Nachrufe auf Peter Hofmann

TSG-Familie hat ihren Mittelpunkt verloren

Der Mann mit dem tiefblauen Herz ist tot. Der Fußball-Bundesligist trauert, bei den Fans herrscht Bestürzung.

06.09.2020 UPDATE: 07.09.2020 06:00 Uhr 5 Minuten, 13 Sekunden
Lächelnd, freundlich – so kannten die Verantwortlichen und Fans der TSG 1899 Hoffenheim Peter Hofmann. Am Freitag ist der Präsident nach schwerer Krankheit gestorben. Foto: Lörz

Von Christian Laier

Sinsheim. Peter Hofmann ist tot. Diese traurige Nachricht hat sich am vergangenen Wochenende in Windeseile verbreitet. Er wurde nur 61 Jahre alt. Am Freitag starb der langjährige Präsident der TSG Hoffenheim an den Folgen einer schweren Krankheit.

Beim Regionalliga-Heimspiel des U23-Teams der TSG am Samstag im Hoffenheimer Dietmar-Hopp-Stadion waren Mitglieder und Fans der TSG zutiefst betroffen und traurig, dass Hofmann, der dem Verein mehr als fünf Jahrzehnte angehörte, gestorben ist. Mit einer Gedenkminute gedachten die Spieler und Zuschauer dem Mann, der seit 1996 als erster Vorsitzender die Geschicke des Vereins lenkte und früher als aktiver Fußballer für die TSG am Ball war. Er begleitete den Klub in verschiedenen Funktionen von der "Kreisklasse A" bis in die Bundesliga und in die Champions League.

Hintergrund

Stimmen

> Dietmar Hopp, Gesellschafter der TSG 1899 Hoffenheim: "Ich bin zutiefst erschüttert über Peters Tod. Wir haben in Peter Hofmann einen Mann verloren, der die TSG wie kein anderer kannte und gelebt hat. Sein Wirken wird unvergessen bleiben. Wir werden ihn

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Stimmen

> Dietmar Hopp, Gesellschafter der TSG 1899 Hoffenheim: "Ich bin zutiefst erschüttert über Peters Tod. Wir haben in Peter Hofmann einen Mann verloren, der die TSG wie kein anderer kannte und gelebt hat. Sein Wirken wird unvergessen bleiben. Wir werden ihn sehr vermissen. Er wird uns bitter fehlen, als verbindende Instanz, hat er doch den TSG e.V. und die TSG Spielbetriebs-GmbH mit viel Leidenschaft zu einer Familie zusammengeführt. Seinem Andenken schulden wir es, die Zukunft in seinem Sinne zu meistern. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie."

> Heiko Walkenhorst, Vorsitzender des Hoffenheimer Akademiker-Fanclubs: "Es hätte keinen besseren Präsidenten für die TSG geben können. Ganz gleich, wie hoch die TSG auch stieg, er blieb bodenständig. Er war wohltuend immun gegen das Blendwerk Bundesliga."

> Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern München: "Die Bundesliga verliert eine große Persönlichkeit. Peter Hofmann war seinem Verein über fünf Jahrzehnte treu verbunden und hatte einen enormen Einfluss auf die Entwicklung des Klubs. Der Name Peter Hofmann wird immer mit der TSG 1899 Hoffenheim verbunden sein. Der deutsche Fußball wird ihn vermissen."

> Otto Mayer, Fan der TSG 1899 Hoffenheim: "Er war die gute Seele der TSG als sympathischer und authentischer Dorfverein. Ein großer Verlust. Aber solange wir an ihn denken, wird er weiterleben."

> Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München: "Peter Hofmann hat die TSG 1899 Hoffenheim auf ihrem langen Weg in die Bundesliga prägend begleitet. Unter seiner Führung wuchs der Verein von einigen hundert auf über 10.000 Mitglieder. Er war stets ein sehr angenehmer, fairer und verlässlicher Gesprächspartner. Wir alle sind in Trauer vereint mit den Angehörigen und seinem Herzensverein."

> Hansi Flick, Trainer des FC Bayern München und Ex-Coach der TSG Hoffenheim: "Peter Hofmann hatte immer ein offenes Ohr für jeden. Er war die TSG Hoffenheim. Aufgrund seiner Persönlichkeit wirkte er in diesem Verein enorm verbindend. Er ist ein guter Freund meiner Familie geworden. Wir sind eng mit der Familie verbunden und in Gedanken bei seinen Lieben." esc/cla

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"Es entsteht eine große Lücke im Verein", bedauert Fan-Urgestein Emil Vetter aus Sinsheim. "Peter war immer freundlich. Wenn man etwas gebraucht hat, war er da. Er hatte für die Mitglieder immer ein offenes Ohr", beschreibt Vetter die Eigenschaften des Mannes, der von den Mitgliedern achtmal in Folge als Vorsitzender bestätigt wurde. Hofmann habe sich immer für das Ehrenamt im Verein stark gemacht. "Peter war zurückhaltend und still. Er hat sich nie in den Vordergrund gedrängt", erinnert sich Vetter.

