient entlasten.

Derweil sind auch die beiden Geschäftsführer, Dr. Peter Görlich und Frank Briel, sehr präsent. In einer denkwürdigen Pressekonferenz richtete das Gespann am 12. März einen flammenden Appell an die eigene Anhängerschar ("Kommt bitte nicht zum Stadion"). Das war unmittelbar vor dem Geisterspiel gegen Hertha BSC Berlin, das wie alle Partien des 26. Spieltages dann vernünftigerweise nicht stattfand. Im Augenblick ist es nicht darstell- und vorstellbar, dass die Liga angesichts der bundesweiten Maßnahme einer Kontaktsperre und der immensen Wucht und Dynamik des Coronavirus in der 57. Spielzeit noch einmal loslegt. Wie auch? Während einer Pandemie kann sich keine Branche in den "Elfenbeinturm" zurückziehen.

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Görlich und Briel wendeten sich nunmehr in einem persönlichen, empathischen Schreiben an Fans, Sponsoren, Partner und Gönner. "Die Resonanz auf unseren Hilfsfonds war überwältigend", zogen die beiden Geschäftsführer ein positives Zwischenfazit. Viele der TSG-Weggefährten hätten "unmittelbar angeboten, zu spenden oder auf mögliche Dauerkarten-Kompensationszahlungen zu verzichten". Und weiter über die Ausgestaltung des "Corona-Hilfsfonds": "Die Rückmeldungen, die Welle des Zuspruchs und die bereits eingegangenen Anfragen nach Unterstützung sind für uns selbstverständlich Verpflichtung, gewissenhaft die angekündigte Hilfe vorzubereiten und umzusetzen."

Im kicker-Interview (Montagausgabe) äußerte sich TSG-Kapitän Benjamin Hübner. Laut Dietmar Hopp nicht nur auf dem Rasen eine Leitfigur. "Benny ist ein sehr kluger, reflektierter Mann, der weit über den Tellerrand hinausblickt", sagte Mehrheitseigner Hopp gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Hübner selbst, dessen Bruder Florian bei Union Berlin unter Vertrag steht und dessen Vater Bruno als Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt fungiert, vertraut dem Prinzip Hoffnung. "Wir müssen diese Saison beenden, wenn es irgendwie geht", meinte der 30-Jährige Vollblutkicker. Es gehe nicht um die Spieler, sondern primär um die "die Gesundheit aller". Hübner nachdenklich: "Unter einem Abbruch würden sehr viele Vereine und Menschen enorm leiden. Das sollte wirklich das letzte Mittel sein."

Vorerst bleibt jedoch die hochgradige Planungsunsicherheit. Und das "Kap" der guten Hoffnung – im Wettlauf mit der Zeit gegen das Corona-Virus.

Info: Informationen, Fragen, Anregungen und Anträge zum TSG-Hilfsfonds unter: corona-hilfe@achtzehn99.de – Kontakt zur vielseitigen Initiative "Fans helfen Fans" unter fanbetreuung@achtzehn99.de

Update: Montag 23. März 2020, 19.09 Uhr


Zuzenhausen. (dpa) Kapitän Benjamin Hübner von der TSG 1899 Hoffenheim hat "wirklich" die Hoffnung, dass die Bundesliga-Saison zu Ende gespielt wird. "Wir müssen diese Saison beenden, wenn es irgendwie geht", sagte der 30-Jährige in einem "Kicker"-Interview (Montag). "Natürlich spielen wir alle am liebsten in vollen Stadien, aber es geht dann nicht um uns Spieler." In erster Linie gehe es aber um die Gesundheit aller, das habe oberste Priorität.

"Unter einem Abbruch würden sehr viele Vereine und Menschen enorm leiden. Das sollte wirklich das letzte Mittel sein", sagte Hübner weiter. Sein Bruder Florian spielt bei Union Berlin, sein Vater Bruno ist Sportdirektor bei Eintracht Frankfurt.

Offiziell ausgesetzt ist der Spielbetrieb in der Bundesliga bis zum 2. April. Höchstwahrscheinlich wird es aber wohl für einen längeren Zeitraum keine Spiele geben. Einige Virologen rechnen sogar damit, dass es bis zum Jahresende keinen regulären Sportbetrieb mit Zuschauern gibt. Das Präsidium der Deutschen Fußball Liga will an diesem Dienstag beraten.

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