1899 Hoffenheim

Manager Rosen will "nicht in die Champions-League-Falle treten" (plus Fotogalerie)

Warum Hoffenheims Manager Alexander Rosen keine großen Transfers mehr plant - Bisher wurden über 25 Millionen Euro in den neuen Kader investiert

31.07.2018 UPDATE: 31.07.2018 22:45 Uhr 5 Minuten, 26 Sekunden

Freut sich auf die neue Saison und hofft auf mindestens eine "Mega-Mannschaft" als Gegner in der Champions League: TSG-Manager Alexander Rosen. Foto: Hinterramskogler

Von Joachim Klaehn

Windischgarsten. Alexander Rosen, Manager der TSG 1899 Hoffenheim, suchte sich am Dienstag nach einer Trainingseinheit der "Nagelsmänner" ein schattiges Plätzchen, denn das Thermometer kletterte auch in Oberösterreich auf 32 Grad. Vor einer mitgereisten Journalistenrunde gab der 39-jährige Augsburger, seit 2. April 2013 beim Kraichgauklub als Direktor Profifußball in Amt und Würden, die Marschrichtung in sportlicher wie wirtschaftlicher Hinsicht für die Spielzeit 2018/2019 vor. Hoffenheim plant trotz der Champions-League-Premiere keine teuren Transfers mehr, nachdem mit Kasim Adams Nuhu, Joshua Brenet, Ishak Belfodil, Vincenzo Grifo und Leonardo Bittencourt fünf namhafte Neuzugänge vor dem Bundesliga-Start am 24. August beim FC Bayern München an Land gezogen wurden.

> Alexander Rosen über die Champions League und Wunschgegner für die Gruppenphase: (lacht) "Wir rechnen ja schon mit einem Großen. Gerade in dem ersten Topf müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht einen ganz attraktiven Gegner erwischt. Diesen besonderen Gegner wünschen wir uns auch: Ob das Juventus Turin mit Ronaldo ist - oder Real Madrid, die haben schließlich auch ein paar Stars! Es wäre tatsächlich schön, wenn es eine dieser Mega-Mannschaften würde. Dann können sich alle freuen, nicht nur wir. Das ist wirklich ein Thema in der ganzen Region, das merkt man schon im Vorlauf dieser Saison."

> Rosen zur Frage, ob das Team denn gewappnet für die höheren Aufgaben sei: "Wir sind natürlich nicht auf Augenhöhe mit den genannten Klubs, außer dass wir uns über unsere sportlichen Leistungen für diesen höchsten Vereinswettbewerb in Europa qualifiziert haben. Wenn ich den Kader dieser Mannschaften ansehe, dann kann ich nicht sagen: Ja, wir sind gewappnet und hauen die jetzt weg. Aber wir sind gewappnet, wie wir das angehen, was wir uns zutrauen, wie wir hier arbeiten, welchen Ehrgeiz wir haben. Wir sind zumindest gut vorbereitet."

Hintergrund

Herdling hospitiert

TSG-Urgestein Kai Herdling ist am Dienstag in Windischgarsten angekommen und wird dort drei Tage lang hospitieren. Der 34-Jährige hatte seine Profi-Karriere 2016 unter Markus Gisdol beendet. Vergangenes Jahr war Herdling Assistent

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Herdling hospitiert

TSG-Urgestein Kai Herdling ist am Dienstag in Windischgarsten angekommen und wird dort drei Tage lang hospitieren. Der 34-Jährige hatte seine Profi-Karriere 2016 unter Markus Gisdol beendet. Vergangenes Jahr war Herdling Assistent bei U 23-Trainer Marco Wildersinn in der Regionalliga, nun hat er Hoffenheims U 16 hauptverantwortlich übernommen. A-Lizenzinhaber Herdling sieht man mit Nagelsmann und Co. häufig fachsimpeln. Und in der TSG-Trainer-Akademie kann man sich für höhere Aufgaben empfehlen …

Hübner trainiert

Gestern stieg Innenverteidiger Benjamin Hübner wieder ins Mannschaftstraining ein. Der 29-Jährige hatte zuletzt wegen Wadenproblemen pausieren müssen. Seine Präsenz war sofort bemerkbar. "Ja, Junge!", unterstützte er gerade die Talente nach energischen Tacklings lautstark. Philipp Ochs wird am heutigen Mittwoch ins Trainingscamp nachreisen. Der grippale Infekt bei Robin Hack ist hartnäckiger als gedacht, der 19-Jährige bleibt nun definitiv zu Hause.

