1899 Hoffenheim

Darum ist Alfred Schreuder der Gegenentwurf zu Julian Nagelsmann

Neuer TSG-Coach brennt für seine Aufgabe - Sachlicher Analytiker, kein Entert(r)ainer

26.08.2019 UPDATE: 26.08.2019 15:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Da geht’s lang: In Hoffenheim hört in der Saison 2019/2020 alles auf das Kommando von Trainer Alfred Schreuder. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Als alle Antworten gegeben sind, wechselt Alfred Schreuder die Rolle, "Wie ist denn Euer Eindruck bislang?", fragt der Niederländer die versammelten Journalisten. Es ist der vorletzte Tag im österreichischen Windischgarsten, wo die TSG Hoffenheim zum wiederholten Mal ihr Trainingslager aufgeschlagen hat und mit ihrem neuen Trainer am Feinschliff arbeitet.

Eine gute Dreiviertelstunde nimmt sich Schreuder nach dem Mittagsessen im Mannschaftshotel Zeit, um den mitgereisten Reportern Rede und Antwort zu stehen - aber eben auch, um sich selbst ein Bild von den Fragestellern zu machen.

Der 46-Jährige saugt alles auf. Die Eindrücke auf dem Trainingsplatz sowieso, aber auch die kurzen Gespräche mit den Fans, den Austausch mit den TSG-Mitarbeitern sowie die Pressetermine.

Egal, ob im Trainingslager oder in den Vorbereitungswochen in Zuzenhausen. Eine Sache ist immer zu spüren: Alfred Schreuder brennt auf seine Aufgabe. Auf die neue Rolle als Chefcoach eines Bundesligisten.

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Er hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn es gleich nach einer Woche ernst geworden wäre, hatte Schröder vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal bei den Würzburger Kickers gesagt. Dass seine Mannschaft allerdings noch ein bisschen Zeit braucht, den vom Niederländer geforderten dominanten Fußball mit der nötigen Effektivität zu spielen, wird sowohl beim Zittersieg in Würzburg als auch in der Vorwoche beim 0:1 in Frankfurt sichtbar. Gegen Bremen gab es nun am Wochenende den ersten Sieg.

Schröder, einst als Assistent von Huub Stevens in den Kraichgau gekommen, unter Julian Nagelsmann Co-Trainer geblieben und dann Anfang 2018 als Assistent zu Ajax Amsterdam gewechselt, kennt die TSG aus dem Effeff. Und doch hätte er sich für seine zweite Station als Cheftrainer nach dem Engagement bei Twente Enschede (2014 bis 2015) ein leichteres Erbe aussuchen können. Nicht nur, dass im Sommer im Kader der größte Umbruch der vergangenen Jahre vollzogen werden musste.

Sportlich war unter Vorgänger Julian Nagelsmann mit den Rängen vier und drei 2017 und 2018 für Hoffenheimer Verhältnisse das Ende der Fahnenstange erreicht. An diesen Ergebnissen wird - trotz Platz neun im Vorjahr - mittelfristig auch Schröder gemessen. Wenngleich es vom Verein keine konkrete Vorgabe gibt.

"Fußball spielen, der die Menschen begeistert", lautet Schreuders Motto, das manchmal auch so klingt: "Wir wollen offensiv und mutig auftreten, aber nie naiv." Sprich: Gegen einen Drittligisten zweimal in Führung zu gehen und zweimal den Ausgleich zu bekommen, darf genauso wenig passieren wie nach 36 Sekunden das entscheidende Tor gegen Frankfurt zu kassieren.

Entscheidend wird sein, ob es Schreuder gelingt, was auch sein Vorgänger oft vergeblich versucht hatte: seinem Team den Schlendrian auszutreiben. Der Spielplan lässt dafür allerdings wenig Zeit. Es warten unter anderem Leverkusen, Wolfsburg, Gladbach, die Bayern, Hertha und Schalke auf die TSG, ehe Ende Oktober die zweite Runde im DFB-Pokal in Duisburg ansteht.

Dass mit Benjamin Hübner und Florian Grillitsch zuletzt zwei wichtige Stützen angeschlagen fehlten und die beiden Topstürmer Andrej Kramaric und Ishak Belfodil die Vorbereitung verpasst haben, macht die Aufgabe nicht leichter. Die Neuzugänge in der Zentrale, Sebastian Rudy und Diadie Samassékou, dürfen sich jedenfalls keine allzu lange Eingewöhnungszeit nehmen, wenn der Herbst ein goldener werden soll.

Schreuder ist der Gegenentwurf zu Nagelsmann: ein sachlicher Analytiker, kein Entert(r)ainer. Und doch erfreut er sich genauso großer Beliebtheit im Umfeld der TSG. Seine Schützlinge, denen Schreuder das Duzen angeboten hat, zeigen sich bislang äußerst angetan von Arbeit und Ansprache ihres neuen Chefs.

Beim "Rollentausch" in Windischgarsten geben die Medienvertreter ein ähnliches Feedback. Am Ende gilt freilich auch für Schreuder, ganz nach Adi Preißler: "Entscheidend is auf’m Platz."

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