Johannes Morlo. Foto: Eßlinger
Von Benjamin Auber
Johannes Morlo (30) ist Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium in Rheinfelden und hat mit seinen Schülern ein Projekt über Lernvideos gestaltet.
Herr Morlo, Lernvideos sind immer verfügbar und sehr beliebt. Sind Lehrer damit bald überflüssig?
Auf keinen Fall. Das Lernvideo bietet aber einen idealen Zusatz für den Unterricht. Es kann aber einen Lehrer nicht ersetzen, weil das Gesehene auch immer kritisch hinterfragt werden muss.
Warum im Unterricht aufpassen, wenn ich mir ein paar Videos reinziehen kann und es dann doch für eine Vier reicht?
Wenn es für die Schüler der Anspruch ist, eine Vier zu kriegen, können Lernvideos mitunter für viele Klausuren ausreichen. Ist das aber wirklich ein Ziel? Nur im absoluten Notfall. Viele Schüler haben nicht die nötige Erfahrung, um das zielgenau einzusetzen. Im Fach Geschichte vermitteln solche Videos reines Faktenwissen, was aber heutzutage nicht mehr unbedingt gefragt ist. Größere Zusammenhänge zu erfassen und mit Quellen fachmännisch umzugehen - das können Lernvideos in der Regel nicht leisten.
Ist es sinnvoll, dass auch Lehrer auf solche Videos setzen, beispielsweise als Material für den Unterricht?
Lehrer sollten sich überlegen, ob sie sich nicht die Vorteile von Lernvideos zunutze machen. Die Kompaktheit und das Wissen, das in kürzester Zeit dargestellt wird, kann ein Vortrag oft nicht erfassen. Ein Thema in fünf Minuten damit einzuführen, hilft im weiteren Verlauf des Unterrichts. Auch andere Themenbereiche können erfasst werden.
Was macht gute Lernvideos aus?
Die Fakten müssen stimmen. Darüber hinaus sollte es visuell ansprechend sein, um die Aufmerksamkeit bei den Schülern zu bekommen. Ein Lehrer, der im Video vor der Tafel etwas aufzeichnet, packt keinen Schüler. Außerdem muss es kurz und knackig sein - eine Viertelstunde ist meist viel zu lang. Von Lernvideos, die keinen schlüssigen Einstieg oder eine nachvollziehbare Gliederung haben und nicht das Gelernte zusammenfassen, sollte man lieber die Finger lassen.
Kann es zum Problem werden, wenn die Informationen einfach ungefiltert im Netz stehen, ohne Prüfung?
Als Schule sind wir gefordert, den Schülern den kritischen Umgang mit allen Materialien beizubringen. Mittlerweile hat sich der Markt im Gegensatz zu vor fünf Jahren etwas gewandelt. Die Autoren werden professioneller und wenn ein Video falsche Fakten vermittelt, wird es nicht mehr geklickt. Schüler sollten aber nie blind solchen Angeboten vertrauen.
Merken Sie eigentlich, ob Schüler sich online helfen lassen?
Ab der achten Klasse arbeiten sehr viele Schüler mit Lernvideos. Ich glaube, heutzutage schaut sich fast jeder Schüler ab der Mittelstufe kurz vor einer Klausur ein solches Video an. Schüler, die sich doppelt informieren, also mit Heft und Video, sind auf der sicheren Seite.