"Hoffe" im TV

"Hoffes" Testspiel gegen den italienischen Serie-A-Klub Chievo Verona wurde am Samstag um eine Stunde vorverlegt und wird nun bereits um 16 Uhr in der Renner-Arena (Kapazität: 3000 Zuschauer) von Wels angepfiffen. Grund dafür ist die Live-Übertragung von Sport1. Die Gelb-Blauen belegten 2017/18 Rang 13 in Italiens Eliteliga. Für Chievo agiert Gianluca Gaudino, 21-jähriger Spross des Ex-Waldhöfers Maurizio Gaudino (51). jog

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> Rosen zum ausdrücklichen Hinweis der Experten, dass in Hoffenheim jedes halbe Jahr das Niveau merklich steigen würde: "Das ist schön, wenn es so bewertet wird. Bei den komplexen Übungen im Trainingslager gelingt die Umsetzung jedenfalls viel schneller. Wir haben eine Kaderentwicklung, die dem internationalen Wettbewerb geschuldet ist. Die Kaderqualität und auch die Anzahl der Spieler machen wir natürlich bewusst, um auf diese Aufgaben entsprechend vorbereitet zu sein. Nach dem Testspiel gegen Heerenveen bin ich auf der Heimfahrt mal die Spieler durchgegangen, die nicht angefangen haben: Das waren Hübner, Adams, Akpoguma, Brenet, Zuber, Geiger, Grillitsch, Grifo, Kramaric, Belfodil - das ist eine Bundesliga-Startelf und ein Indiz dafür, welche Entwicklung wir genommen haben. Jetzt haben Sie von mir mehrfach gehört, dass wir jedes Jahr einen Betrag von zehn plus x Millionen Euro brauchen, um die Null zu halten, um positiv zu wirtschaften. Grundsätzlich ist es ja die Haltung der TSG, ausgeglichene Bilanzen zu erzielen. Nun haben wir ein paar Sondereffekte, leider auch einen internationalen Grundsockelbetrag, der gestaffelt ist. Da kriegt Real Madrid das Dreifache wie die TSG 1899 Hoffenheim! Aber wir sind über die Jahre hinweg auch in der Fernsehgeld-Tabelle gestiegen, haben das Sponsoring gut weiterentwickelt. Wir brauchen die großen Transfers nicht, wir haben mehr Kraft, nein zu sagen. Trotzdem wollen wir auf ‚Null plus‘ wirtschaften, das ist eine starke Entwicklung."

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> Rosen zum Geschäftsmodell: "Ich habe immer gesagt, wir wollen kein Geld aufs Konto legen. Wir wollen investieren, wir wollen wachsen, in externe Kräfte, aber auch in die eigene Gruppe. Wir haben knapp über 25 Millionen Euro in die neuen Spieler investiert. Wir hatten seinerzeit den Ausnahmetransfer mit Andrej Kramaric. Was vor wenigen Jahren ein drei, vier Millionen-Transfer war, ist jetzt ein fünf, sechs Millionen-Transfer. An das oberste Regal kommen wir nicht. Und man darf nie vergessen bei Ablösen: Es gibt dahinter auch Gehälter. Wir dürfen nicht in die Champions-League-Falle treten und das ausgeben, was wir in diesem Jahr einnehmen werden. Wir sind nachhaltig gut aufgestellt, was die Marktwerte in unserem Kader betrifft."

> Rosen über die momentane Kadergröße von summa summarum 33 Profis: "Unser Kader ist in der Tat noch ein bisschen zu groß. Für mich sind es keine 33 Spieler, sondern aktuell 31 Spieler, mit Amade und Baumgartner integrieren wir zwei junge, außergewöhnliche Talente. Die ziehe ich ab, das ist mit beiden so kommuniziert - sie sind Perspektivspieler. Dann haben wir mit Geiger und Rupp zwei Langzeitverletzte, also sind wir bei 26 plus drei - das war die Kadergröße des letzten Jahres. In einer internationalen Saison dürfen es 26 Profis sein."

> Rosen zum Teilaspekt, auf dem Papier acht Innenverteidiger zu haben: "Wir spielen bekanntlich mit drei Innenverteidigern, wenn man die Position doppelt besetzt, ist man schon bei sechs. Richtig!? Wir legen großen Wert auf viel Variabilität, was die Grundordnung, aber auch einzelne Positionen anbelangt. Dann nimmt man noch einen für die internationale Teilnahme hinzu, und einer spielt vorwiegend auf der Sechs."

