1899 Hoffenheim

"Gibt es nichts Wichtigeres, als sich über eine Drohne zu unterhalten?"

Das 1:1 der Kraichgauer bei Werder Bremen war nicht das Thema Nummer eins

20.12.2018 UPDATE: 21.12.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Augen zu und durch: Nico Schulz (l.) hatte nach dem Remis bei Werder keine Lust, sich über Drohnen zu unterhalten. Foto: APF

Von Achim Wittich

Bremen. Nico Schulz war am Mittwochabend zu später Stunde in der Mixed-Zone des Bremer Weserstadions leicht angesäuert. Das 1:1 bei den Werderanern schmeckte dem Nationalspieler so gar nicht, obwohl 1899 Hoffenheim nach der furiosen zweiten Halbzeit der Hanseaten mit dem Unentschieden mehr als zufrieden sein konnte. "Die Stimmung bei uns ist nie gut, wenn wir nicht gewinnen. Also ist die Stimmung nicht gut", beantwortete er unsere Frage, wie die Gefühlslage in der Kabine denn so sei.

Als dann auch noch der Kollege vom Boulevard nachhakte, wie denn die Mannschaft den "Dohnen-Angriff" beim Abschlusstraining am Dienstag wahrgenommen habe, hatte der gebürtige Berliner die Schnauze endgültig voll: "Gibt es denn nichts Wichtigeres, als sich über eine Drohen zu unterhalten", war er sichtlich genervt. Er versuchte schnell noch einen Scherz: "Ich habe dann noch viel besser trainiert."

Dass es in der Bundesliga nun eine neue Form der Gegnerbeobachtung gibt, war das Hauptthema des Abends. Bremens Geschäftsführer Frank Baumann hatte seine liebe Mühe und Not, den Sachverhalt herunterzuspielen. Er gab zwar zu, dass ein Scout des Vereins ans Trainingsgelände der Hoffenheimer in Zuzenhausen entsendet worden war. Über die Art und Weise der Spionagetour seien er und Trainer Florian Kohfeldt aber nicht informiert gewesen.

Das wiederum würde nicht unbedingt für eine optimale Kommunikation der Bremer Beteiligten sprechen. Und sollte es doch anders gewesen sein, gibt der SVW auch kein gutes Bild ab. Baumann flüchtete sich anschließend in Ausreden: "Wir haben auch schon Leute bei uns aus dem Gebüsch gezogen oder vom Baum geholt." Dann lenkte er ein: "Alles, was illegal ist, ist nicht akzeptabel. Wir werden das erst einmal intern bereden."

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Julian Nagelsmann nahm das Ganze ziemlich gelassen hin und blieb sachlich. "Es geht hier in erster Linie um die Sicherheit", sagte er auf der Pressekonferenz und hielt sich in seiner Beurteilung vornehm zurück. Netter Aspekt am Rande: "Schon vor zwei Jahren hatte der stets innovative Coach angekündigt, Drohnen zur eigenen Trainingsbeobachtung einsetzen lassen zu wollen.

Fußball gespielt wurde auch an diesem unterhaltsamen Abend und am Ende waren sich alle Beteiligten einig, dass die Gastgeber den Sieg verdient gehabt hätten. Geburtstagskind und Torschütze Leonardo Bittencourt gab freimütig zu: "Wenn wir das Spiel betrachten, nehmen wir den Punkt gerne mit." Sein Trainer sah das kurz vor Mitternacht nicht anders und sagte, bevor er ein "frohes Weihnachten und einen guten Rutsch an alle aus Bremen" wünschte: "Es ist ein glücklicher Punkt für uns, Werder war die bessere Mannschaft."

Vorm Nord-Süd-Duell hatte Nagelsmann festgestellt: "Wir sind alle drei Tage in der Lage, mehr zu laufen als unser Gegner." Er gehe davon aus, dass das auch diesmal so sein werde - und sollte damit nicht falsch liegen. Die Statistik wies nach den insgesamt 95 Minuten eine Laufleistung von 127,49 Kilometer für die Grün-Weißen aus, die Blau-Weißen - diesmal in ihren orangefarbenen Trikots - kamen auf 129,65 Kilometer. Dennoch stellte Nagelsmann fest: "Das Auffälligste heute war, dass wir nach der Pause auf vielen Positionen sehr müde waren." Das führte dazu, dass die Bremer sich eine Vielzahl hochkarätiger Chancen herausarbeiteten, während "Hoffe" nur noch vereinzelt Nadelstiche setzen konnte.

Den jetzt 25 Jahre alten Bittencourt hielt das nicht davon ab, für das abschließende Heimspiel der Hinrunde am Sonntag (18 Uhr/live auf Sky) gegen den FSV Mainz 05 letztmals in diesem Jahr eine starke Vorstellung anzukündigen. "Wir werden noch einmal ein Feuerwerk abliefern", ist er von einem Erfolg gegen die Profis aus der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt überzeugt, bevor es in die nicht einmal vierwöchige Winterpause geht. Schon am Freitag, 18. Januar (20.30 Uhr), eröffnet die TSG in der Rhein-Neckar-Arena die Rückrunde. Zu Gast ist dann kein Geringerer als der FC Bayern München.

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