Marian Schreier ist der jüngste Bürgermeister Baden-Württembergs

Im März 2015 wählten die Menschen in Tengen im Kreis Konstanz Schreier mit deutlicher Mehrheit zum Stadtoberhaupt.

15.12.2015 UPDATE: 16.12.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden

Von Daniel Bräuer

Zuständig für 4500 Einwohner, direkter Vorgesetzter von rund 20 Mitarbeitern - die städtische Kita, den Bauhof oder die Abwasserentsorgung noch nicht mitgerechnet: Marian Schreier gilt als der jüngste Bürgermeister in Baden-Württemberg und hat in dieser Wertung den Haßmersheimer Rathauschef Michael Salomo abgelöst. Im März 2015 wählten die Menschen in Tengen im Kreis Konstanz Schreier mit deutlicher Mehrheit zum Stadtoberhaupt.

Sein Alter habe schon im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt, betont Schreier. Und das tue es auch jetzt nicht, wenn er mit Gemeinderäten oder Bürgermeistern aus Nachbarorten diskutiert, die ohne Probleme seine Eltern sein könnten. "Da gibt es keine Vorbehalte, die Zusammenarbeit ist sehr konstruktiv und gut", sagt er. Das Amt selbst verleiht die Autorität. Zumal viele Bürgermeister in der Region sehr jung anfingen. So wie Schreiers Vorgänger, der ebenfalls 25 war - und dann mehr als 40 Jahre im Amt blieb. "Wenn man informiert auftritt und Bescheid weiß, wird man schnell akzeptiert", so Schreier, der in Konstanz Politik- und Verwaltungswissenschaft studiert hat, nach einem halben Jahr im Amt.

"Ich bin nicht hergekommen und habe gesagt: Ab jetzt wird alles anders", sagt Schreier. "Das wäre der falsche Weg, egal in welcher Position." Da auch der Bürgermeister im Gemeinderat nur eine Stimme unter vielen hat, kann er wenig durchsetzen, ohne dafür eine Mehrheit zu organisieren. Klassisches Politikhandwerk, das er zum Beispiel auch als Praktikant im Bundestagsbüro von Peer Steinbrück kennengelernt hat, ehe er sich für den Posten im Tengener Rathaus beworben hat.

"Nur Moderator oder Verwalter zu sein, das reicht nicht. Dann schläft die Gemeinde ein", sagt er. "Man muss eine klare Linie vorgeben und eine Vorstellung haben, wie man die Gemeinde entwickeln möchte."

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Dazu möchte er im kommenden Jahr eine große Diskussion darüber anstoßen, wie Tengen in zehn oder 15 Jahren aussehen soll. Bislang allerdings beschäftigen ihn vor allem aufgezwungene Themen mit wenig Spielraum: das chronische Defizit des örtlichen Pflegeheims oder die Unterbringung von Flüchtlingen etwa.

Ein Etappenziel hat Schreier auf jeden Fall schon erreicht: Schon allein, um zwischen den Tengener Teilorten mobil sein zu können, hat er den Führerschein gemacht - gleich nach seiner Wahl, noch vor dem Amtsantritt in Mai. Danach wäre auch kaum noch Zeit dafür gewesen.