> Rosen zum neuen Abwehrrecken Kasim Adams Nuhu: "Er hat in den ersten Einheiten gezeigt, dass da eine besondere Qualität vorhanden ist. Da ist eine gewaltige Physis, Kasim ist ein außerordentlicher Athlet, der dabei ein Superfußballer ist. Der wird sicher noch ein paar Themen haben mit der hohen Verteidigung etwa, aber wir werden ihn schulen. Wir haben diesen Spieler länger begleitet und wollten ihn dazu holen. Wenn wir dieses Jahr nicht in der Champions League wären, hätte es diesen Zukauf nicht gegeben. Bei Kasim hängt perspektivisch ganz viel Fantasie dran."

> Rosen zum Status quo der Dauerleihspieler Joelinton und Pires: "Auch da stellt sich wie bei ganz jungen Spielern die Frage, was wann genau Sinn macht. Wenn man Joelinton in den bisherigen Testspielen sieht, was er schon gezeigt hat, dann muss ich sagen: Der ist eine furchtbare Kante da vorne und kann richtig gut kicken. Ihm hat die Leihe richtig gut getan, es war ein Spieler, den wir mit 18 Jahren geholt haben. Es war ein Integrationsjahr für ihn, es war ein Jahr, das unrund lief bei der TSG, er hatte außerdem größere Schwierigkeiten mit der Sprache. Doch wir haben Joelinton bewusst geholt: 1,92 Meter Körper, Tempo, Härte. Diese Leihe war sehr gut und hat gefruchtet. So bauen wir Jahr für Jahr unseren Kader auf, so dass der nächste kommen kann. Und wir wissen ferner, dass wir viele eigene, gute Nachwuchsspieler haben. Aus einem Jahrgang werden nicht vier, fünf Talente in der Bundesliga integriert werden können. Das ist alles überhaupt nicht vergleichbar mit Manchester City oder Chelsea, die 65 Spieler unter Vertrag haben und diese teilweise einfach weiterschieben. Das ist bei uns ein eigenes Level - Entwicklung ist das Hauptthema bei uns, um Spieler über einen Umweg wieder einbauen zu können."

> Rosen über einen Last-Minute-Einkauf: "Wir hätten finanziell die Möglichkeit dazu, aber wir sehen uns in der Positionsvielfalt und in den verschiedenen Gruppen gut aufgestellt. Wenn noch ein Filetstück käme, dann ginge das. Es ist aber nicht so, dass wir nach den Trainingseinheiten zusammensitzen und denken: Wir müssten noch was tun."

> Rosen zum "Damoklesschwert", dass Vize-Weltmeister Andrej Kramaric noch ein lukratives, nicht abzulehnendes Angebot erhält: "Ich möchte die Frage jetzt als TSG Hoffenheim beantworten, und nicht als Bayern München oder Real Madrid. Ausschließen würde ich niemals nichts, weil ich das erstens nicht alleine entscheide und zweitens können Dinge so außergewöhnlich sein, dass man sie einfach bewerten muss. Ich kann nicht sagen: Ich lehne ein 60-Millionen-Angebot ab und erzähle es den Geschäftsführern nicht - und hoffentlich kriegt es der Herr Hopp nicht mit und wir lassen das mal unter den Tisch fallen. Ich kann Ihnen aber mit einem Strahlen und nicht sehbarem Augenzwinkern sagen: Wir sind dauernd in Kontakt mit Andrej und er freut sich, wenn er nächste Woche wieder da ist. Und ich gehe stark davon aus, dass das so bleiben wird. Er ist natürlich ein gefragter Spieler, aber vielleicht gibt es demnächst ja die Frage an ihn selbst, ob er jemals von Hoffenheim wegwollte?"

> Rosen über einen Plan B im Fall von Kramaric: "Wir sind immer vorbereitet für alle Positionen, immer! (lacht) Wir brauchen uns nichts vormachen, wenn uns ein Roberto Firmino oder ein Niklas Süle verlässt, oder ein Andrej Kramaric irgendwann einmal verlässt, dann kommt nicht sofort wieder ein gleichwertiger Akteur nach. Ideen gibt’s immer - bei allen Beteiligten."

> Rosen über das Trainerszenario nach Nagelsmann, der 2019 zu RB Leipzig wechseln wird: "Ganz realistisch: Natürlich muss man sich damit beschäftigen. Doch es wird Winter werden. Hier herrscht eine derartige Fokussierung, dermaßen Power, dermaßen Zusammenhalt im Trainingslager - sowie eine große Vorfreude auf die kommende Saison. Darauf liegt der Schwerpunkt. Wir wollen wieder etwas reißen, dafür werden wir alles geben. Wir haben tatsächlich genügend Zeit, auch wenn ich vermute, die Frage nicht zum letzten Mal gehört zu haben."

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