Zu Regionalliga-Zeiten kam es gelegentlich vor, dass Hofmann den Fans, die mit dem Fanbus eine weite Auswärtsfahrt angetreten hatten, einen Kasten Bier für die Rückfahrt in den Bus stellte. Unter seiner Führung wuchs die TSG Hoffenheim von einigen hundert auf mehr als 10.000 Mitglieder.

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"Ich kann über Peter Hofmann nur Positives berichten", sagt Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Ab und zu war er zusammen mit dem TSG-Vorsitzenden auf "Auswärtsfahrt". Viel Spaß hatten sie zusammen einmal bei einem Besuch des Kölner Stadions: "Wir beide haben einen Faschingsorden überreicht bekommen, auf dem die Wappen von Köln und Hoffenheim aufgedruckt waren. Wir haben sehr darüber gelacht", erinnert sich Albrecht. "Aber auch mit seiner Firma für Elektrotechnik hat er viel für die Stadt gemacht", betonte das Sinsheimer Stadtoberhaupt.

Obwohl Peter Hofmann der dienstälteste Präsident aller Fußball-Bundesligisten war, beschreiben ihn viele Fans als bescheidenen Menschen. "Es hätte keinen besseren Präsidenten für die TSG geben können. Ganz gleich, wie hoch die TSG auch stieg, er blieb bodenständig. Er war wohltuend immun gegen das Blendwerk Bundesliga", erzählt Heiko Walkenhorst, der Vorsitzende des Hoffenheimer Akademikerfanclubs. "Der Tod von Peter trifft uns hart. Unser Ehrenmitglied hat diese Welt viel zu früh verlassen", so Walkenhorst.

"Peter Hofmann war immer für andere da. Leider konnten wir ihm nicht helfen, seine schwere Krankheit zu besiegen", bedauert TSG-Mitglied Gerhard Rieser aus Waibstadt, der Hofmann auch persönlich kannte. "Er war die gute Seele der TSG als sympathischer und authentischer Dorfverein. Ein großer Verlust. Aber solange wir an ihn denken, wird er weiterleben", findet TSG-Fan Otto Mayer aus Heidelberg. "Die Nachricht vom viel zu frühen Tod Peter Hofmanns macht betroffen. Seine Präsidentschaft wird immer mit der unglaublichen Entwicklung und Geschichte der TSG Hoffenheim verbunden bleiben", sagt Waibstadts Bürgermeister Joachim Locher.

"Mein Wunsch ist es, noch einmal die Champions-League-Hymne im eigenen Stadion zu hören", sagte Hofmann vor einem Jahr im RNZ-Interview. Dieser Wunsch ging nun leider nicht mehr in Erfüllung. "Ich könnte mir ein Leben ohne Hoffenheim gar nicht vorstellen", war einer der prägenden Sätze des Familienvaters, der seine Ehefrau und einen Sohn hinterlässt.

Die "TSG-Familie" hat mit seinem Tod ihren Mittelpunkt verloren. Peter Hofmann wird vielen fehlen.


Von Eric Schmidt

Hoffenheim. Den kleinen Fußball hatte er nicht vergessen. Wenn Peter Hofmann montags die RNZ aufschlug, blätterte er bis zum Lokalsport vor. Das "Spiel des Tages" im Kreis Sinsheim, wenn der TSV Waldangelloch gegen den SV Reihen kickte und die SG 2000 Eschelbach gegen den FC Badenia Rohrbach, interessierte den Präsidenten der TSG 1899 Hoffenheim – besonders gut gefiel ihm, wenn er las, dass ein Torwart des FC Weiler in den Handschuhen von "Hoffe"-Keeper Oliver Baumann zum Matchwinner im Derby gegen den SV Hilsbach wurde. "Toll, dass Ihr über die kleinen Vereine schreibt. Macht weiter so", sagte er einmal zu uns, den Redakteuren.

Bodenständig. Mit der Region stark verwurzelt – so lernten die Fußballfans Peter Hofmann kennen. "PH" wusste, woher er kam. Dass er am Freitag im Alter von 61 starb, schmerzt und macht viele Menschen traurig. Der FC Zuzenhausen II spielte abends gerade das Kreisliga-Saisoneröffnungsspiel gegen die SG Kirchardt, als die Nachricht von seinem Tod die Runde machte. Ja, Hofmann war schwer krank. Und ja, es ging ihm nicht gut. Es glauben und wahrhaben, dass er seinen Kampf gegen den Krebs verloren hat, wollte niemand.

