Eintracht Frankfurt gegen 1899 Hoffenheim

Ohne Acht zur Eintracht

Die TSG fährt am Samstag mit großen Personalsorgen zum starken Mitkonkurrenten aus Frankfurt

28.02.2019 UPDATE: 01.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Werden beim Auswärtsspiel in Frankfurt schmerzhaft vermisst: Außenverteidiger Pavel Kaderabek (l.) und Stratege Florian Grillitsch (r.), hier beim jüngsten 1:1 bei RB Leipzig gegen Kevin Kampl. Hoffenheim darf sich bei der Eintracht keine Niederlage leisten, sollen die lukrativen internationalen Plätze nicht in allzu weite Ferne rücken. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Es ist in allen Berufsbranchen so, dass Qualitätsstandards ohne entsprechende personelle Ressourcen dauerhaft kaum zu halten sind. Im Profifußball-Geschäft ist dies haargenauso. Ausgerechnet im letzten Saisondrittel, wenn endgültig die Weichen für die nahe sportliche Zukunft gestellt werden, beklagt die TSG 1899 Hoffenheim massive Personalprobleme. Am morgigen Samstag (15.30 Uhr/Sky) muss "Hoffe" beim Mitkonkurrenten Eintracht Frankfurt antreten. Ohne Acht geht’s zur Eintracht - auf dem Papier gleicht dies einer Herkulesaufgabe. "Wir müssen elf gesunde Spieler finden und ihnen verklickern, dass wir uns wehren müssen", sagte TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann bei der Pressekonferenz am Donnerstag.

Nagelsmann gehört nicht zu jener Spezies von Fußball-Lehrern, die jammern, wenn ihnen Leistungsträger wegbrechen. Während des Intermezzos in der Champions League gegen Manchester City, Olympique Lyon und Schachtar Donezk hatte er aufs Wehklagen verzichtet, nun handhabt es Nagelsmann ähnlich, obgleich ihm in der Commerzbank Arena mit Kevin Vogt, Benjamin Hübner, Ermin Bicakcic, Dennis Geiger, Florian Grillitsch, Leonardo Bittencourt, Lukas Rupp (langzeitverletzt) und Pavel Kaderabek (Gelbsperre) acht TSG-Akteure nicht zur Verfügung stehen werden. An der Zielsetzung fürs Südwest-Derby ändert sich laut Nagelsmann nichts: "Die ist relativ alternativlos - selbst, wenn wir mit vier Mann antreten würden, würden wir gewinnen wollen."

Vor allem in der Defensive drückt gewaltig der Schuh. Das Innenverteidiger-Trio mit Vogt, Hübner und Bicakcic hätte "Hoffe" gegen die Frankfurter Adler-Träger gut gebrauchen können, schon aus Gründen der Erfahrung. Besonders schwer wiegt der Ausfall des tschechischen Verteidigers und Laufwunders Kaderabek wegen seiner fünften Gelben Karte beim 1:1 in Leipzig. Gerade über die Außenbahnen entwickeln die heißen Hessen viel Gefahr.

Und da auch "Ösi" Grillitsch, der bei RB geschickt die ihm zugedachte Rolle als Pendler zwischen der Sechser-Position und der Innenverteidigung ausfüllte, einen schmerzhaften Schlag auf die Wade im Stall der "Bullen" erhalten hatte, wird es Hoffenheim an taktischer Variabilität mangeln. Einen gewissen Bumerang-Effekt, bedingt durch die Leihgeschäfte von Kevin Akpoguma (Hannover 96), Justin Hoogma (FC St. Pauli) und Havard Nordtveit (FC Fulham), wollte Nagelsmann nicht wegdiskutieren. "Wenn man jetzt drauf schaut, würden wir es sicher nicht machen", konstatierte der Oberbayer, lächelte leicht gequält und zuckte mit den Schultern.

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Müßig: So flott können sich die Koordinaten eines Gefüges ändern, jetzt sind vor allem Entwicklungskräfte wie Stefan Posch (21) und Kasim Adams Nuhu (23) im Abwehrblock gefordert. Das ungleiche Gespann trägt am Wochenende ein hohes Maß an Verantwortung. Ob sie damit zurecht kommen werden?

Nagelsmann weiß natürlich um das Tempo, die Dynamik und die Durchschlagskraft der Hausherren. Luka Jovic, Ante Rebic und Sébastien Haller machen an vorderster Front Alarm - der Serbe, Kroate und Franzose ergänzen sich kongenial. Nagelsmann lobte die Eintracht ausgiebig: "Das ist eine richtig gute Mannschaft, eine Mannschaft mit sehr viel Herz. Das ist kein Rumgebolze, alles hat eine klare Struktur." Der neue Trainer und Niko-Kovac-Nachfolger, Adi Hütter, habe "ein stabiles Konstrukt übernommen" und ein paar erfrischende Elemente eingebaut.

"Adi ist ein sehr guter Trainer. Darüber hinaus machen auch Fredi Bobic und Bruno Hübner offensichtlich einen guten Job", sagte Nagelsmann über einen Traditionsklub, der mit seiner Multikulti-Ausrichtung und vielen Multitalenten bestens fährt. Der besonnene Vorarlberger Hütter (49) vermittelt seinem Kollektiv Leichtigkeit, Schnelligkeit und jede Menge Selbstvertrauen. Die Eintracht tritt bislang meist - ob national oder international - im Stil eines Spitzenteams auf. Das ist der kleine, feine Unterschied zur TSG. "Tabellarisch wäre für uns deutlich mehr möglich gewesen", grummelte Nagelsmann. Seine Schützlinge dürfen ab sofort keine Chancen (und Punkte!) mehr liegen lassen.

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