Plus Karlsruher Institut für Technologie

Küchen-Roboter "Armar 3" ist stets zu Diensten

Am Karlsruher Institut für Technologie wird der Küchen-Roboter "Armar 3" entwickelt - Die Humanoide Haushaltshilfe macht sogar Menüvorschläge

14.12.2017 UPDATE: 16.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden

Der freundliche Küchen-Roboter "Armar 3" checkt kurz die Lage und greift dann nach den bestellten Kaffeefilter-Tüten. Auch rohe Eier balanciert er ohne Probleme. Foto: Knopf

Von Volker Knopf

Keine Frage, "Armar 3" ist ein umgänglicher Zeitgenosse und äußerst zuvorkommend. Der humanoide Haushaltsroboter agiert gerne als Chef de Cuisine in der heimischen Küche. In diesem Falle in der nachgebauten Küche des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Es hat ein wenig den Hauch von Science-Fiction, wenn der menschenähnliche Roboter mit Kochhaube so vor sich hinwerkelt. Er kann mal eben den Tisch abräumen, eine Packung Reis aus dem Kühlschrank holen oder ruckzuck die Geschirrspülmaschine beladen und anwerfen.

Dazu hat "Armar 3" eine wohltönende Stimme und ist stets zu Diensten. Servilität als Programm, wenn man so will. "Er hat eine Wissensdatenbank und kann sogar Menü-Vorschläge machen", sagt Fabian Paus, der gemeinsam mit Markus Grotz die freundliche Küchen-Hilfe programmiert. Beide sind Doktoranden am Institut für Anthropomatik und Robotik des KIT und füttern "Armar 3" mit Algorithmen. Bei der "European Robotic Week 2017" haben die Forscher nun den von ihnen entwickelten Roboter der Öffentlichkeit vorgestellt.

Hintergrund

> Roboter: Neben Küchen-Robotern gibt es beispielsweise auch Industrie-, Service- und Medizin-Roboter. Der Begriff "Anthropomatik" wurde von Karlsruher Informatikprofessoren als die Wissenschaft der Symbiose zwischen Mensch und Maschine geprägt und

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> Roboter: Neben Küchen-Robotern gibt es beispielsweise auch Industrie-, Service- und Medizin-Roboter. Der Begriff "Anthropomatik" wurde von Karlsruher Informatikprofessoren als die Wissenschaft der Symbiose zwischen Mensch und Maschine geprägt und kennzeichnet ein Forschungsgebiet, das sich mit menschzentrierten Themen beschäftigt. Ziel ist die Erforschung und Entwicklung menschgerechter Systeme mit Mitteln der Informatik. Das KIT, das aus der ältesten Technischen Hochschule Deutsch-lands hervorging, ist weltweitend mitführend auf dem Feld der Informatik und Datenverarbeitung. Rund 30.000 Studenten sind am KIT eingeschrieben.

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Es ist faszinierend zu beobachten, wie "Armar 3" die an ihn gestellten Aufgaben erledigt. "Bitte mal die Packung mit Kaffeefiltern auf dem Küchenschrank abräumen." Kein Problem, die Ein-Mann-Robo-Küchenbrigade bestätigt freundlich die ihm gestellte Aufgabe und bewegt sich dank in alle Richtungen drehbarer Räder hin zum Tisch. Guckt erst mal rum und checkt die Lage. Die Packung erkennt er am Muster. Dann werden ganz entspannt die Arme ausgebreitet, kurz wird "überlegt", welcher Arm dem Objekt am nächsten ist und schon greift der Roboter-Arm ganz geschmeidig die Packung Filtertüten.

Der Betrachter staunt stumm. "Er hat Hände mit pneumatischer Unterstützung. Die funktionieren sehr sensibel", erläutert Fabian Paus. Selbst rohe Eier kann die kabellose Küchenhilfe mit ihren feinfühligen Greifern balancieren. Alltägliche Aufgaben in der Küche erledigt "Armar 3" vollkommen selbstständig. Mittels drei 3-D-Laserscannern macht sich der Roboter ein dreidimensionales Bild der Küche und kann so seine komplette Umgebung "sehen". Er ist sogar in der Lage, Bewegungsabläufe, die ihm vom Menschen vorgeführt werden, nachzuahmen und zu speichern.

Ein "Kollege" von "Armar" ist derzeit als Transportarbeiter in einem Lager in London tätig, ein weiterer bereitet innerhalb eines EU-Projekts ein mehrgängiges Abendessen vor. "Wenn Menschen und Roboter zusammenarbeiten, kann es schnell gefährlich werden. Sicherheit hat dabei höchste Priorität", erklärt Torsten Kröger, Informatik-Professor am KIT. Der Robotik-Experte, der erst kürzlich vom Silicon Valley an die Hochschule im Badischen gewechselt ist, arbeitet daran, die Wahrnehmungsfähigkeit und Geschicklichkeit der humanoiden Maschinen weiter zu verbessern.

"Wir entwickeln derzeit einen Roboter, der alles dransetzt, Kollisionen zu vermeiden. Er geht physikalisch bis an seine Grenzen, um den Kontakt aus dem Weg zu gehen." Wie lange es wohl dauern wird, bis Küchen-Roboter wie "Armar" in Serie gehen und alltäglich werden? "Die Entwicklungskosten sind natürlich enorm, und es ist schwer, Prognosen zu wagen. Aber ich denke, bis 2030 wäre dies möglicherweise zu schaffen. Bis dahin möchte ich spätestens einen im Haus haben", merkt Professor Tamim Asfour, Gruppenleiter Humanoide Robotik am Institut für Anthropromatik, schmunzelnd an.