"Es ist klar, dass mein Herz tiefblau ist", sagte Peter Hofmann vor knapp einem Jahr im Interview mit der RNZ. Es war keine Übertreibung. Hofmann und "Hoffe" – das war eine Beziehung fürs Leben. Als Siebenjähriger, gegen den Willen der Mutter, begann der gebürtige Heidelberger mit dem Kicken in Hoffenheim. Dort, wo heute das Dietmar-Hopp-Stadion steht, auf dem sogenannten Ochsenkopf, der als einer der schlimmsten "Äcker" im Fußballkreis galt, machte der ABC-Schütze seine ersten Gehversuche. Hofmann übernahm die Rolle des Abräumers und Verteidigers. Er erledigte seine Sache so zuverlässig, dass er zwischenzeitlich auch mal höherklassig – für den SV Sinsheim und den FC Zuzenhausen – die Kickstiefel schnürte.

Peter Hofmann (Mitte) am Rande des Spiels gegen Borussia Dortmund mit Sinsheims Oberbürgermeister Jörg Albrecht (r.) und Mäzen Dietmar Hopp. Foto: Siegfried Lörz

Seinen größten Erfolg feierte er viele Jahre später abseits des Platzes – als Präsident. Es war ein Heimsieg: der Bau der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim. Dass das Stadion nicht in Heidelberg, sondern direkt vor der Haustür hochgezogen wurde, machte ihn glücklich und erfüllte ihn mit Stolz. Heimspiele blieben Heimspiele, sie wurden keine Auswärtsspiele im Exil. Er, der Elektromeister aus "Hoffe", hatte entscheidenden Anteil an der Standortbestimmung. Immer wieder hatte er Mäzen Dietmar Hopp souffliert, immer wieder ihn zu überzeugen versucht, mit dem Verein zu Hause zu bleiben. Mit Erfolg: "Steter Tropfen höhlt den Stein", erklärte Hopp lächelnd bei einer Rede, als er über die Überredungskünste seines langjährigen Präsidenten sprach.

Leise, nicht laut. Zurückhaltend, nicht polternd. Der Mann mit der sanften Stimme leistete Überzeugungsarbeit und blieb am Ball, wenn ihm etwas am Herzen lag. Sich selbst blieb er dabei treu. Der Abteilungsleiter, der sich damals Kreispokal-Spiele in Elsenz anschaute, unterschied sich kaum vom Präsidenten, der bei Champions-League-Spielen gegen Manchester City oder Olympique Lyon auf der Tribüne saß. Hofmann blieb Hofmann. Der große Zampano war er nie, das wollte er auch gar nicht sein.

Insgesamt 54 Jahre war er dem Verein verbunden – als Spieler, als Spielausschussvorsitzender und Abteilungsleiter. Als er 1996 Vorsitzender wurde, kickte "Hoffe" in der Verbandsliga gegen den FC Dossenheim und VfB Grötzingen. Hofmann begleitete und moderierte den Weg nach oben – wie sein Verein wuchs er mit den Aufgaben. In der Bundesliga wurde er zum dienstältesten Präsidenten. Zu seinen schönsten Erlebnissen gehörte 2001 der Aufstieg in die Regionalliga unter Trainer Hansi Flick. Als die TSG mit einem 3:0 beim VfR Heilbronn die Meisterschaft in der Oberliga Baden-Württemberg unter Dach und Fach brachte, hatte Hofmann Tränen in den Augen.

Auch wenn er es genoss, zusammen mit seiner Frau Margarete und seinem Sohn Marco Bundesliga-Spiele mitzuerleben: Ein bisschen Wehmut schwang immer mit. "Früher habe ich alle Zuschauer persönlich gekannt und auch in der 2. Liga noch beim Namen nennen können. Heute gibt es natürlich nicht mehr so viele Berührungspunkte, das vermisse ich etwas", sagte er vor nicht allzu langer Zeit. Für viele Fans verkörperte er so etwas wie das "alte", das ursprüngliche Hoffenheim. Lief mal nicht alles rund, gab es Knatsch mit den eigenen Anhängern, schaffte er es, sie mitzunehmen und abzuholen.

Unvergessen, wie er nach einem Fantreffen im November 2012 in St. Leon jedem, der es wollte, seine Handynummer gab: "Wenn ihr eine Frage habt, ruft mich an. Und wenn ich nicht rangehe, rufe ich zurück", sagte Hofmann damals. Peter, der "Präsi", war immer da, immer ansprechbar. Auch für die RNZ. Für die Sportlerwahl des Jahres im Sportkreis Sinsheim kümmerte er sich um Preise – und besorgte Sitzplatzkarten für Spiele in der Fußball-Bundesliga.

"Gesundheit und zufriedene, gute Jahre", hatte sich Peter Hofmann zum 60. Geburtstag gewünscht. Das tiefblaue Herz, es hat aufgehört zu schlagen. Früh, viel zu früh. Der Verein und die Fans werden ihn nicht vergessen. Die TSG Hoffenheim ist immer auch die TSG Hofmann, wenn sie zu Hause in der Arena spielt.

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